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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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Steinreliefs mit den seltsamen, von Hieroglyphen umgebenen Figuren mit Federschmuck und Feldzeichen.
    Alte Reiche sollten wiedergegründet werden, alte Götter wurden beschworen, Kukulcan, der Menschenblutsäufer, stand wieder auf und wurde als Uxmal angefleht, das neue Reich der roten Rasse vom Rio Grande bis Bogota entstehen zu lassen.
    »Es ist soweit«, schreckte mich die leise Stimme von Olas Almonte aus dem Grübeln.
    Yukatan führte uns in die Felsspalte hinein. Bis wir im Licht unserer Taschenlampen sahen, daß die Spalte sich geschlossen hatte und Yukatan sich anschickte, auf einem schmalen Sims weiterzuschreiten. Der Sims führte bis zu einer Öffnung, in die wir eindrangen.
    Ein Höllenspektakel brach los. Er rührte von unzähligen rabenähnlichen Vögeln mit gebogenen Adlerschnäbeln und weißen Flecken an Kopf und Schwanz.
    »Guarachos«, sagte Rivas. »Anzunehmen, daß damit die ›schwarzen Vögel‹ gemeint sind.«
    Wir drangen tiefer ins Innere.
    »Licht aus!« zischte plötzlich Juan Rivas.
    Es war höchste Zeit.
    Sinnestäuschung? Phantasmagorie nicht mehr intakter Nerven? Gaukelspiel der Hölle? Ein Wesen — war es überhaupt ein menschliches Wesen? — schritt im Flackerschein von Magnesiumfackeln an uns vorüber, die wir in einem Seitengang standen. Weder das Wesen noch seine beiden Fackelträger bemerkten uns.
    Es war ein Indio.
    Verhältnismäßig groß und doch gut proportioniert, von oben bis unten mit Wickeln aus feuerrotem Stoff bandagiert, auf dem schwarzen bis zur Schulter fallenden Strähnenhaar eine Federkrone, glitt er an uns vorbei.
    In der Orgie von Rot wirkte das steinerne Gesicht unglaublich unbeteiligt, aber von Unmenschlicher Grausamkeit. In tiefen Höhlen brannten zwei schwarze Augen mit dem Ausdruck krankhaften Ehrgeizes und mitleidlosen Machthungers.
    Ich fühlte, wie Yukatan, der sich neben mir an die Felswand preßte, am ganzen Leibe zitterte. Als der Spuk verschwunden war, stöhnte er leise: »Inucho… Mayateufel Mam.«
    Also das war der Mörder der drei Studenten, des Professors O'Gar und der beiden in die Tiefe gestürzten mexikanischen Polizeileute. Sogleich wußte ich und jeder von uns: das war auch der Mann, dem es gelungen war, Sol Fox in seinen Bann zu ziehen!
    Am schnellsten mußte sich der Arzt dessen bewußt geworden sein. Mit einem zischenden Laut wollte er, seine Pistole hebend, dem Bandagierten nachstürzen, aber wir hinderten ihn daran. Nichts Dümmeres hätte er machen können, als jetzt schon den Endkampf zu beginnen.
    Als wir uns anschickten, weiterzugehen, war Yukatan verschwunden. Das Erscheinen des so verrückt herausgeputzten Kazikensohnes hatte den Rest von Mut aus seinem Herzen hinweggefegt. Wir brauchten ihn auch nicht mehr.
    Den Fußspuren im Sand der Höhlengänge folgend — das fiel in mein Fach — dauerte es immer noch eine halbe Stunde, bis wir ein Geräusch hörten, als summe in der Ferne ein riesiger Bienenkorb.
    Von Felsvorsprung zu Felsvorsprung huschend, kamen wir, bereits im Lichte vieler Fackeln, bis zu einem flachen Felsen und warfen uns bäuchlings hin. Vorsichtig robbten wir, bis es nicht mehr weiter ging.
    Lugten wir über den Rand, bot sich unseren Blicken ein überwältigendes Bild, der Zeit Weit entrückt, der Wirklichkeit so fern wie ein Fiebertraum. In grandiosem Schwung wölbten sich die Wände zu einer schier unermeßlichen Grotte… zu einem unterirdischen Domschiff mit kühnen Bögen, phantastischen Kuppeln und Seitengrotten. Wundervolle Tropfsteingebilde, herabhängende Stalaktiten und sich emporreckende Stalagmiten, vereinigten sich zu Säulen, die eine gewaltige Kuppel zu tragen schienen.
    Wir konnten alles gut übersehen. Etwa fünf Yard befanden wir uns über dem Boden der Grotte. Die Anordnung der Felsen ringsum ähnelte einem Amphitheater, aus dessen Mitte sich ein flacher Kegel erhob, wie zur Bühne geschaffen. Und dieser Kegel war von Wasser umgeben, einem nachtschwarzen, kleinen See, dessen Oberfläche wie poliertes Ebenholz glänzte.
    Kopf an Kopf saßen die Indios um diesen See und ließen großbauchige Gefäße kreisen, die zweifellos Pulque enthielten, jenen aus Agavensaft gewonnenen, starkberauschenden Schnaps, der in ganz Mittel- und Südamerika getrunken wird.
    Das Geschnatter, Lachen, Kreischen der durch Alkohol aus ihrer Lethargie aufgerüttelten Indios verstummte. Erwartungsvoll schauten sie nach einer Richtung — nach einer der vielen Nebengrotten. Von seinen beiden Fackelträgern flankiert,

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