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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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unangenehmer als Mr. Longsands. Dieser Wagen gehörte nämlich — neben zwei anderen — einer reichen Witwe, die noch nicht ganz alt und auch nicht mehr ganz jung war. Sie war exzentrisch, hysterisch, redelustig wie alle Kongreßabgeordneten zusammen und außerdem auch eine Nervensäge schlimmster Sorte.
    Ich brauchte über fünfundvierzig Minuten, bis ich herausgefunden hatte, daß sie den Chrysler übers Wochenende zu einer ausgedehnten Spazierfahrt in die Blue Mountains benutzt hatte, von der sie erst am Montagabend gegen elf Uhr zurückgekommen war. In ihrem Redefluß erwähnte sie glückseligerweise, daß sie nachmittags gegen drei, in einem Nest dreihundert Meilen von New York entfernt, in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde, den sie natürlich nicht verursacht hatte. Aber die rücksichtslose Polizei hatte die arme Frau fast eine Stunde lang in diesem Nest aufgehalten.
    Mein Anruf, nachdem ich endlich den Klauen dieser Person entronnen war, ging natürlich an die Polizeistation dieses Nestes. Die Angaben der reichen Witwe wurden bestätigt. Womit auch sie ausschied. Denn wenn sie gegen drei Uhr nachmittags noch dreihundert Meilen von der City entfernt war, dann hätte sie nicht eine Viertelstunde nach drei schon mitten in New York sein können. Dieses Kunststück hätte sie kaum mit einem Flugzeug neuester Konstruktion, schon gar nicht mit einem gewöhnlichen Auto fertigbringen können.
    Als ich diese beiden Adressen streichen konnte, war es auch schon nach zehn, und der erste Anruf in der Zentrale war fällig. Ich erledigte ihn, wobei ich nur erfuhr, daß es bei Phil genauso trübe aussah wie bei mir. Er hatte allerdings schon drei Adressen abgeklappert.
    Ich machte mich an meinen dritten Kunden. Hier sah die Sache schon anders aus. Mr. Robert L. Shewers war ein Geschäftsmann, der sein Büro in der City hatte und täglich zweimal in die Stadt fuhr: um acht Uhr dreißig früh und um zwei Uhr mittags. Um halb drei wäre er regelmäßig in seinem Büro in der 18. Straße, und der Wagen stünde bis zu seiner Heimfahrt auf dem Parkplatz in der Nähe.
    Das konnte man natürlich überprüfen, da es ein bewachter Parkplatz war. Aber ich befand mich so ziemlich am anderen Ende der Stadt und verschob deshalb diese Sache auf später, um meine Route nicht extra dafür über den Haufen stoßen zu müssen.
    Nummer vier hatte es aber dann in sich!
    Ich war um zehn Minuten vor elf da. Professor Lucius D. Bertrams, Chefchirurg der Amsterson Clinic, wohnhaft in einem entzückenden Häuschen in der Nähe vom Webster Park, war Nummer vier.
    Ich klingelte am Gartentor. Nach einer Weile tönte der Summer, und ich marschierte den breiten Kiesweg zur Haustür hinauf.
    Ein niedliches Geschöpf von einem Hausmädchen empfing mich mit fragendem Blick.
    »Mein Name ist Bright«, log ich. »Ich komme von der Chrysler-Vertretung. Ich hätte gern den Herrn Professor gesprochen.«
    »Der Herr Professor ist in der Klinik«, sagte das Mädchen. »Möchten Sie mit Mrs. Bertrams sprechen?«
    »Wenn Sie so freundlich sein wollen und mich der Lady melden?«
    Sie kniff ein Auge ein und lachte spitzbübisch.- »Für Sie werde ich es tun. Weil Sie es sind, Mr. Cotton.«
    Mir blieb die Luft weg. Bevor ich mich von der Überraschung erholt hatte, flüsterte sie: »Ich kenne Sie von den Zeitungen her. Ihr Bild ist doch oft drin. Aber keine Angst, ich verrate nichts.« Sie machte eine Pause, dann sagte sie wieder mit lauter Stimme: »Wollen Sie bitte hier einen Augenblick Platz nehmen, Mr. Bright?«
    »Danke sehr, meine Dame«, sagte ich grinsend.
    Sie wurde rot und verschwand.
    Nach einer Weile kam sie wieder zurück und sagte: »Mrs. Bertrams läßt bitten.«
    Sie ging voran und führte mich in einen kleinen Salon, der sehr geschmackvoll ausgestattet war. Ich blieb stehen und wartete. Eine Schiebetür wurde aufgestoßen, und eine Frau kam herein, die man nur mit einem einzigen Satz beschreiben kann: Sie war eine Lady vom stolzen Kopf bis zu den zierlichen Füßchen.
    »Mr. Bright, nicht wahr?« sagte sie, während sie mit einem leichten Kopfnicken grüßte.
    »Ja, Mylady«, erwiderte ich.
    Sie deutete auf einen Sessel und nahm selbst gegenüber Platz. Ich wartete, bis sie saß, dann ließ auch ich mich vorsichtig in dem zerbrechlich aussehenden antiken Sesselchen nieder.
    Es erwies sich übrigens als stabiler, als es aussah.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte die Dame des Hauses.
    »Ich komme von der Chrysler-Vertretung«, erzählte ich zum

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