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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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was ist Ihnen denn passiert?«
    »Nicht so schlimm. Ich habe mir die Hand in einer Tür eingeklemmt.«
    »Das tut mir leid.«
    »Wirklich nicht der Rede wert. Unangenehm ist nur, daß ich jetzt mit der linken Hand essen muß. Wie geht es Ihnen? Sie tun gerade so, als ob Sie es schon gewohnt wären, fremden Leuten als Zielscheibe zu dienen!«
    Gold verzog das Gesicht.
    »Ganz so ist es nun auch wieder nicht - hören Sie zu, ich möchte Ihnen die Geschichte nicht vorenthalten. Der Mann, den ich neulich abends im Park traf, wollte mich allen Ernstes umlegen.«
    »Tatsächlich?« meinte Bell ironisch. »Daß er Sie nicht zum Tee einladen wollte, war mir allerdings klar.«
    »Spaß beiseite!« Gold wurde ernst. »Die Sache geht übrigens auch Sie an. Ich bekam also einen Brief von einem meiner Vertrauensleute, daß er sich mit mir im Park treffen wolle. Er schlug eine Stelle zwischen der dritten und vierten Laterne vor. Mein Mann wurde jedoch beobachtet. Zwei Leute, die sich als Kriminalbeamte auswiesen, nahmen ihn wegen versuchten Raubüberfalls fest. Da er natürlich nicht das geringste verbrochen hatte, wollte er sich gegen das Gesetz nicht auflehnen und folgte den beiden. Sie brachten ihn zu einem Wagen und fuhren mit ihm in einen Außenbezirk. Dort ließen sie ihn wieder laufen.« Gold lachte auf. »Die Leute haben ihre Sache gut gemacht. An Stelle meines Agenten erwartete mich jemand, der den Auftrag hatte, mit mir abzurechnen … Ah -bitte, entschuldigen Sie mich einen Augenblick!«
    Eben war Helder durch den Speisesaal gegangen. Gold nickte Bell zu, durchquerte den Raum und verschwand im Rauchsalon. Dort saß Helder und blätterte in einer Illustrierten. Als Gold zu ihm trat, schaute er auf.
    »Ich hätte gern einmal mit Ihnen gesprochen, Sie aufrührerischer Geist!«
    Helder lachte.
    »Soll ich des Landes verwiesen werden?« fragte er und machte auf dem Sofa Platz, damit Gold sich neben ihn setzen konnte. »Oder will man mich wegen Hochverrats anklagen?«
    »Soweit ist es noch nicht. Es besteht nur die Gefahr, daß Sie hier unangenehm auffallen. Ich habe neulich mit unserem Konsul gesprochen, und da er weiß, daß ich Sie gut kenne, bat er mich, Ihnen die Sache zu erklären. Er kann Sie nämlich nicht mehr in die Botschaft einladen, wenn Sie derartige Veröffentlichungen nicht einstellen.«
    Helder wurde dunkelrot.
    »Es wäre mir lieber, wenn sich der Botschafter mit einem solchen Ansinnen direkt an mich wenden würde«, sagte er aufgebracht.
    Gold beobachtete ihn interessiert. Es war das erstemal, daß sich Helder von einer unangenehmen Seite zeigte. Sein Mund war verkniffen, und seine Augen funkelten böse.
    Es hatte Helder einige Mühe gekostet, seine jetzige Stellung in der Gesellschaft zu erobern. Sein Vater hatte ihm nur ein kleines Vermögen hinterlassen, das gerade zu einem bescheidenen Leben ausreichte. Ein Geschäft, das er in Paris eröffnete, mußte er später wieder aufgeben. Jetzt lebte er schon seit Jahren in London, und man erzählte sich, daß er mit Eisenbahnaktien ein Vermögen verdient hätte. Und nun, da er endlich am Ziel war, drohte man, ihn gesellschaftlich zu schneiden.
    Er schaute Gold wütend an.
    »Ich möchte, daß man meine Rechte als amerikanischer Staatsbürger respektiert. Ich kann mir mein Leben nach meinem eigenen Ermessen einrichten, so lange ich nicht mit dem Gesetz in Konflikt komme. Und in der ›Warnung‹ ist nichts erschienen, was über das gesetzmäßig Erlaubte hinausginge.«
    »Es liegt aber gar kein Grund vor, eine solch unnütze Zeitschrift überhaupt herauszugeben«, bemerkte Gold.
    »Jetzt werden Sie beleidigend!« Helder erhob sich. »Ich glaube, wir können die Unterhaltung abbrechen.« Gold nickte.
    »Es kommt ja doch nichts dabei heraus. - Ach, da fällt mir gerade ein … Ich habe nämlich eine Wette verloren.« Er schaute auf die Uhr und kramte dann in seiner Brieftasche herum, fand aber anscheinend nicht das Gewünschte. »Haben Sie etwas amerikanisches Geld bei sich, Mr. Helder? Ich brauche zwanzig Dollar.« Helder schüttelte den Kopf.

7
    In diesem Augenblick trat Comstock Bell in den Rauchsalon. Er hatte die letzten Worte Golds gehört.
    »Ich habe genügend Dollar bei mir«, sagte er, zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr vier Fünfdollarscheine, die er Gold überreichte.
    Helder beobachtete ihn dabei scharf. Er sah, wie Gold die Banknoten scheinbar oberflächlich betrachtete und dann Bell einen Augenblick lang fassungslos anstarrte.
    »Du

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