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0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

Titel: 0058 - Kalter Rauch und heißes Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalter Rauch und heißes Blei
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aber auch der wirklich einzige.
    Die Strecke fuhr ich mit wahrhaft nachtwandlerischer Sicherheit. Fast wunderte ich mich, als ich schon nach einer knappen Dreiviertelstunde vor dem Haus ankam. Ich stieg aus und reckte mich in der kühlen Nachtluft. Dann fiel mein Blick auf das Türschild, und ich musste grinsen. Man müsste noch mehr auf Kleinigkeiten achten, dachte ich, und nach dieser Betrachtung drückte ich auf den Klingelknopf. Es war genau wie am Abend zuvor. Ich musste lange warten, bis sich drinnen Schritte vernehmen ließen.
    Endlich ging die Tür auf, und der Mann erschien im gleichen Anzug.
    »Guten Abend, Mr. Bolinger«, grüßte ich. »Cotton vom FBI. Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich muss dringend mit Orvetta sprechen!«
    Er schien nicht recht zu wissen, was er daraus machen sollte.
    »Ja… ich weiß nicht, ob - wen wollten Sie sprechen?«
    Ich klopfte ihm gutmütig auf die Schulter.
    »Keine Angst, Mann. Wir haben heute Morgen schon alles besprochen, mir fiel nur noch etwas ein, was ich gern vor der Aufsichtsratssitzung mit ihr klären möchte!«
    Er drückte die Tür hinter mir ins Schloss und führte mich schweigend die Treppe hinauf.
    »Was ist mit Glenn Drake passiert?«, fragte er plötzlich raunend.
    »Ach, das war eigentlich ein Missverständnis«, lenkte ich ab. »Es geht ihm ganz gut. Leider hatte er später noch einen Autounfall, aber die paar Rippen haben sie ihm schon wieder gerichtet.«
    Er schien jetzt noch weniger zu wissen, woran er eigentlich mit mir war, und das passte genau in das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Vor einer Tür machte er Halt.
    »Ich werde sie wecken«, erklärte er. Aber ich hielt ihn zurück.
    »Nicht nötig. Wie ich mir die Sache vorstelle, ist sie längst wach und fertig angezogen.« Ich trat an die Tür und klopfte. »Mrs. Bolinger… kommen Sie doch bitte auf einen Moment heraus, ja?«
    Ein paar Sekunden verstrichen. Dann wurde die Tür geöffnet, und Walter Crawfords Sekretärin stand vor uns. Sie sah mich starr an und bewegte die Lippen, als wollte sie sprechen…
    »Haben Sie einen Raum, in dem man sich ungestört unterhalten kann?«
    »Gleich hier, nebenan, ist das Frühstückszimmer für unsere Pensionsgäste«, sagte er.
    Wir gingen hinüber. Die Tische waren schon für den Morgen gedeckt. Auf einen Wink Orvettas verschwand der Mann, und wir ließen uns auf die knarrenden Stühle nieder. Sie hatte die Augen nicht von mir gewandt.
    »Sie sind ein Teufel«, sagte sie plötzlich.
    ***
    Es wurde tatsächlich draußen schon hell, als wir die Treppe hinunterschritten. Der Mann hatte wohl darauf gewartet und kam aus einem Zimmer zu ebener Erde heraus.
    »Orvetta wird mich ein Stück begleiten«, nickte ich ihm zu. Und zu der Sekretärin gewandt, fragte ich: »Was ist er eigentlich? Ihr Bruder oder Onkel?«
    »Mein Mann«, sagte sie, ohne den Blick zu heben.
    Ich war einigermaßen erstaunt, aber es schien mir an den bestehenden Zuständen nicht viel zu ändern. Der oberflächliche Gruß, den sie ihm zuwarf, bestätigte meine Ansicht.
    »Wollen Sie mich nicht fesseln?«, fragte Orvetta Bolinger, als wir draußen über den Kies auf meinen Wagen zuschritten.
    »Warum?«, fragte ich zurück. »Wir fesseln nur Mörder und Gewaltverbrecher. Und Sie sind doch weder das eine noch das andere. Oder doch?«
    Natürlich gab sie keine Antwort. Sie stieg ein, und als wir vor dem Districtgebäude hielten, hatte sie noch kein Wort gesagt.
    In dem großen Haus brannten zwar in allen Fluren die Lichter, aber der große Apparat der FBI-Zentrale arbeitete nur mit der kleinen Nachtbesetzung. Als ich in mein Zimmer trat, schreckte Phil aus dem Sessel hoch, in den er sich zum Schlaf hingekauert hatte, und betrachtete erstaunt die Frau, die mit mir eintrat.
    »Das ist doch Crawfords Sekretärin?«, staunte er, während er sich die Augen rieb.
    Orvetta Bolinger ließ den Blick uninteressiert über meinen Freund schweifen und setzte sich ohne Umschweife in den zweiten Sessel.
    »Machen Sie’s kurz«, sagte sie.
    »Das ist ganz in unserem Sinn«, gab ich zur Antwort. »Erstens: Wo wohnt Bill Bright, der Privatpilot Congers?«
    Phil hatte die Gelegenheit erfasst und hielt den Bleistift zum Mitschreiben in der Hand.
    »123,Viking Road. Erster Stock. Brauchen Sie auch seine Telefonnummer?«
    »Nein. Zweitens: wann und wo findet die Aufsichtsratssitzung statt?«
    »Morgen früh, das heißt: heute früh um zehn Uhr im Victoria-Hotel. Kleiner Sitzungssaal. Die

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