0048 - Rotes Auge Beteigeuze
ein Schiff.”
Die Antwort war wenig ermutigend: „Wir stehen im Großalarm, Al-Khor, und können keins der wenigen Schiffe entbehren. Versuchen Sie, sich zum HQ durchzuschlagen. Es besteht die Gefahr, daß die Springer Verstärkung erhallen und uns angreifen.”
„Wem sagen Sie das?” empörte sich Al-Khor. „Schließlich bin ich es doch gewesen, der Sie darauf aufmerksam machte und...”
„Wir erwarten Sie im Hauptquartier.”
Es knackte im Empfänger. Al-Khor fluchte und zertrümmerte das Gerät mit einem einzigen Schlag seiner gepanzerten Rechten. ... Sollten sie doch sehen, wie sie mit den Springern fertig wurden. Er hatte Zeit. Und dann machte er sich erst einmal über die Lebensmittelvorräte des Kuppelwagens her und hielt eine ausgedehnte Mahlzeit. Es wurde auch schon dunkel, also bereitete er sich sein Lager und beschloß, die Nacht hier zu verbringen. Als der Morgen graute, erwachte er durchfroren und war froh, daß die wärmende Sonne seine Glieder schnell wieder geschmeidig machte. Nach einem reichlichen Frühstück startete er den Antrieb und rollte durch die herumliegenden Trümmer zur schmalen Straße, die in Richtung Küste und Hauptquartier führte. Er hatte Gewissensbisse bekommen.
Ohne es zu ahnen, rollte er einige Zeit später dicht am Versteck der Gazelle vorbei, nahm Kurs nach Osten und näherte sich allmählich der stählernen Insel vor der Küste, in der sich der Stab der Topsider einquartiert hatte und Kriegsrat hielt. Ein Boot brachte Al-Khor zu seinen Kollegen, die ihn zwar erstaunt, aber doch zurückhaltend empfingen. Es schien, als nähmen sie ihm das Entweichen der Gefangenen übel und machten ihn für die geplante Aktion der Springer verantwortlich, nur weil er sie aufgedeckt hatte. Ohne ihn weiter zu beachten, wurde der Kriegsrat fortgesetzt.
„Wir wären uns also darüber einig”, bemerkte Wor-Lok, der Oberkommandierende und Vorgesetzte Al-Khors, „daß wir versuchen wollen, allein und ohne Hilfe den bevorstehenden Angriff der Springer abzuwehren.”
„Das ist völliger Blödsinn!” sagte Al-Khor ganz laut, noch ehe er Platz genommen hatte. „Einen größeren Fehler können wir wohl kaum machen.”
Wor-Lok zuckte zusammen und bekam ein finsteres Aussehen. Mußte ihm da ausgerechnet jemand widersprechen, der so jämmerlich versagt hatte? Wenn der Diktator auf Topsid davon erfuhr, war Al-Khor ohnehin erledigt. Ein Schatten der Ungnade fiel sicherlich auch auf ihn, den Oberkommandierenden der Wasserwelt.
„So?” fragte Wor-Lok lauernd. „Ich mache also einen Fehler? Vielleicht haben Sie die Güte, uns das näher zu erläutern und Ihre Gründe anzugeben.”
Al-Khor holte tief Luft. „Genügt es Ihnen nicht, daß nur zwei dieser Springer unsere ganze Station in die Luft gehen ließen, nachdem sie aus einer fest verschlossenen Zelle entkamen? Es gab überhaupt keine Gegenwehr, denn sie besitzen ein Gerät, mit dem sie die Schwerkraft kontrollieren. Außerdem hege ich den Verdacht, daß sie die Wasserwelt mit einer übermächtigen Streitkraft angreifen werden, die uns nach kurzem Gefecht glatt vernichtet, wenn wir zu stolz sind, Verstärkung von Topsid anzufordern.”
Durch die Topsider ging Bewegung. Ganz so leicht schien man Al-Khors Worte nun doch nicht zu nehmen. Aber Wor-Lok ließ sich nicht beirren.
„Wer sagt Ihnen denn, daß ein solcher Angriff auf uns erfolgen soll?”
„Sie wissen es genauso gut wie ich, Wor-Lok, Es ist Ihr eigener Stolz, der lieber unsere Vernichtung als Hilfe sieht. Sie möchten gern ein Held sein. Ich aber - und die meisten meiner Kollegen - möchten viel lieber leben.”
Zustimmendes Gemurmel aus der Versammlung gab ihm recht Wor-Lok sah sich forschend um, aber er begegnete nur finsteren Blicken. „Sie sind also dafür, daß wir dem Diktator gegenüber unsere Schwäche zugeben?”
„Ja, denn sie ist nicht unsere Schuld. Wir erweisen unserem Reich sogar einen Gefallen...”
Das taten sie zwar keineswegs, aber wie sollte Al-Khor das wissen. Niemand wußte es. Auch Rhodan nicht.
„So, Gefallen?”
Wor-Lok richtete sich auf und blickte hinüber zur Tür, wo unbeweglich zwei Posten mit entsicherten Handstrahlern standen. „Ich bin anderer Meinung und glaube, daß Sie versagt haben. Nun wollen Sie sich herausreden. Das ist Meuterei, und ich werde Sie zur Verantwortung ziehen. Posten, Al-Khor ist verhaftet. Bringt ihn in das Gefängnis unter Wasser. Al-Khor, geben Sie Ihre Waffe ab.”
Für eine Sekunde stand Al-Khor wie
Weitere Kostenlose Bücher