005 - Wrack aus der Vergangenheit
Maister saß grinsend auf den Überresten des Roboters, der uns ganz am Anfang recht unfreundlich empfangen hatte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Schrotthaufen gar nicht mehr an seinem Platz war.
Dr. Janni van Velt stand daneben, mit hochrotem Kopf.
Maister wandte sich ab und spielte an einer Computerkonsole herum. »Alles im Griff – sozusagen.«
»Der ist tatsächlich ein – Genie!«, gab Juan de Costa zu – obwohl es ihm offensichtlich schwer fiel. Als hätte er es eben erst entdeckt.
Schon ging er zum Durchgang.
Der Grüne schrie wieder. Er sträubte sich. Er strampelte. Es nutzte ihm nichts, vor allem da Tanya von den anderen unterstützt wurde.
Nur Juan gab ihr keine Unterstützung mehr. Ahnungslos ging er auf den Durchgang zu.
Fast hatte er ihn erreicht, als ich in die Tasche griff.
»Halt!«, rief ich ihm zu. Juan wandte sich mir grinsend zu. Er schüttelte den Kopf und ging langsam weiter. Nur noch einen Schritt. Ich würde ihn nicht aufhalten können – jedenfalls nicht mit Worten. Ich zog das kleine, schmale Etui aus der Tasche. Ein Andenken, von dem ich mich ungern trennte, aber ich hatte nichts anderes, das ich für meine Zwecke einsetzen konnte.
Ich warf das Etui. Es flog genau an Juan vorbei, verfehlte ihn nur knapp.
Erschrocken blieb er stehen. Er konnte meine Handlungsweise natürlich nicht begreifen und setzte zu einer Beschwerde an: »He …?«
Dabei blieb es, denn das Etui traf den Durchgang. Es gab eine grelle Leuchterscheinung. Es folgte ein Knattern wie von einem Maschinengewehr.
Juan de Costa sprang im letzten Augenblick in Sicherheit.
Das Etui endete recht spektakulär und es blieb nichts davon übrig. Nicht einmal ein Aschehäufchen.
»So, Comp, jetzt ist das Maß endgültig voll. Jetzt hast du den letzten Trumpf ausgespielt. Du solltest deine Gäste nicht unterschätzen.«
Ich richtete meinen Laser in die Kontrollen hinein und stellte die Anzeige auf volle Leistung.
»Lieber lebend in dieser unsicheren Umgebung, auf einem Planeten, von dem wir überhaupt nichts wissen und der mancherlei Gefahren bereithalten mag … als dir auch noch weiterhin ausgeliefert zu sein.«
»Dann werden Sie auch nicht erfahren, was mit Ihren beiden Gefährten ist!«, sagte der Comp mit ruhiger Stimme. Ich hatte es wirklich schwer zu glauben, dass ich mit einer Maschine sprach und nicht mit einem richtigen Menschen. Er war ein unwägbarer Gegner, listig und verschlagen. Diejenigen, die ihn programmiert hatten – man konnte ihnen dafür gratulieren. Aber er hatte uns unterschätzt – wahrlich …
»Ich – ich verstehe nicht recht!«, stotterte Juan de Costa.
»Ich um so besser«, zischte der Russe: »Ken hat dir gerade das Leben gerettet, Mann!«
»Das stimmt nicht!«, widersprach der Computer. »Ich wollte niemand töten, sondern nur betäuben.«
»Aha, deshalb ist mein Etui ja auch nicht kaputt, sondern nur betäubt, was?«
Anstatt einer Antwort, spuckte die Wand plötzlich mein Etui aus. Es fiel mir vor die Füße – völlig unbeschädigt.
»Genügt das?«
Ich schnalzte mit der Zunge und wich zum Ausgang zurück – rückwärts und immer den Laser voll auf den Kontrollen.
»Genug geplaudert. Ich hab’s satt!«
»Ich schon lange!«, unterstrich Dr. Wassilow und zog ebenfalls seinen Laser.
Tanja stieß den Grünen von sich. Der schaute sich gehetzt um. Da die Translatoren immer noch eingeschaltet waren, hatte er jedes Wort mitbekommen. Aber ob er auch ihren Inhalt verstanden hatte?
Das war zu bezweifeln. Es war wahrscheinlich genauso, als wären sie überhaupt nicht eingeschaltet.
Auch Tanja zog ihren Laser.
Mario Servantes blieb kein Außenstehender: Laser auf volle Energieleistung.
»Das gibt vielleicht ein Feuerwerk!«, freute er sich. »Kriegst zur Beerdigung sogar einen Kranz von mir gespendet, ehrlich, Comp. Aber erst später. Jetzt wird erst mal geröstet.«
»Hoffentlich wird es ihm nicht zu warm?«, fragte mich Tanya. »Na, was meinst du?«
»Nehmt mich mit!«, übersetzte der Translator. Der Grüne hatte endlich begriffen, was die Stunde schlug.
»Schau dir deine Götter noch einmal gut an, bevor sie hinweg gefegt werden!«, riet ihm Dimitrij gehässig.
Der Eingeborene rannte auf uns zu. Wir wichen bereitwillig beiseite und ließen ihn gehen. Wir brauchten ihn nicht mehr. Und falls wir später das Dorf der Grünen suchen sollten …
Ihm war sowieso nicht zu trauen. Der war imstande, uns in eine Falle zu locken. Dann kamen wir besser ohne ihn aus.
Wir
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