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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Detail schildern, was vorgefallen war. Viel wußte Herb Alessi nicht, aber er erzählte es ihr, während sie einen Kaffee kochte, der einen Toten aufgeweckt hätte.
    Kopfschüttelnd nippte Jane an der ersten Tasse. »Ich weiß nicht warum, aber ich werde mich um den Fall kümmern«, versprach sie dem völlig verzweifelten jungen Mann. »Überlegen wir gemeinsam. Wie könnte ihre Frau die Wohnung verlassen haben?«
    Fünf Minuten später begann Jane Collins, sich systematisch bei den Zentralen der Funktaxis zu erkundigen. Dabei wußte sie wirklich nicht, warum sie sich um diesen alltäglichen Fall kümmerte.
    ***
    Anhaltendes Klingeln riß mich aus dem Schlaf. Ich dachte sofort an Superintendent Powell und verwünschte meinen Beruf. Nicht einmal in der Nacht konnte man Ruhe haben.
    Irgendwann hat auch einmal ein Beamter von Scotland Yard seinen Schlaf verdient. Ich fand, daß das genau jetzt der Fall war. Ich wollte nicht aufwachen.
    Die Klingel war hartnäckiger als ich. Endlich schreckte ich hoch, wurde völlig wach und begriff, daß es gar nicht das Telefon war.
    Todmüde stand ich auf und schaltete das Licht ein. Es war fünf Uhr morgens. Während ich in meinen Hausmantel schlüpfte, tappte ich zur Tür und riß sie auf. Jane Collins taumelte mir entgegen. Sie mußte sich gegen die Tür gelehnt haben. Erst jetzt fiel mir ein, daß ich ziemlich unvorsichtig gewesen war. Diesmal hatte ich noch Glück gehabt, aber wenn es ein anderer als Jane gewesen wäre, hätte es schiefgehen können.
    »Wunderbar, daß du so zu mir hingezogen bist, Jane«, sagte ich gähnend. »Aber weißt du auch, wie spät es ist?«
    »Fünf Uhr«, erwiderte sie trocken, trat ein und schloß die Tür. »Los, zieh dich an!«
    »Ich will schlafen!« rief ich.
    »Das habe ich vor zwei Stunden auch gesagt«, erklärte sie. »Einem jungen Mann, der in meiner Wohnung aufgetaucht ist. Ich kann nicht weiterschlafen, und du auch nicht. Zieh dich an, wir fahren!«
    Daraufhin stellte ich keine Fragen mehr. Wenn Jane so entschlossen war, steckte etwas dahinter. Ich beeilte mich, war endlich fertig und warf einen zögernden Blick auf meinen Spezialkoffer.
    »Brauche ich ihn?« erkundigte ich mich.
    Jane zuckte die Schultern. »Kann nicht schaden.«
    Ich nahm meinen Koffer mit, und wir fuhren in die Tiefgarage zu meinem Bentley hinunter. Jane überließ mir das Steuer. Ihr Wagen parkte vor dem Haus. Ich sah es, als ich die Auffahrt hinauf kurvte.
    Sie gab mir die Richtung an und begann, von dem jungen Mann zu erzählen, der vor zwei Stunden bei ihr aufgetaucht war.
    »Ich hatte Glück«, berichtete sie. »Schon in der dritten Funkzentrale für Taxis wurde ich fündig. Einer der Fahrer konnte sich auf Anhieb an Angela Alessi erinnern. Er wußte auch noch, wo er sie abgesetzt hat.«
    »Und weiter?« fragte ich, als Jane schwieg.
    »Ich fuhr hin, was sonst?« Sie blickte ruhig durch die Windschutzscheibe nach vorne. Es dämmerte schon, doch dichter Nebel hielt das Tageslicht zurück. Man konnte keine zwanzig Schritte weit sehen.
    »Wo sind wir hier überhaupt?« fragte ich, als mich Jane an den Straßenrand dirigierte.
    »Enfield«, antwortete sie.
    »Enfield?« rief ich entgeistert. Jane konnte meine Aufregung nicht verstehen. Sie wußte noch nicht, was ich in dieser Nacht in Enfield erlebt hatte.
    Sie holte den Stadtplan aus dem Handschuhfach und zeigte mir die Stelle, damit ich mich orientieren konnte. Meine Gedanken überschlugen sich. Wir waren gar nicht weit von der Stelle entfernt, an der zwei Menschen ermordet worden waren. Vorläufig wollte ich Jane noch nichts von den Leichen erzählen, denen der Mörder das Gesicht auf den Rücken gedreht hatte. Ich verschwieg auch, daß ich selbst beinahe ein Opfer dieses unheimlichen Mannes geworden wäre und daß hinter allem der Schwarze Tod stand. Ich wollte sie nicht irritieren. Erst sollte sie mir zeigen, was sie entdeckt hatte.
    Jane ging voran. Ich mußte mich beeilen, um den Anschluß nicht zu verlieren, sonst hätte sie der Nebel verschluckt.
    Die dichten Schwaden dämpften unsere Schritte, als wir über einen Schotterweg schritten. Er endete an einer wilden Müllkippe.
    Zwischen Kartons und Konservendosen ragte ein Frauenbein hervor. Ich umrundete den Müllhaufen und starrte auf die Tote hinunter.
    ***
    Der Polizist Joe Franklin schritt die Lordship Lane entlang. Die Straße mit dem hochtrabenden Namen befand sich im Londoner Stadtteil Harringay und war eine ganz gewöhnliche Wohnstraße in einem Vorort

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