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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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vereisten Erdteil entdeckt haben könnten.
    Aber natürlich war das lediglich eine vage Vermutung. Nur Nicoles Wahrnehmung sprach dafür, daß er es hier wirklich mit Wesen einer anderen Welt zu tun hatte, mit Wesen aus einer Welt des Unfaßlichen mit Geistern aus der Unendlichkeit.
    Zamorra wußte, daß Dämonen aus den Seelen der Toten entstehen, und daß eine große Leidenschaft wie Rache, Haß oder Pflichterfüllung sie nach ihrer Umwandlung in Dämonen auf Erden in Aktion treten läßt.
    Manchmal aber waren die Dämonen auch nur böse, teuflisch und gierten nach Zerstörung und Macht. Dann waren sie Satans Abgesandte, seine unsichtbare Truppe, die der ganzen Menschheit den Kampf angesagt hatte.
    Zamorra schreckte hoch, als langsam die Tür aufschwang.
    Harriet Davis stand vor ihm.
    »Sie, Madam?« fragte er erstaunt. »Können Sie keinen Schlaf finden?«
    Harriet stützte sich schwer auf den Metallschreibtisch, an dem Zamorra saß.
    »Diese Klimaanlage macht mich verrückt… ich nehme mir eine starke Taschenlampe und gehe ein bißchen ins Freie.«
    »Jetzt mitten in der Nacht?« entfuhr es Zamorra, doch im selben Augenblick begriff er, daß es ja immer Nacht war – gleichbleibend dunkel bis zum 23. September. Es machte nicht viel aus, ob seine Armbanduhr kurz vor Mitternacht anzeigte. In zwölf Stunden würde alles genau so aussehen.
    »Vielleicht liegen mir auch nur die Omelettes im Magen, die Ihre vortreffliche Französin uns heute abend gebacken hat«, fuhr Harriet fort. »Mir ist so, als bekäme ich keine Luft mehr.«
    »Ich glaube nicht, daß es hier Diebe oder zwielichtige Gestalten gibt, die Sie überfallen könnten«, versuchte Zamorra zu scherzen.
    Im selben Augenblick fielen ihm die Dämonen ein.
    Doch er wollte der rothaarigen Wissenschaftlerin keine Angst einjagen und sich bei ihr lächerlich machen. Schon zweimal hatte sie ihm einen etwas überheblichen Blick zugeworfen. Sie als Mineralogin nahm wahrscheinlich eine Wissenschaft wie die Parapsychologie, der er sich verschrieben hatte, überhaupt nicht ernst und hielt sie für Scharlatanerie.
    Also ließ er Harriet Davis, die bereits ihren Fellmantel trug und die Kapuze über das rote Haar gestreift hatte, ohne Widerspruch gehen.
    »Wenn ich zurückkomme«, rief sie ihm noch lachend zu, »koche ich uns einen Mitternachtspunsch.«
    Zamorra lauschte ihren Schritten nach.
    Die Tür, die ins Freie führte, fiel ins Schloß.
    Stille.
    Zamorra versuchte sich wieder auf die Dämonen zu konzentrieren und einen Gedanken zu verfolgen, der jäh in ihm aufgezuckt war: Wenn nun diese Niederländer – die neun verschwundenen Wissenschaftler – in Holland einen Todfeind hatten? Vielleicht waren sie einmal einem Mann, der Verbindung mit Dämonen und bösen Geistern hatte, mit Spott entgegengetreten und dieser hatte jetzt eine geisterhafte Truppe zum Südpol gesandt, um sie zu bestrafen?
    Professor Zamorra gefiel dieser Gedanke. Er begann, ihn von allen Seiten zu durchleuchten. Im Grunde wußte er von den neun Mineralogen so gut wie gar nichts, kannte nur ihre Nationalität und…
    Da, ein Schrei…
    Professor Zamorra sprang vom Schreibtisch, jagte den Gang entlang bis zur Tür und stieß sie auf.
    »Mrs. Davis?« rief er mit erhobener Stimme.
    Die Außenlampe über der Tür schaukelte im Schneewind. Zamorra merkte erst jetzt, daß es schneite.
    »Warum war Harriet Davis nicht umgekehrt bei diesem Wetter? Wo steckte sie?«
    »Antworten Sie!« rief Zamorra laut.
    »Hier… hier …«
    Harriets Stimme klang seltsam hoch und gespenstisch. Und sehr, sehr weit entfernt.
    Zamorra fluchte leise. Er fuhr herum und prallte gegen Nicole, die in einem molligen, knallroten Velourbademantel hinter ihm stand.
    »Sie ist da draußen«, knurrte Zamorra, schlug die Tür zu und griff nach einem Pelzcoat, der an einem Haken an der Wand hing und wahrscheinlich einem der neun verschwundenen Mineralogen gehörte. »Ich habe sie schreien gehört.«
    »Was will Mrs. Davis dort draußen?« Nicole fuhr sich mit beiden Händen verschlafen in das lockige Haar. »Mich hat dieser Schrei auch geweckt!«
    »Dann hast du ihn ebenfalls gehört?« hakte Zamorra sofort ein.
    »Sie behauptete, die Klimaanlage ginge ihr auf die Nerven, sie müß- te an die frische Luft.«
    Nicoles Nase krauste sich. »Ich habe auch ein Faible für frische Luft«, erklärte sie, »aber nicht bei fünfzig Grad unter Null.«
    »Übernimm bitte die Funkwache. Die Frequenzen stehen alle auf der Tafel an der Wand«, sagte

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