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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ein Stab hielt ihn aufrecht. Das Licht wurde von dem glänzenden schwarzen Lack des Flügels reflektiert. Die weißen Tasten leuchteten wie Knochenfinger.
    Antonio Scaramanga trat auf den kleinen Drehhocker zu. Geschickt warf er die langen Frackschöße zurück und nahm Platz. Sekundenlang blieb er in seiner leicht gebückten Haltung sitzen, und seine Finger in den weißen Handschuhen schwebten über der Klaviatur. So wie er da saß, wirkte er wie ein Kurzstreckenläufer am Start. Das weiße Gesicht mit dem scharfen Raubvogelprofil gab ihm eine ungeheuer männliche Note. Die Lippen waren zusammengepreßt. Hart und eckig sprang das Kinn vor.
    Ein letzter Atemzug, dann fielen die Hände nach unten.
    Antonio Scaramanga begann zu spielen…
    ***
    Ted Kronos bezeichnete sich selbst als Menschenjäger.
    Er nahm jeden Job an. Wollte ein Gangsterboß einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Weg haben, wandte er sich an Kronos. Brauchte eine Versicherung Informationen, die nur auf einem illegalen Weg beschafft werden konnten, bekam Kronos den Job. Und suchte irgendein obskurer Geheimdienst einen Mietkiller, der keine Fragen stellte, wurde Kronos gerufen.
    Sein Vater war Grieche, die Mutter Schottin. Er wuchs in Athen und Glasgow auf, doch inzwischen war sein Arbeitsgebiet die ganze Welt geworden.
    Und nun war er hinter Scaramanga her.
    Im Auftrag eines Multimillionärs suchte er den Klavierspieler. Sein Klient gab Scaramanga die Schuld am Tode seiner Tochter und hatte Kronos angewiesen, Beweise und Scaramanga selbst zu beschaffen.
    Hunderttausend Dollar sollte der Job bringen.
    Die Hälfte war bereits überwiesen.
    Kronos hatte Scaramangas Spur gefunden. In einem kleinen Privattheater im Londoner Stadtteil Soho trat er an diesem Abend auf. Kronos wollte die Gelegenheit nutzen, um in die Garderobe des Meisters einzudringen. Sicherlich bewahrte er dort belastendes Material auf. Falls er keins fand, würde er sich an Scaramanga persönlich halten. Seine Methoden waren international bekannt. Um Aussagen von jemandem zu bekommen, kannte Kronos keine Skrupel.
    Bewaffnet war er mit einem Colt Ruger und einem Stilett.
    Das Theater lag in einer Seitenstraße, in der Nähe der Kingsly Street.
    Der Stuckfassade nach schien es aus der Jahrhundertwende zu stammen. Über eine Mauer mußte Kronos klettern, um in den schmalen Hinterhof zu gelangen.
    Dort preßte er sich an die Wand und blieb erst einmal stehen.
    Es war dunkel. Nicht einmal eine Laterne brannte, und Kronos wartete, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten.
    Er war ein knochiger Typ mit leicht hervorquellenden Augen und einem eckigen Gesicht. Das Haar trug er links gescheitelt. Es fiel halb über die Ohren.
    Bekleidet war er mit einem Jackett und einer engsitzenden Cordhose. Vor der Hintertür blieb er stehen, holte seine Punktleuchte hervor und besah sich das Schloß.
    Ein geringschätziges Lächeln flog über sein Gesicht, als er erkannte, wie einfach es sein würde, das Schloß zu knacken. Mit einem Griff hatte er das hierzu erforderliche Werkzeug gefunden, ließ einen schmalen Stab teleskopartig ausfahren und werkelte einige Sekunden lang im Türschloß herum.
    Es schnappte auf.
    Kronos nickte befriedigt und drückte die Tür nach innen auf. Das war geschafft.
    Der Killer hatte sich vorher genau über den Grundriß des kleinen Theaters informiert. Es machte ihm deshalb nichts aus, plötzlich in einem stockfinsteren Gang zu stehen. Er wußte genau, wo er langging.
    Kronos ließ hin und wieder seine kleine Lampe aufblitzen, erreichte eine Treppe und schlich auf Zehenspitzen die Stufen hoch. Er glaubte, die Klaviermusik zu hören. Aber das konnte auch Einbildung sein. Er konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum.
    Still war es nicht.
    Überall knackte und raschelte es. Das alte Haus lebte, das Holz arbeitete. Es bewegte sich, wie die Stufen unter den Füßen des sich anschleichenden Killers.
    Die Garderoben lagen in der ersten Etage des Theaters. Winzige Räume, kalt und feucht.
    Man brauchte keinen Wert mehr auf Image zu legen. Wer hier gastierte, der hatte sowieso kaum eine Chance, einmal nach ganz oben zu kommen.
    Es wurde viel Experimentiertheater gespielt. Für bestimmte Gruppen von Zuschauern, die so etwas toll fanden.
    Um so erstaunlicher war es, daß Antonio Scaramanga in diesem Theater auftrat.
    Dafür mußte es keinen Grund geben.
    Und Ted Kronos war entschlossen, ihn herauszufinden. Außerdem lockten noch weitere Fünfzigtausend. Und die waren

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