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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Fenster gerettet wurde.
    Mara war am Ende ihrer Kräfte. Sie wankte die raucherfüllte Treppe hinunter und hing schwer an Sukos Arm. Wir mußten Platz für die Feuerwehrleute machen.
    Immer mehr drangen in das brennende Gebäude ein. Überall tobten die Flammen.
    Die Wasserstrahlen zischten durch offene Türen und Fenster. Wir bekamen einen ordentlichen Schauer ab. Bei der fürchterlichen Hitze in dem Gebäude war es direkt eine Wohltat.
    Doch kaum traten wir ins Freie, als wir erbärmlich zu frieren begannen. Sogar Sukos gelbe Haut wurde blau.
    Zum Glück gab es genug Helfer, die uns in Decken hüllten und zu einem Bus der Feuerwehr führten. Hier bekamen wir heißen Tee. Eine grauhaarige Krankenschwester tat uns mit einem Augenzwinkern jedem einen kräftigen Schuß Rum in den Tee. Schon nach den ersten Schlucken fühlte ich mich wie neugeboren.
    Düster sahen wir zu, wie das Hotel vollständig ausbrannte. Zum Glück griffen die Flammen nicht auf die Nachbargebäude über.
    Mara bestätigte mir, was ich bereits vermutete. Ihre Schwestern hatten ihr auf geistigem Weg ein letztes Ultimatum gestellt, und als sie sich geweigert hatte, in die Hexenzunft zurückzukehren, war das Hotel in Flammen aufgegangen.
    »Wären Sie nicht gekommen, John, hätte ich verbrennen müssen«, beteuerte Mara bleich und verängstigt. »Ich hatte gedacht, ich würde mit meinen ehemaligen Schwestern fertig. Aber sie haben mir ihre Macht demonstriert.«
    Ich sah sie prüfend an. »Wollen Sie dieser Drohung nachgeben?« erkundigte ich mich.
    Sie hob abwehrend die Hände. »Nach diesem entsetzlichen Zwischenfall will ich erst recht nichts mehr mit den Hexen zu tun haben, John! Glauben Sie mir!«
    Ich glaubte ihr. Sie meinte es ehrlich.
    ***
    Eine halbe Stunde später kam der Polizeioffizier durch dichtes Schneegestöber auf uns zu. Er gab einen kurzen Zwischenbericht. Die Bilanz dieses dämonischen Angriffs war grauenhaft.
    Sechzehn Menschen waren in den Flammen umgekommen oder durch den Rauch erstickt. Zwei Dutzend Verletzte. Ich mußte meine Empörung gewaltsam niederkämpfen.
    Suko knirschte laut mit den Zähnen. »Wenn ich diese feinen Schwestern erwische!« knurrte er. »Sechzehn Tote!«
    »Seien wir froh, daß wir wenigstens ein paar Leute retten konnten«, erwiderte ich.
    »Und du kannst Gift darauf nehmen, daß ich diesem Spuk ein Ende bereiten werde.«
    Ich warf Mara einen forschenden Blick zu. Sie sah noch immer hübsch aus, aber sie konnte sich kaum aufrecht halten. »Wir fahren zu mir nach Hause!«
    Suko und ich nahmen die ehemalige Hexe zwischen uns und führten sie zu meinem Bentley. Unsere Kleider waren mittlerweile weitgehend getrocknet. Trotzdem schaltete ich die Heizung sofort auf volle Touren. Schweigend fuhren wir zu dem Apartmenthaus, in dem Suko und ich zwei benachbarte Wohnungen besaßen.
    Wir führten Mara nach oben. Als wir den Aufzug verließen, kam uns eine Frau entgegen, die ich unter Tausenden allein an ihren Haaren herausgefunden hätte.
    Dieses Blond erinnerte mich immer an reifen Kansas-Weizen, und es gehörte der hübschesten Privatdetektivin der Welt, Jane Collins.
    Ihre Augen weiteten sich, als sie uns erblickte. Sie riß den Mund auf, als würde sie jeden Moment einen gellenden Schrei ausstoßen. Jane beherrschte sich jedoch.
    Wortlos nahm sie mir den Wohnungsschlüssel aus der Hand und öffnete meine Tür.
    Sie half uns auch, Mara auf die Couch zu legen.
    Erst als Suko und ich uns erschöpft in die Sessel fallen ließen, stellte sie sich vor mich hin und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Was ist denn mit euch passiert?« fragte sie atemlos. »Habt ihr euch schon im Spiegel besehen?«
    Ich schüttelte den Kopf und betrachtete Suko. Wenn ich genau so aussah wie er, konnte ich Janes Erschrecken vorhin gut verstehen. Seine Kleider waren angesengt, sein Gesicht rußgeschwärzt.
    »Ihr hattet einen schwierigen Einsatz und habt mir vorher nichts gesagt«, rief Jane anklagend. Ich kannte sie. Sie wäre am liebsten dabei gewesen. »Statt es mir zu erzählen, John, faselst du am Telefon etwas von einer Hexe, mit der du dich beschäftigen mußt!«
    Jetzt schaffte ich sogar ein müdes Lächeln. »Dort liegt die Hexe«, sagte ich und deutete auf Mara.
    Jane holte tief Luft, um mir eine Predigt zu halten, aber Mara kam ihr zuvor. Sie schilderte leise und stockend, was sich seit unserer ersten Begegnung ereignet hatte.
    »Ich darf nicht hierbleiben«, sagte Mara Lacatte zuletzt. »Ich bringe nur euch drei in Gefahr.

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