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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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konnte. Der leichte Lastwagen sprang wie ein Füllen über die Schlaglöcher und Wurzeln unter der schlechten Oberfläche. Ich klammerte mich an das Steuerrad und wurde im Führerhaus geschüttelt wie eine Erbse in der Schachtel.
    ***
    Ihr Vorsprung konnte nicht sehr groß sein, alles in allem vielleicht fünf Minuten, denn länger hatte der Kampf mit dem Riesen nicht gedauert, wenn solche Sachen einem auch manchmal endlos Vorkommen. Andererseits war anzunehmen, dass sie einen bedeutend schnelleren Wagen fuhren als ich, und es schien mir fraglich, ob ich diesen Unterschied durch Fahrkunst ausgleichen konnte. Auf dieser Straße allerdings kamen sie auch mit einem Klassewagen nicht schneller vorwärts als ich, weil sie sonst bei der tiefen Straßenlage eines Personenwagens den Bruch der Kardanwelle riskierten.
    Der Weg schien immer tiefer in den Reckrilt Forest hineinzuführen. Jetzt stieg er einen Hügel hinauf an, und als ich den Hügel erreicht hatte, hörten die Bäume auf und vor mir lag die kahle Landschaft, die durch das Auskohlen dieser Gegend im Tagebergbau entstanden war. Rechts, in vielleicht zehn Meilen Entfernung ragten die Hochöfen von Tallentown, fauchten die weißen Dampfwolken aus den Wassertürmen, gleißten die Glasdächer der Walzhallen im Sonnenlicht.
    Von dieser Stelle aus konnte man die riesigen Werksanlagen voll überblicken, aber man übersah auch das tote und versteppte Gebiet des ehemaligen Tagkohlenbaus. Die Straßen waren verstaubt, und ich sah auf einer dieser Straßen unter mir und durch zwei weitere Hügelketten getrennt die Staubfahne, die dort ein Wagen hinter sich herzog.
    Waren sie das? Keine Ahnung, aber ein anderer Wagen war weit und breit nicht zu sehen, und es gab ohnedies keinen anderen Weg.
    Ich stürzte mich mit meinem Laster den Hügel hinunter, verlor dadurch natürlich den verfolgten Wagen aus den Augen, sah ihn aber wieder, als ich den Gipfel des nächsten Hügels erreicht hatte.
    Ich hatte den Eindruck, als wäre ich ihm nähergekommen. Es sah so aus, als kröche er nur dahin.
    Wieder ließ ich den Lastwagen talabwärts donnern. Die Straße war nicht viel besser als der Waldweg. Ursprünglich bestand sie aus Beton, aber jetzt kümmerte sich niemand mehr um die Instandhaltung, und die Zeit, Regen 62 und Frost, hatten riesige Löcher in die Betondecke gefressen. Ich betete, dass die Achsen und die Reifen des Lasters alles aushalten möchten, was ich ihnen zumutete.
    Ich erreichte die zweite Hügelkuppe. Der andere Wagen kroch eben die gegenüberliegende Höhe hoch auf die überzäunte Koksanlage der Tallentown-Stahlwerke zu. Er kroch wirklich und jetzt konnte ich erkennen, dass er hinten merkwürdig schief hing. Ihm musste das geschehen sein, was ich befürchtete. Seine Hinterachse, oder zumindest die Federung war angeknackt.
    Ich gab Gas. Jetzt konnte ich sehen, dass ich ihm rasch näher kam. Schon erkannte ich das Modell: ein schwarzer Cadillac.
    Auch sie hatten mich jetzt gesehen. Es blitzte auf, und eine Kugel durchschlug links von mir die Windschutzscheibe. Das Glas zeigte lange Risse, aber es wurde nicht undurchsichtig.
    Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und ließ meinen Laster etwas zurückfallen. Ich dachte gar nicht daran, mich irgendeiner unnötigen Gefahr auszusetzen. Die Tankuhr zeigte an, dass ich noch eine Menge Benzin hatte, und mit ihrem angeschlagenen Cadillac konnten sie mir nicht entkommen.
    Wir fuhren jetzt die Straße an den hohen Zäunen der Kohleanlage entlang. Durch den Motorenlärm hindurch hörte ich das Rumpeln der Förderbänder, das Poltern des fallenden Koks und das merkwürdig mahlende Geräusch mit dem dieses Steinmeer ständig in sich selber kreist.
    Der Cadillac war an die dreihundert Yards vor mir. Noch zweimal versuchten sie, eine Kugel bei mir anzubringen, aber jetzt trafgn sie nicht einmal meinen Wagen.
    Sie taten das Letzte, was ihnen zu tun übrig blieb. Ich merkte, dass der Wagen plötzlich schneller fuhr, und gab selber Gas.
    Der Fahrer des Cadillacs drehte auf. Ich glaube, er kam auf siebzig Meilen und so viel brachte mein Lastwagen nicht. Der Abstand vergrößerte sich. Und doch konnte dieser Fluchtversuch nicht gut gehen. Der ganze Cadillac hing hinten links schief, und irgendein Teil schlug wieder und wieder auf die Straße. Ich sah es, wenn der Wagen sprang, als würde er von unten hochgestoßen.
    Dann geschah es auch schon. Wie von einer Geisterhand gedreht, stellte der Cadillac sich quer. Der linke Kotflügel flog in weitem

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