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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Meine Schwestern werden nicht aufgeben.«
    »Unsinn!« Ich wischte ihre Bedenken mit einer heftigen Handbewegung weg. »Wir schweben immer in Gefahr, weil sich ständig irgend jemand an uns rächen will. Da macht es nichts aus, wenn Sie sich in diesem Apartment verstecken.«
    »Und was unternehmt ihr jetzt?« fragte Jane, an unsere Adresse gerichtet. »Oder wollt ihr zusehen, wie diese höllischen Schwestern noch mehr Menschen töten?«
    Ich deutete auf das Bad. »Ich dusche erst einmal«, sagte ich. »So kann ich mich nicht unter Menschen wagen.«
    Ich ließ Mara den Vortritt. Sie beeilte sich, und zwanzig Minuten später stand ich unter der heißen Dusche und lebte auf. Jane blieb im Wohnzimmer während Suko sich in sein Apartment zurückzog, um sich ebenfalls in einen neuen Menschen zu verwandeln.
    Ich fühlte mich wie neugeboren, als ich in das Wohnzimmer zurückkehrte. Aber gleich darauf war es mit dem Wohlbefinden vorbei.
    Jane saß mit einem merkwürdig starren Blick im Sessel und reagierte nicht, als ich ihren Namen rief. Von Mara fehlte jede Spur.
    »Jane, komme zu dir!« Ich rüttelte sie sanft an der Schulter. Sie rührte sich noch immer nicht. Erst als ich eine knappe Beschwörung murmelte, richtete sie sich durchatmend auf.
    »Dieses Biest!« rief sie kopfschüttelnd. Sie war nicht wirklich wütend. »Sie hat mich mit einem Bann belegt, daß ich mich eine Viertelstunde lang nicht rühren konnte!«
    »Du sprichst von Mara?« vergewisserte ich mich.
    Dafür fing ich von Jane Collins einen vorwurfsvollen Blick ein. »Natürlich, von deiner neuesten Eroberung! Sie macht dir aber nicht nur schöne Augen, John, sie hat auch ihren eigenen Kopf. Bevor sie ging, sagte sie noch, du solltest dir keine Sorgen um sie machen. Rührend, nicht wahr?«
    Ich ging nicht weiter darauf ein. Jane behauptete zwar immer, nicht eifersüchtig zu sein, sie war aber die Eifersucht in Person. »Hat sie auch gesagt, warum sie geht?«
    Jane zuckte die Achseln. »Um dich nicht zu gefährden. Du scheinst ihr Augenlicht zu sein, John Sinclair. Ich wußte gar nicht, daß du so auf Hexen wirkst.«
    »Wußte ich bisher auch nicht«, erwiderte ich und dachte mit Schrecken an Maras Schwestern. »Leider wirke ich nicht auf alle Frauen. Die drei aus dem Hexenhaus jedenfalls haben sich nicht gerade sehr freundlich gezeigt.«
    »Ich möchte mir das Hexenhaus ansehen«, meinte Jane. »Vielleicht finde ich dort etwas.«
    Ich wurde von der Türklingel unterbrochen. Es war Suko. Mit ein paar Worten schilderte ich ihm, was sich inzwischen ereignet hatte. »Eigentlich können wir gar nichts unternehmen«, fügte ich hinzu. »Warum sollten wir also nicht zu dem Hexenhaus fahren?«
    Mein chinesischer Freund öffnete einladend die Wohnungstür. »Gehen wir! Ich habe mich schon lange nicht mehr mit Hexen herumgeschlagen.«
    »Es hat eben nicht jeder so viel Glück bei Hexen wie John«, bemerkte Jane bissig und rauschte mit hoch erhobenem Kopf aus dem Apartment.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als den beiden zu folgen. Was hätte ich sonst tun sollen?
    ***
    Eine schleimige, graue Masse glitt durch London, ein Wesen, das Menschen Furcht und Schrecken eingejagt hätte.
    Es verhielt sich wie ein intelligentes Lebewesen, obwohl es nur eine Ausgeburt des Bösen war, ein willenloses Werkzeug. Hätte ein Mensch diese amorphe Masse zu Gesicht bekommen, hätte er sie als schleimig, glitschig und ständig die Form verändernd beschrieben. Es gab jedoch keine Zeugen, da sich die graue Masse außerhalb der Sichtweite von Menschen bewegte.
    Der Sendbote des Dämonenreichs besaß etwa die Größe eines normalen Teppichs.
    Mal floß er in einer dünnen Bahn durch einen Garten, mal bildete er eine Kugel, die durch eine menschenleere Gasse rollte.
    Kämen Leute in die Nähe, zog sich das Wesen blitzschnell in ein Versteck zurück.
    Ein offenes Kellerfenster genügte. Die graue Masse bildete einen armdicken Schlauch und floß in die Tiefe, kam auf der anderen Seite des Hauses wieder zum Vorschein und setzte unbeirrbar ihren Weg fort.
    Das Ziel des Todesboten war ein Haus in Kensington, eine der herrlichen alten Villen, die noch nicht in Etagenwohnungen aufgeteilt worden waren. Ihre Besitzer waren für gewöhnlich alteingesessene, gehörten zu bekannten Familien des Landes und waren schwerreich. Das mußten sie schon sein, um ein Haus in dieser teuren Gegend im Herzen Londons unterhalten zu können.
    Der Todesbote hatte keine Schwierigkeiten, einer Gruppe junger Leute

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