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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Blick zu. So weite Fahrten bekam er selten, schon gar nicht nachts.
    Ihm sollte es nur recht sein. Sein Fahrgast benahm sich zwar etwas merkwürdig steif und kalt, doch er sollte die junge, bildhübsche Frau ja auch nur nach Enfield bringen und sie nicht zu sich nach Hause mitnehmen. Obwohl er das gern getan hätte, wie er nach einem gründlichen Blick in den Innenspiegel feststellte.
    »Fahren Sie schneller, ich habe nicht viel Zeit«, sagte die junge Frau mit schneidender Stimme.
    Der Fahrer zuckte erschrocken zusammen und trat das Gaspedal tiefer durch. Jetzt wollte er seinen seltsamen Fahrgast so schnell wie möglich wieder loswerden.
    ***
    Von Süden, vom Stadtzentrum her, näherte sich das Taxi mit Angela Alessi dem Londoner Außenbezirk Enfield. Von Norden, vom freien Land her, kam ein anderer Wagen. Ein Privatauto, eine alte Klapperkiste. Am Steuer saß eine Studentin, daneben ihr Freund, ebenfalls Student. Die beiden hatten Freunde außerhalb von London besucht und kamen in bester Laune zurück.
    »Schon elf Uhr«, sagte Pam Winston. »Ich bin hundemüde.«
    »Dann laß mich ans Steuer«, meinte Joe. »Mir geht es noch ganz gut.«
    »So habe ich das nicht gemeint«, wehrte sie ab. »Jetzt habe ich mir schon einmal den Platz am Steuer erkämpft. Da gebe ich ihn nicht so schnell wieder ab. Aber die Vorlesungen morgen. Ich glaube, ich werde den ganzen Vormittag in der Uni schlafen.«
    »Morgen ist Sonntag«, gab Joe grinsend zurück. »Und wir beide machen uns einen tollen Tag.«
    »Ach, richtig!« Sofort hellte sich das Gesicht des Mädchens auf. Sie hatte sich für die Party in einen nagelneuen indischen Kaftan gewickelt, in dem sie trotz der warmen Nacht zu frieren begann. »Hoffentlich sind wir bald zu Hause.«
    Joe schüttelte den Kopf und stellte die Füße gegen das Armaturenbrett. »Verstehe ich nicht. Du kannst dich ja ausschlafen.«
    »Mir ist kalt«, antwortete Pam und schrie im nächsten Moment auf.
    »Vorsicht!« brüllte Joe.
    Pam reagierte geistesgegenwärtig, als der unbeleuchtete Wagen auf der Straße vor ihnen auftauchte. Sie rammte gedankenschnell den Fuß auf das Pedal. Kreischend faßten die Bremsen. Quietschend radierten die Reifen über den Asphalt.
    Es nützte nichts mehr. Der alte Wagen krachte gegen das Heck des stehenden Autos. Metall verbog sich knirschend und krachend, Glas splitterte mit einem explosionsähnlichen Knall.
    »Verdammt!« schrie Pam.
    Mit einem Ruck wollte sie die Tür aufreißen. Sie klemmte, daß Pam sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen werfen mußte. Sie taumelte auf die Straße hinaus.
    Joe stieg auf der anderen Seite aus. Er hatte nichts abbekommen, weil er sich kräftig abgestützt hatte. Ein Scheinwerfer der alten Mühle funktionierte noch. In ihrem Licht besah sich Joe den Schaden an den beiden Fahrzeugen. Es gab eine Menge zu sehen, so daß er nicht auf seine Freundin achtete.
    Pam lief inzwischen zu dem Wagen, den irgendein Idiot mitten auf der Fahrbahn abgestellt hatte, und riß die Tür auf. Der wütende Wortschwall blieb ihr im Hals stecken. In dem Wagen war keiner.
    Ratlos sah sie sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, auch nicht am Straßenrand. Verärgert schaltete sie die Scheinwerfer des Unglückswagens ein. Vielleicht fand sie auf diese Weise den Schuldigen. Zumindest wurden andere Autofahrer gewarnt.
    Pam Winston zog sich aus dem fremden Wagen zurück, richtete sich auf und ging nach vorne. Noch immer war sie wütend, als sie die reglose Gestalt auf der Fahrbahn erblickte.
    Ihre Gedanken überstürzten sich.
    Eine Frau auf der Straße. Nacht. Dazu ein verlassener Wagen.
    Alles klar. Unfall mit Fahrerflucht!
    Sie trat hastig einen Schritt näher. »Joe!« rief sie erstickt.
    Die Frau auf der Fahrbahn rührte sich nicht. Pam zitterte bei der Vorstellung, wie die Unglückliche durch den Unfall zugerichtet sein mochte. Trotzdem überwand sie sich und beugte sich über die Fremde.
    Und dann schrie sie vor Entsetzen auf. Sie rang nach Luft.
    Joe schnellte sich auf seine Freundin zu. Er packte sie an den Schultern, wollte sie schütteln, ihr zureden, ihr irgendwie helfen.
    Er kam nicht dazu. Sein Blick fiel auf die reglose Gestalt auf der Straße. Und auf den Kopf des Opfers.
    Sein Atem stockte. Kraftlos taumelte er gegen den fremden Wagen. Und in seinen Armen schrie Pam, bis er sich aufraffte und ihr eine schallende Ohrfeige versetzte. Schluchzend sank sie gegen ihn.
    Joe Brunel biß die Zähne zusammen, um nicht ebenfalls zu schreien. Etwas so

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