0049 - Ich und der Teufel MAM
erklärte, war es einer seiner Arbeiter, eine brave, ehrliche Seele.
Ich faßte sofort zu. »Wenn es uns gelingt, Inucho zu ergreifen, soll dir alles vergeben und vergessen sein. Nicht wahr, Doktor?«
»Und die Soldaten und die Polizei, die auch bald kommen wird?«
»Das laß unsere Sorge sein.«
»Dann folgt mir, Senores. Ich weiß, wo sich der angebliche ›Mayateufel Mam‹ aufhält.«
Ich fragte den Archäologen: »Wieviel Schuß noch?«
»Einen.«
»Ich auch. Das muß genügen!« rief ich und drängte José, uns zu führen.
Der Indio riß eine Fackel aus ihrem Haltering, hastete durch lange Gänge und zeigte auf einen als Vorhang dienenden Poncho.
Ich riß ihn ab… im Licht einer Kerze stand der gesuchte Mörder. Nicht mehr in seinem Teufelskostüm, sondern in mexikanischer Tracht. Er rauchte gelassen eine Zigarette aus Maisstroh. Auf einer leeren Konservenkiste befand sich ein mit Schnitzwerk verzierter Holzkasten. Der Deckel war geöffnet, der Kasten leer.
Der Indio betrachtete uns mit den starren Augen einer Schlange, in seinem kühnen, bartlosen Gesicht bewegte sich keine Muskel.
»Ich bin der Mann, den Sie suchen, Senor Cotton, ich heiße Inucho und habe ihre vier Landsleute erschossen. Ich habe auch die Brücke angesägt, um Sie zu töten.« Sein Spanisch war perfekt.
»Warum hast du — um die Reihe einzuhalten — die drei jungen Studenten Craig, Koradin und Capillo im Expeditionsbungalow zu Campeche erschossen?«
»Sie waren in diese Grotte eingedrungen, hatten diesen Kasten gestohlen und fuhren damit nach Campeche, um ihn in die Vereinigten Staaten zu schicken. Der Kazike, mein Vater, brachte schnell heraus, wer die Diebe waren, und ich ritt ihnen nach. Am nächsten Morgen sah ich sie durchs offene Fenster, gab mich zu erkennen und forderte den Kasten zurück. Sie wollten zuerst, dann wieder nicht. Schließlich gab ich ihnen fünf Minuten Bedenkzeit.«
»Weiter.«
»Sie sprachen in englischer Sprache zusammen, die ich nicht beherrsche, plötzlich zogen sie ihre Pistolen, ich warf mich zu Boden, eine Kugel riß mir die Fingerkuppe weg. Dann sprang ich hinter die Mauer und schoß alle drei nieder.«
»Wo sind die drei Pistolen der Studenten geblieben?«
»Die nahm ich an mich, auch eine meiner abgeschossenen Kugeln, die beiden anderen.fand ich nicht.«
»Der Finger blutete aber sehr wenig.«
»Er blutete wie jede Wunde blutet, nur umwickelte ich ihn mit meinem Halstuch. Wie ich hörte, hat das wenige Blut im Garten Comissario Labastida viel Kopfzerbrechen verursacht. Der Verband war bald naß, und daher rührte das wenige Blut an den Sträuchern.«
»Ist das hier der Kasten, wegen dem du die drei Studenten ermordet hast?«
»Es war kein Mord, Senor, möchte ich mir zu berichtigen erlauben, es war Notwehr.«
»Hier ist nicht der Ort, darüber zu streiten. Die Wahrheit wird das Gericht in Campeche schon herausfinden. — Was befand sich in diesem Kasten?«
»Die Federkrone Montezumas und der Federmantel einer Mayaprinzessin.«
»Wo sind die beiden Sachen geblieben?«
»Ich habe sie, als die Soldaten erschienen, verbrannt.«
»Warum?«
»Weil sie nicht in die Hände der habgierigen, unsere alten Kultstätten plündernden Forscher fallen sollten.«
»Der Mord an Professor O'Gar war wohl auch Notwehr?«
»Nein, ich habe den Professor ohne Anruf und vorherige Gegenwehr mit einem Militärkarabiner erschossen.«
»Warum?«
»Er hatte, genauso wie die drei Studenten, diese Grotte entdeckt, und es stand zu erwarten, daß er sie mit den anderen Expeditionsteilnehmern für längere Zeit untersuchen würde, so daß es uns nicht mehr möglich gewesen wäre, Uxmal, die heilige Schlange, zu füttern.«
Ich wollte noch mehr fragen, wurde aber durch das Erscheinen des Leutnants und zwei seiner Soldaten daran gehindert. Inucho machte keinen Versuch, sich zu wehren, als man ihm die Hände fesselte.
Von dem Leutnant erfuhr ich, daß man auch den alten Kaziken und die pockennarbige Modeste aus Campeche entdeckt habe. Aber nur als Tote. In einer der kleinen Nebengrotten befinde sich ein Opferstein aus der Mayazeit.
Darauf habe die India mit durchschnittener Kehle gelegen, der alte fanatische Kazike daneben mit dem Messer in der Brust. Zuerst sei das Frauenzimmer von ihm umgebracht worden, darauf habe er sich selbst in die Hölle geschickt.
Der Forscher Doktor Jopling vermochte ebensowenig etwas zu erwidern wie ich. Nachdenklich folgten wir dem schimpfenden Leutnant und seinen beiden
Weitere Kostenlose Bücher