0048 - Rotes Auge Beteigeuze
in welcher Beziehung sie zu den Topsidern stehen. Vielleicht erhielten sie die Anweisung, sich nicht mehr hier in der Nähe sehen zu lassen.”
„Warum aber sperrte man uns dann in das gläserne Gefängnis unter dem Meer? Doch nur, damit uns die Fischmenschen betrachten können.”
„Wissen wir das so sicher?” zweifelte Tiff. „Warten wir ab, was geschieht.” Das war leichter gesagt als getan. Untätig hockten sie nun bereits seit gestern hier unten. Kein weiteres Verhör war erfolgt, und zu essen und trinken hatte man ihnen auch nichts gebracht. Zum Glück fand McClears in seiner Tasche noch einige Tabletten, die über den stärksten Hunger hinweghalfen und den Durst milderten. Schritte näherten sich plötzlich. Deutlich spürten sie die Vibration und erhoben sich. Sie fühlten, daß es besser war, die Echsen stehend zu empfangen. Vielleicht war es aber auch eine Warnung aus dem Unterbewußtsein, die sie dazu veranlaßte. Sie wußten in der gleichen Sekunde, in der die beiden Topsider die Tür öffneten und den Raum betraten, was mit ihnen geschehen sollte. Die auf sie gerichteten Strahlwaffen und die grimmig entschlossen funkelnden Augen verrieten deutlich die Absicht der Besitzer.
„Sie bringen uns um!” flüsterte Tiff und dachte schnell weiter: Helft uns, Marshall, Gucky! Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Standort: Metallinsel vor der Küste! Zwanzig Meter unter dem Wasserspiegel. Sie fordern uns auf, die Zelle zu verlassen. Schnell, beeilt euch! Draußen im Gang war es hell. Aus Decke und Wänden heraus drang grelles Licht und blendete die Männer. Die beiden Topsider stießen ihren Gefangenen die Läufe der Waffen in den Rücken und drängten sie vorwärts. Mit eng zusammengekniffenen Lippen gingen McClears und Tiff weiter, einem unbekannten Ziel entgegen. Der Korridor machte eine scharfe Biegung und endete vor einer grauen Metalltür. Ein Rad ließ vermuten, daß es sich um die Tür zu einer Luftschleuse handelte. Oder zu einer Wasserschleuse... Einer der Posten drehte das Rad. Langsam schwang die Tür nach außen und gab den Blick in den dahinterliegenden Raum frei.
„Geht!” sagte der Topsider auf arkonidisch. „Und viel Vergnügen.”
McClears blieb stehen.
Tiff ging vor, ununterbrochen seine dringenden Hilferufe denkend. Er schilderte ihre Lage und hoffte, daß die Freunde nicht mehr lange auf sich warten ließen. Es wurde in der Tat höchste Zeit.
„Du auch!” McClears rührte sich nicht. Jede gewonnene Sekunde war kostbar.
„Was geschieht mit uns?” fragte er. Das Echsenmaul verzog sich zu einer Art Grinsen. „Al-Khor, der neue Kommandant, verurteilt euch zum Tode. Ihr werdet nicht lange leiden. Man ertrinkt schnell.”
„Warum sollen wir sterben? Haben wir nicht alles gesagt, was für euch von Wichtigkeit ist?”
„Wir haben das Urteil nicht gefällt”, erklärte der Topsider. „Aber ich weiß, es ist gerecht. Ihr habt genug Schaden angerichtet. Eine Station ist zum Teufel, die anderen Gefangenen sind entflohen, eine Anzahl Topsider wurde getötet. Ihr habt den Tod verdient. Und nun geh!”
McClears gab nicht auf. „Sind wir für die Handlungen der anderen Springer verantwortlich? Wir haben die Invasion nicht befohlen ...”
„Genug der Worte, Springer! Geh!”
Er richtete den Strahler auf den Major. McClears sah wohl ein, daß keine Sekunde mehr zu gewinnen war. Er drehte sich um und betrat den engen Raum, in dem Tiff schon auf ihn wartete.
„Wenn sie Wasser eindringen lassen”, flüsterte er, noch während die schwere Tür sich schloß, „werden sie danach auch die Außenluke öffnen. Dann tauchen wir auf.”
„Ich fürchte”, entgegnete Tiff verzweifelt, „sie werden damit solange warten, bis wir ertrunken sind. So schlau sind die auch, eine solche Möglichkeit einzukalkulieren. Wir können nur die Luft anhalten, mehr nicht. Und natürlich hoffen.”
McClears gab keine Antwort. Zur Meeresseite hin entstand dicht über dem Boden ein schmaler Spalt, durch den nun Wasser in die Schleuse drang. Der Spalt vergrößerte sich rasch, und das Wasser stieg entsprechend schneller. Bald stand es den Männern bis zur Brust.
„Der Spalt!” rief Tiff erregt. „Wenn er noch ein kleines Stück weitersteigt können wir hindurch ...” Aber die senkrecht gleitende Tür blieb stehen. Unaufhörlich kletterte der Wasserspiegel weiter, erreichte die Brust, dann den Hals.
„Einatmen!” brüllte McClears. „Luft anhalten, tauchen und versuchen, nach unten zu gelangen.
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