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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Haus an der Themse erreichten. Von außen war keine Veränderung festzustellen. Die ganze Gegend wirkte leblos, als gäbe es hier keine Menschen. Dabei wußten Suko und ich, daß die Häuser in weitem Umkreis bewohnt waren.
    »Die Nachbarn scheinen nicht sehr gesellig zu sein«, stellte Jane Collins fest und musterte die dunklen Gebäude. »Alle Fenster sind verdunkelt.«
    »Sie haben Angst vor den Mächten des Bösen«, antwortete ich, steuerte den Bentley an den Straßenrand und löschte die Lichter. »Diesmal bereite ich mich auf alle Überraschungen vor. Die Ladies sollen ihr blaues Wunder erleben, wenn sie uns wieder einen Schwarm fliegender Ameisen oder etwas Ähnliches auf den Hals hetzen.«
    Ich öffnete meinen Einsatzkoffer und steckte ein Reservemagazin für meine Beretta ein. Silberne Kugeln waren immer schon eine starke Waffe gewesen. Suko bekam den silbernen Dolch, dessen Griff die Form eines Kreuzes hatte. Die Gnostische Gemme überließ Suko mir.
    »Ich brauche etwas Handfestes«, erklärte er grinsend.
    Jane lehnte Gnostische Gemme und magische Kreide ebenfalls ab. »Ich bin schon bewaffnet«, sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    Ich dachte an ihre Astra-Pistole. Ob das die richtige Waffe für diesen Einsatz war?
    Ich redete ihr aber nicht rein, sondern lächelte ihr aufmunternd zu. Im Schein der Innenbeleuchtung schimmerten ihre Haare wieder goldfarben. Sie erwiderte mein Lächeln, und in ihren Wangen bildete sich reizende Grübchen.
    Wir stiegen aus und näherten uns dem Grundstück. Plötzlich blieb Suko betroffen stehen. »Wir haben den Hund vergessen«, sagte er wütend auf sich selbst. »Wie kommen wir hinein? Ob uns die Hexen diesmal auch erwarten und deshalb ihren Wächter zurückpfeifen?«
    »Ihr denkt zu sehr an Dämonen und nicht an das Nächstliegende«, erklärte Jane mit einem leisen Lachen, griff in ihre Plastiktüte und holte ein großes Stück Fleisch heraus. »Ich möchte den Hund sehen, der einer solchen Einladung widerstehen kann. Es sei denn, er hat eine perfekte Polizeiausbildung. Das ist übrigens mein Sonntagsbraten.«
    Sie trat an die Pforte, und ich wartete gespannt darauf, was geschehen würde. Der Hund kam an die Gittertür, schnüffelte und nahm Jane das Fleisch aus der Hand. Völlig zufrieden zog er damit ab.
    »Der ist bestechlich«, meinte Suko.
    Wir betraten den Garten. Von jetzt an bewegten wir uns noch vorsichtig, weil wir jederzeit mit einem Angriff der Hexen rechneten. Es blieb jedoch ruhig. Hinter den Fenstern brannte kein Licht.
    Jane schauderte. »Ein unheimlicher Ort«, sagte sie und sah sich nach allen Seiten um. »Jetzt kann ich verstehen, daß sich die Nachbarn zurückhalten. Habt ihr jemanden gesehen?«
    Suko schüttelte den Kopf. »Weit und breit kein Mensch.«
    »Ich glaube auch, daß wir allein sind«, behauptete ich.
    »Trotzdem… wir werden beobachtet.« Jane zog die Schultern hoch, als würde sie frieren. Dabei hatte sie sich in ein warmes Pelzcape gehüllt. »Ich fühle ganz deutlich feindselige Blicke auf uns gerichtet.«
    Es lag mir fern, darüber zu lächeln. Jane bildete sich nie etwas ein. Dennoch konnte ich nicht erkennen, wo die Gefahr lauerte.
    »Sehen wir drinnen im Haus nach«, schlug sie vor, aber so weit kamen wir nicht mehr.
    Wir waren noch ein paar Schritte von der Eingangstür entfernt, als unsere Umgebung plötzlich im Nebel verschwand.
    Ich verkrampfte mich und tastete nach meinem silbernen Kreuz an der Halskette. Es änderte sich nichts an dem merkwürdigen Zustand. Immer undeutlicher waren Haus und Bäume zu erkennen. Alle Gegenstände rückten von uns ab. Tiefe Dunkelheit senkte sich über uns. Sogar der Widerschein der Londoner Lichter war verschwunden. Die dünne Schneeschicht schmolz dahin.
    Statt dessen schälten sich andere Konturen aus der schwammigen Finsternis.
    »Haltet auch an den Händen!« rief ich meinen Begleitern zu. »Wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren!«
    Keine Sekunde zu früh faßten wir einander an den Händen.
    Alles um uns herum geriet in einen schwindelerregenden Wirbel, daß wir das Gefühl hatten, in einen tiefen Schacht zu stürzen.
    ***
    Unsere Umgebung stabilisierte sich Sekunden später. Ich warf meinen Freunden einen raschen Blick zu. An ihren erstaunten Gesichtern merkte ich, daß sie dasselbe sahen wie ich.
    Wir befanden uns in einer mittelalterlichen Stadt. Schmale, kleine Häuser grenzten den Marktplatz ein. An einigen Schildern, die ich nur mit Mühe entziffern konnte,

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