0051 - Jagd nach dem Leben
wahrnehmbaren Knopf gedrückt hatte. Der Zerhacker und Raffer lief. In acht Sätzen gab John Marshall Laury Martens ersten Erfolg durch. Daß ihm die Abwehr der Aras auf der Spur war, unterschlug er.
Dann drehte er den Heißwasserhahn wieder ab, schloß das Oberlicht, ließ den eingedrückten Knopf am Uhrgehäuse wieder herausspringen, und sämtliche Spuren, die zu seinem Hyperkom hätten führen können, waren damit verwischt.
Nachdenklich saß Marshall auf der Bettkante. Gründlich dachte er alle Probleme durch. Dieses Ausweichquartier durfte er unter keinen Umständen aufs Spiel setzen. Dieser Raum stellte die letzte Verbindung mit Perry Rhodan dar.
Marshall war im Begriff, seine Behausung zu verlassen, als ihn Laury Martens Impuls erreichte. Die Hand zur Tür ausgestreckt, blieb er stehen. Dann huschte ein Aufleuchten über sein Gesicht, und seine Lippen formten den Ausruf: „Endlich!"
*
Der in dem geländegängigen Wagen eingebaute Kursweiser hatte Laury Marten trotz der großen Entfernung das Areal der Binn schnell finden lassen, aber das Strahlgatter stand dann als unüberwindliches Hindernis vor ihr.
Suchend blickte sie sich nach einem Frogh um, und schaudernd erinnerte sie sich des Augenblicks, als sie einem dieser sechs Meter langen Schlangenwesen zum ersten Male gegenübergestanden hatte.
Auch jetzt noch kostete es sie Überwindung, in den Froghs intelligente Wesen zu sehen und keine häßlichen Tiere. Viele Froghs beherrschten neben Interkosmo auch mehrere Arkonidendialekte; untereinander verständigten sie sich in ihrer wortreichen Muttersprache. Sie waren die anhänglichsten Freunde der Aras und die gefürchtetsten Aufseher der Zoobewohner. Bis zum Tag war es noch keiner Intelligenz, die hier eingesperrt gehalten wurde, gelungen zu entkommen. Am Rande der Wüste, die planetarische Ausmaße besaß, holten die Froghs immer wieder die Ausreißer ein.
Laury Marten ging langsam am Strahlgatter entlang. Es war ihr unerklärlich, weshalb der Frogh nicht erschien und sich nach ihren Wünschen erkundigte. Dabei ging sie die leichte Anhöhe hoch, sah sich dort um, und dann fand sie das Schlangenwesen im Gespräch mit einem jungen Ara.
Der fühlte Laury Martens Blick, drehte den Kopf und blickte sie erstaunt an.
Im gleichen Moment schoß der Frogh heran. Mit verblüffend menschlich klingender Stimme fragte er nach Laurys Wünschen. Sie bat ihn, das Energiegatter kurzfristig aufzuheben, damit sie innerhalb des Areals zwei Binns aussuchen könnte.
Während sie sich noch mit dem Frogh unterhielt, der das erste Drittel seines muskulösen Schlangenleibes aufgerichtet hatte und sie aus seinen starren Augen musterte, trat der Ara hinzu.
Der schlanke Mann mit dem durchgeistigten Gesicht - sparsam in jeder Bewegung, zurückhaltend in der Ausdrucksweise, und für Laury der erste Ara überhaupt, der das geschliffenste Arkonidisch sprach, interessierte sie, und sie sorgte dafür, daß schnell ein interessantes Gespräch in Fluß kam.
Daß sie Zoologie studierte, nahm er höflich zur Kenntnis. Daß sie auf Tolimon war, um sich auf das Abschlußexamen vorzubereiten, zwang ihn zu sagen, daß er ihr viel Glück bei der Prüfung wünsche, doch als Laury Marten dann mit gekonnt gespielter Harmlosigkeit von dem Arthusphänomen zum Thema Nekrose kam und ihre Zweifel ausdrückte, daß ein örtlich begrenzter, abgestorbener Körperteil durch Aktivatoren belebt werden könne, zeigte der Ara plötzlich größte Aufmerksamkeit. Wie sollte der Galaktische Mediziner auch ahnen, daß diese junge Frau, geschult durch das beste arkonidische Hypnose-Verfahren, nicht nur eine Expertin in der Zoologie, sondern auch eine Medizinerin war, die über ein verblüffend reichhaltiges theoretisches Wissen verfügte.
Der Ara stellte sich als Man Regg vor.
Laury Marten spielte ihr Spiel weiter. Sie las seine Gedanken und dachte nicht daran, von sich aus die Initiative zu ergreifen. Jeder wichtige Anstoß mußte von Man Regg kommen.
Man Regg, der Ara, war nicht einer der hunderttausend Mediziner auf dieser Welt - Man Regg war der Ara, dem als Chef die Produktion des lebensverlängernden Serums unterstand!
Und Laury Marten köderte ihn. Sie sagte das, was er gerade gedacht hatte, immer eine Sekunde später, aber von ihrem Standpunkt aus, und wo er in Zweifeln gedacht hatte, da waren ihre Zweifel noch größer, und wo er glaubte, ein sicheres Urteil zu haben, da zeigte sie sich in ihrer Beurteilung zurückhaltend.
Einer der
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