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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Noch immer hielt sie das Buch weit von sich. Sie überlegte nicht, was sie tat, sondern handelte nach den lautlosen Anweisungen, die sie aus einer anderen Dimension erhielt.
    »Mich kannst du nicht erledigen, du Hexe!« zischte die Fremde. Ein teuflisches Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Ihre grauen Augen funkelten vor Hass. »Ich weiß, wer dich geschickt hat! Aber du wirst das Buch nicht aus diesem Haus schaffen! Es gehört uns, nur uns!«
    Die Frau schlich um Angela herum, die Arme leicht zur Seite gestreckt. Sie belauerte jede Bewegung ihrer Gegnerin.
    Mit einem fauchenden Zischen sprang sie Angela plötzlich an. Die Hand mit dem Dolch stach zu, zuckte jedoch im letzten Moment zurück.
    Angela rührte sich nicht. Das Buch gab ihr Sicherheit, schirmte sie gegen jeden Angriff ab.
    Die Frau fintete nur. In der nächsten Sekunde warf sie sich zu Boden, wälzte sich herum und schnellte hinter Angelas Rücken wieder hoch.
    Angela wirbelte herum, aber es war zu spät. Die Frau stach nicht nach ihr, sondern schleuderte den Dolch. Flirrend sauste er durch die Luft.
    Angela war verloren!
    Heiß flutete es durch ihren Körper, als der alte Foliant seine grauenhaften Kräfte auf sie übertrug. Ihre Augen richteten sich in Sekundenbruchteilen auf den tödlichen Dolch.
    Fingerbreit vor ihrer Brust erstarrte die Waffe mitten in der Luft. Was dann geschah, entzog sich dem menschlichen Auge, so schnell passierte es.
    Eine neue Welle magischer Energie durchströmte Angela. Der Dolch wirbelte zurück, wie von Geisterhand geschleudert.
    Die Unbekannte schrie entsetzt auf und schnellte sich zur Seite. Es half ihr nichts mehr.
    Ihr eigener Dolch durchbohrte ihr Herz. Sie bäumte sich noch einmal auf und stürzte lautlos zu Boden. Sie war bereits tot, als sie den Teppich berührte.
    Angela jedoch preßte das Buch an sich und verließ den Raum, als wäre nichts geschehen. Sie warf nicht einmal mehr einen Blick auf die reglosen Männer. Unhörbar wie ein Schatten verließ sie die alte Villa in Enfield, schlich an den Wachhunden vorbei und erreichte die Straße.
    Ohne nach links oder rechts zu sehen, schlug sie die Richtung zum Stadtzentrum ein.
    ***
    Der Druck in meinem Kopf war mörderisch. Der Mann setzte seine ganze Kraft ein, um mich auf seine gemeine Art zu töten. Nur noch Sekundenbruchteile trennten mich vom Tod.
    Ich spannte meine Nackenmuskeln an. Das zögerte mein Schicksal um Zehntelsekunden hinaus.
    Diese Zehntelsekunden brauchte ich. Mit einem kräftigen Ruck riß ich meine Jacke und das Hemd vorne auseinander. Die Knöpfe sprangen ab, Stoff knirschte. Ich hörte es, obwohl mir das Blut in den Ohren rauschte.
    Im nächsten Moment hörte ich ein entsetzliches Brüllen. Der Druck an meinem Kopf lockerte sich, aber noch immer lagen die eiskalten Mörderhände an meinen Schläfen. Ich versetzte dem Mann einen harten Stoß und taumelte zurück. Schweratmend blieb ich stehen. Vor meinen Augen tanzten feurige Sterne. Die Luft brannte wie Säure in meinen Lungen. Mein Schädel schmerzte zum Zerspringen, meine Nackenmuskeln waren verspannt, als wäre ich Atlas und hätte das Firmament für zwanzig Minuten getragen.
    Ich blinzelte, um meinen Blick zu klären, strich mir über die Augen und atmete tief durch.
    Der Mörder stand reglos mitten auf der Straße. Seine Augen waren unnatürlich weit aufgerissen und so stark verdreht, daß ich nur das Weiße sah. Ein gruseliger Anblick, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
    Er streckte noch immer die Hände von sich, die Finger zu Klauen gekrümmt. Nur daß ich meinen Kopf im letzten Moment aus der tödlichen Umklammerung befreit hatte.
    Wie?
    In höchster Todesnot hatte ich mich an das geweihte silberne Kreuz an meinem Hals erinnert. Es hing blank auf meiner nackten Brust. Die kühle Nachtluft strich über meine Haut und belebte mich. Im schwachen Schein der Straßenlaternen und im Licht der Scheinwerfer meines Bentleys schimmerte und funkelte das Kreuz wie ein Diamant.
    Auf mich hatte der Anblick eine beruhigende Wirkung, nicht so auf den unbekannten Mörder. Er zitterte immer heftiger und krümmte sich zusammen. Die finsteren dämonischen Mächte stritten wider die Mächte des Guten. Der Mörder war das Verbindungsglied zu dem Reich des Schwarzen Todes. Er wurde in dem unsichtbaren und lautlosen Kampf aufgerieben.
    Ich konnte ihm nicht helfen, dazu war der Zerfallsprozeß schon zu weit fortgeschritten. Seine Haut schrumpfte, seine Augen verfärbten sich. Sie schimmerten

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