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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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waren wie zwei irrisierende Lichter. Dann bog sie ihren Kopf zurück und lachte perlend.
    »Er hat die Orientierung verloren«, keuchte sie. »Der ernste, berühmte Professor Zamorra, der sich mit Geistern und Gespenstern abgibt, hat die Orientierung verloren! Köstlich!«
    »Mrs. Davis!« donnerte Professor Zamorras Stimme auf sie nieder, »wollen Sie wohl endlich vernünftig werden?«
    »Ich habe den Antarktis-Koller, merken Sie es nicht?« fragte sie aufgeräumt. »Das muß Ihnen doch auffallen. Ich fühle mich wie betrunken. Ob das die Kälte macht?«
    »Los jetzt, oder ich lasse Sie allein hier stehen.«
    »Ich denke, Sie haben die Orientierung verloren?« stichelte sie. »Ja, Zamorra, gehen wir zurück zur Station. Und dann machen wir uns einen Punsch mit viel Rum!« Sie hing sich bei ihm ein und zog ihn weiter.
    Unwillkürlich gingen sie auf den im Hintergrund aufgetauchten Hügel zu.
    Jetzt schien es Zamorra auch so, als wären sie vorhin daran vorbeigekommen. Aber sahen diese wenigen Bodenerhebungen sich nicht täuschend ähnlich?
    Wenn man bei dieser endlosen Schneewüste nur einen markanten Punkt hätte, nach dem man sich richten konnte!
    Inzwischen war auch ein eisiger Wind aufgekommen, der ihnen entgegenpeitschte und die Haut ihrer Gesichter erstarren ließ.
    Harriet schrie auf. »Ich… ich kann nicht mehr«, teilte sie Zamorra mit.
    »Reden Sie nicht soviel«, fuhr er sie an.
    Sie stemmten sich dem Wind entgegen. Zamorra bemerkte, wie die Schritte der Frau immer langsamer wurden.
    Plötzlich blieb Harriet Davis stehen.
    »Sehen Sie doch… Zamorra, dort …« keuchte sie.
    Zamorra wollte sie weiterziehen, doch dann stockte auch ihm der Schritt.
    Ein helles, grünes Licht drang ihnen entgegen.
    Was war das? Wo kam das Licht her? War das vielleicht schon die Station? Hatte man Scheinwerfer eingeschaltet, um ihnen den Weg zu weisen?
    Nein, das konnte noch nicht die Station sein! So nah war sie nicht!
    Und sie schmiegte sich auch nicht an diesen kleinen Berg…
    »Schnell, Zamorra…« drängte Harriet und stolperte dem Licht entgegen.
    »Halt, warten Sie…«
    Aber Harriet war nicht mehr aufzuhalten.
    »Da muß eine warme Quelle sein«, schrie sie. »Sehen Sie doch bloß, was für Dunstwolken da herauskommen…«
    Zamorra folgte ihr zögernd. Zwar knirschte immer noch der vereiste Schnee unter seinen Stiefeln, und immer noch fegte ihnen der eisige Sturm in die Augen, aber nun bemerkte er, daß Dampfwolken aus der muschelförmigen Öffnung des Berges traten. Dahinter flimmerte grünes Licht.
    Benommen schritt Zamorra auf die merkwürdige Erscheinung zu.
    Harriet Davis hatte die gewaltige Öffnung erreicht. Sie riß den Reißverschluß ihrer Felljacke auf, als ob ihr zu heiß wäre, drehte sich um und winkte mit beiden Armen.
    Was, zum Teufel, ist das? überlegte Zamorra. Seine Neugierde war größer als seine Vorsicht.
    Der heiße Dampf traf sein Gesicht wie ein Peitschenschlag.
    Die von der Kälte gereizte Haut prickelte und brannte in Sekundengeschwindigkeit wie Feuer.
    Er bekam nur schwer Luft.
    Jetzt wurde die Gestalt von Harriet Davis von dem grünen Licht umflossen. Er bemerkte, daß sie den Fellmantel abgestreift hatte und sich langsam wie nach einer imaginären Musik bewegte.
    Hat sie jetzt endgültig den Verstand verloren? dachte Zamorra ungeduldig.
    Auch ihm wurde warm. Er spürte, wie sich auf seiner Stirn Schweiß sammelte, doch er behielt den Pelzmantel an und ging langsam das breite Gesteinsplateau entlang, das sanft nach unten hin abfiel. Unter seinen Schuhen erkannte er eine graue, hügelige Fläche, die wie Kopfsteinpflaster aussah.
    Das unwirkliche Licht vor ihnen wurde intensiver. Riesige Schatten von rechts und von links säumten den Weg ein, als aber Zamorra näher hinblickte, erkannte er, daß es sich um von der niedrigen Decke hängende Tropfsteine handelte. Die Stalaktiten waren so groß wie zweistöckige Häuser.
    Zamorra blieb stehen und schloß, die Augen.
    Und da war es, das Signal, das er schon seit Stunden herbeisehnte: Die Allgegenwart der Dämonen war deutlich zu spüren.
    Rechts von ihm, links von ihm, vor ihm…
    Er befand sich mitten unter ihnen.
    Ein markerschütterndes Hohngelächter erscholl hinter ihm. Langsam öffnete Zamorra seinen Pelzmantel, fuhr unter seinen dicken Norwegerpullover und umschloß mit der rechten Hand sein silbernes Amulett.
    Seine Sensibilität für Stimmungen und Ausstrahlungen hatte ihn rechtzeitig gewarnt.
    Seine Rechte empfing die

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