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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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»Phil und ich sind jetzt noch ganz durchgedreht, und unsere Presseabteilung macht Feierabend, weil kein außerordentlicher Fall anhegt. Na ja, schon gut, sie konnten es nicht wissen.«
    »Ruf doch Bill zu Hause an!«
    Bill war der Leiter unserer Presseabteilung. Wie er mit dem Familiennamen hieß, wußte kein Mensch aus unserem Bau. Er saß seit Jahr und Tag in der Presseabteilung, und nie hatte ihn jemand anders als mit Bill angeredet. »Okay, welche Nummer hat Bill?«
    »Augenblick, Jerry, ich seh’ mal in unserer Liste nach.«
    Es dauerte mehrere Augenblicke, bis mein Kollege die Nummer gefunden hatte.
    »Spring 7-3214.«
    »Spring 7-3214«, wiederholte ich und notierte mir sicherheitshalber die Nummer auf einem Zettel. »Okay, vielen Dank.«
    »Nichts zu danken. Für solche Auskünfte kriege ich sogar Gehalt«, witzelte der Mann in der Zentrale.
    Ich drückte wieder die Gabel meines Telefonapparates nieder, ließ sie hochschnellen und wählte mit einem Bleistift die Drei. Dadurch kam ich ins Ortsnetz und konnte jetzt Bills Nummer wählen.
    »Ja?« meldete sich eine Frauenstimme.
    »Cotton, FBI. Hallo!« sagte ich. »Ist Bill im Lande?«
    »Er ist gerade nach Hause gekommen. Einen Augenblick.«
    Ich hörte, wie jemand in einer Wohnung zweimal laut »Biiilll!« rief, dann vernahm ich entfernt Bills Antwort, und wenig später hatte ich ihn auch schon an der Strippe.
    »Hallo, Bill«, sagte ich. »Hier ist Jerry.«
    »Du elender Unglücksrabe«, knurrte der alte, weißhaarige Bill in seiner üblichen Art. »Wenn du mich schon anrufst, dann brauchst du mir gar nichts weiter zu erzählen. Okay, ich komme zurück ins Büro. Aber hat die Sache vielleicht so viel Zeit, daß ich eben Abendbrot essen kann?«
    »Wenn dich ein gefüllter Magen zu besseren Formulierungen hinreißt, ja. Wir müssen einen Schrieb für die Zeitungen aufsetzen, der noch heute nacht an die Redaktionen ’raus muß, damit er morgen früh erscheinen kann. Wir bitten um die Identifizierung eines etwa siebzehnjährigen Mädchens und so weiter.«
    »Ach«, brummte Bill betroffen. »Tot, die Kleine?«
    »Ja«, sagte ich. »Und leider Gottes auch noch ziemlich übel umgebracht.«
    »Pfui Deubel«, brummte Bill, »da vergeht mir der Appetit aufs Abendessen. Ich habe ja auch eine siebzehnjährige Tochter. In Ordnung, Jerry. In ’ner knappen halben Stunde bin ich da.«
    »Danke, Bill.«
    »Quatsch, das ist ja schließlich mein Beruf.«
    Bill legte den Hörer auf, was ich am Knacken in der Leitung hören konnte. Nachdenklich ließ auch ich meinen Hörer auf die Gabel sinken.
    Diese Seite der Angelegenheit war mir bisher noch gar nicht in den Sinn gekommen. Das Mädchen würde Eltern haben. Vielleicht einen Freund.
    Wie sollten wir denen nur das Grausame beibringen! Einer Mutter sagen, daß ihre Tochter…
    Na, ich hob mir diese unerfreulichen Gedanken für später auf. Aber ich spürte, wie sich in meiner Brust langsam etwas zusammenballte. Diesem Mörder würde ich die Hand auf die Schulter legen und sagen, daß er verhaftet sei. Irgendwann würde ich es tun, davon war ich felsenfest überzeugt. Und wenn ich diesen Fall fünf Jahre lang hätte bearbeiten müssen.
    Phil trat ein.
    Er schob sich den Hut aus der Stirn, knöpfte sich den Mantel auf und ließ sich vor meinem Schreibtisch in einen Stuhl mit Armlehnen fallen.
    »Das wird ein Fall!« stöhnte er.
    »Wieso?«
    Er griff in seine Brieftasche und brachte zwei Blätter heraus. Eines gab er mir.
    »Ich habe die Liste gleich mit einem Durchschlag tippen lassen«, sagte er.
    Ich sah sie an.
    »Vierunddreißig neue Chrysler von schwarzer Farbe allein im Stadtgebiet von New York«, stöhnte Phil. »Davon elf mit weiß abgesetztem Dach. Aber ich dachte mir, daß es besser sei, wenn ich alle schwarzen Chrysler aufschriebe. Man kann schließlich schnell dafür sorgen, daß ein schwarzes Dach auf einem Auto weiß wird.«
    Ich nickte.
    »Und die weißen Reifen?« fragte ich.
    »Alle elf, die ein weißes Dach schon bei der Lieferung hatten.«
    »Okay«, brummte ich. »Dann werden wir morgen die Alibis der Besitzer dieser elf Wagen überprüfen. Fang du oben in der Liste an, ich unten. Wer zuerst mit seinen fünf Schlitten fertig ist, kriegt als Belohnung noch den sechsten in der Mitte dazu.«
    »Mir soll’s recht sein«, nickte Phil. »Aber was andres wäre mir lieber.«
    Das konnte ich ihm nicht verdenken. Ein Alibi zu überprüfen ist eine stumpfsinnige und leider meistens auch zeitraubende Angelegenheit.

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