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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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erschien Inucho, ließ sich auf einem Floß zur Insel rudern und hielt eine Ansprache. Ich hätte sowieso nichts verstanden, aber auch die beiden des Icaichedialektes mächtigen Mexikaner konnten infolge der Entfernung und schlechten Akustik nichts verstehen.
    Das, was »der Mayateufel Mam« gesagt hatte, mußte jedenfalls großen Eindruck gemacht haben. Wildes Toben, Händeklatschen und Rufen der Menge bewies es. Nach der Begrüßungsrede verließ Inucho wieder auf dem Floß die Bühne und verschwand in die Nebengrotte.
    »Er entgeht uns«, zischte der Arzt, »ich will und muß ihn in die Hölle schicken!«
    Wir beruhigten ihn, Inucho würde sicher wieder zum Vorschein kommen.
    Bis zum nächsten Akt dauerte es noch etwas. Er sollte uns vier Beobachtern etwas darbieten, was wir im Jahrhundert der rapiden technischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung, im Zeitalter der Aufgeschlossenheit und eines durchforschten Erdballs niemals für möglich gehalten hätten.
    ***
    Bunte Strahlen schossen aus den Seitengrotten und warfen ihre Reflexe auf den Wasserspiegel. Das Floß brachte mehrere Male Gestalten zur Inselbühne. Zuerst war es eine Musikkapelle. Im zuckenden Licht waren die Musiker zu erkennen. Sie hielten Kürbistrommeln zwischen den Knien und schlugen erst mit den Ellenbogen, dann mit den Fingerkuppen auf die Affenhaut. Andere spielten auf Bambusflöten. Die Flöten hatten nur vier Töne. Es ging die vier Töne herauf und herunter, eine monotone Dudelei… aber sie wirkte auf die Zuhörer.
    Dann betraten phantastisch aufgeputzte Gestalten die Bühne, formierten sich und umschritten, sich in den Hüften wiegend, die Inselbühne. Schauerliche Holzmasken bleckten die Zähne, obenauf wippten grellbemalte Federbüsche. Die Gestalten waren mit Araraschädeln, Tukanfedern und mumifizierten Affenköpfen behängt.
    Die Gestalten bildeten einen Halbkreis, die Trommeln dröhnten lauter, schneller… die Flöten spielten nicht mehr ihre Skalen, sondern schrillten aufreizende, jauchzende Töne hinaus. Alle Zuschauer fielen in die Knie und verneigten sich.
    Das Floß brachte jetzt eine Art Tragstuhl mit einer verhüllten Gestalt, neben ihr stand Inucho. Träger setzten die Sänfte auf der Insel ab. Inucho half der verhüllten Gestalt sich zu erheben und geleitete sie auf die höchste Stelle der Insel.
    Die Hülle fiel… allen sichtbar stand auf dem höchsten Punkt der Inselbühne, auf dem Kopf die angebliche Federkrone Montezumas, Sol Fox…
    Heute noch bleibt es mir unverständlich, daß unser Bemühen, den rasenden Arzt am Boden zu halten, nicht bemerkt wurde. Mit blutunterlaufenen Augen wollte er aufspringen und irgendetwas unternehmen… was, wußte er wohl selber nicht. Mindestens drei- bis vierhundert Indios hockten um die Inselbühne, jeder trug seine haarscharfe Machete bei sich, und viele von ihnen Gewehre — alte Donnerbüchsen zwar, die selten trafen, aber wenn sie trafen, verheerend wirkten.
    Doktor Jopling, der bärenstarke Riese, packte den vor Wut schäumenden Arzt von der einen, ich von der anderen Seite, und wir zwangen ihn, liegen zu bleiben. So hielten wir ihn eisern fest und redeten ihm zu, Vernunft anzunehmen. Schließlich beruhigte er sich.
    Nun trat einer aus der Reihe der Maskierten hervor, nahm seine Dämonenmaske ab… ich hörte gleichzeitig den Arzt und Doktor Jopling zischen: »Pichale…«
    Der alte Kazike hielt, wie uns zuerst schien, mit Sol Fox ein Zwiegespräch. Aber bald kamen wir dahinter, daß er etwas anderes machte: er zwang der Frau seinen Willen auf. Also war auch ihm bekannt, was der Arzt wußte — Sol war empfänglich für Hypnose.
    Und dann tanzte Sol Fox einen Schlangentanz zu Ehren Kukulcans, wie ihn die Jungfrauen tanzten, bevor sie blütenbekränzt in den Tzonot, die Zisterne, gestürzt wurden, damit der Gott fruchtbare Regengüsse sende, die der trockenen Erde nottaten.
    Plötzlich löste sich aus den Maskenträgern wieder eine Gestalt, entledigte sich der Maske und Kleidung… hob die Arme… fiel vor Sol in den Staub, sprang auf…
    Es war das häßliche, von Pockennarben entstellte Gesicht der im Expeditionsbungalow zu Campeche beschäftigt gewesenen Modeste, der Nichte des Kaziken Pichale.
    Sie tanzte ebenfalls, nur plumper, wie es mir vorkam, als wäre sie nicht mehr nüchtern. Sol umrundend, sich dabei immer wieder verneigend, offenbarte sie ihre Ehrfurcht vor der anderen. Und doch diente dieser Tanz — überhaupt das ganze Fest — ihr zu Ehren, wie wir bald

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