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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war eine günstige Gelegenheit, die er für die Ausführung seines Planes gebrauchen konnte.
    »Der Mann hieß Willetts -«, sagte Bell langsam.
    »Willetts? Sie haben mir doch neulich erzählt, daß Sie ihn überhaupt nicht kennen?«
    »So? Nun, dann habe ich eben jenen Willetts, von dem Sie sprachen, nicht mit dem Mann in Verbindung gebracht, den ich im ›Savoy‹ traf.«
    Gold schüttelte den Kopf.
    »Na schön«, meinte er. »Ich werde diesen Willetts ausfindig machen …«
    Gold verabschiedete sich, und Bell setzte seinen Spaziergang fort.

8
    Nachdem Gold Bell verlassen hatte, nahm er ein Taxi und war gleich darauf mitten in der City. In der Threadneedle Street stieg er aus und kam schließlich durch viele enge Gäßchen zur Little Painter Street. An einem alten Haus entdeckte er das Schild, das er suchte: ›Harald S. Willetts, Börsenmakler.‹ Er stieg in den dritten Stock hinauf und klingelte bei einer Tür, an der ein Messingschildchen mit der gleichen Aufschrift angebracht war.
    Niemand antwortete. Auch auf sein energisches Klopfen hin blieb alles stumm. Er ging die Treppe wieder hinunter und erkundigte sich beim Hausmeister. »Wissen Sie, wann Mr. Willetts anzutreffen ist?«
    »Bin ich ein Hellseher?« antwortete der wenig mitteilsame Mann mürrisch.
    Gold griff in die Tasche und zog eine Pfundnote heraus, mit der er dem Hausmeister vor der Nase herumwedelte.
    »Haben Sie wirklich keine Ahnung?«
    Das wirkte. In weniger als zehn Minuten wußte Gold alles, was zu erfahren war - leider war es nicht viel.
    »Ich habe den Herrn nur immer bei Dunkelheit kommen und gehen sehen. Er ist nie lange hier und läßt wohl nur seine Post hierherschicken.«
    »Wie lange hat er das Büro schon gemietet?«
    »Ungefähr seit zwei Jahren. Soviel ich weiß, hält er sich meistens außerhalb Londons auf. Manchmal fährt er wohl sogar nach Amerika.«
    »Ist er Amerikaner?« fragte Gold hastig.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, daß er die Miete regelmäßig bezahlt und sein Büro nur selten aufsucht. Wenn Sie es sehen möchten, zeige ich es Ihnen gern.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf, und der Hausmeister öffnete die Tür. Gold trat in einen kleinen Raum, in dem ein Rollschreibtisch, ein Sessel und ein Schreibtischstuhl standen. Außerdem gab es noch ein Regal mit Büchern über das Finanzwesen, und Börsenjahrbüchern. Das war die ganze Einrichtung.
    »Ein merkwürdiger Schreibtisch -«, sagte Gold liebenswürdig. »Ich würde mir dieses Modell gern einmal ansehen.«
    Der Hausmeister konnte an dem Schreibtisch durchaus nichts Besonderes entdecken, aber er verstand recht gut, was der Besucher wollte. Und da eine Pfundnote schließlich keine Kleinigkeit war und eine gewisse Gegenleistung erforderte, murmelte er vor sich hin, daß er schnell etwas im Treppenhaus nachschauen müsse, und ließ Gold allein.
    Gold zog einen großen Schlüsselbund aus der Tasche, und kaum eine Minute verstrich, bis er den richtigen Schlüssel gefunden und den Schreibtisch geöffnet hatte.
    Aber er war leer, vollständig leer. In keiner Schublade konnte er auch nur ein einziges Blatt Papier entdecken. Welchem Beruf Willetts auch nachgehen mochte - jedenfalls übte er ihn nicht in diesem Büro aus.
    »Wie oft kommt Mr. Willetts eigentlich hierher?« fragte Gold den Hausmeister, als sie zusammen die Treppe wieder hinunterstiegen.
    »Wenigstens einmal im Monat - aber ich weiß nie vorher, an welchem Tag.«
    »Können Sie ihn mir ungefähr beschreiben?«
    »Er hat eine dunkle Gesichtsfarbe und dunkles Haar. Meistens geht er etwas gebückt…« »Ist er groß und schlank?«
    »Nein. Ich würde mittelgroß sagen. Aber ich bin ihm immer nur auf der Treppe begegnet.«
    »Wie ist seine Stimme?«
    »Ja, richtig - er spricht mit einem ausländischen Akzent, etwa so wie ein Franzose.«
    »Schön, sagen Sie Mr. Willetts bitte, wenn er wieder herkommt, daß ich ihn gern gesprochen hätte.«
    »Und wie ist Ihr Name?«
    »Comstock Bell -«, antwortete Gold seelenruhig.
    Der Hausmeister sah ihn erstaunt an.
    »Aber Sie sind doch nicht Mr. Comstock Bell!«
    Gold lachte.
    »Na ja, ich wollte nur sagen, daß mich Mr. Bell hierhergeschickt hat«, verbesserte er sich ungezwungen. »Doch woher wollen Sie eigentlich wissen, daß ich nicht Mr. Bell bin?«
    »Weil Mr. Bell erst vor zwei Tagen hier war und Mr. Willetts sprechen wollte …«

9
    Comstock Bell bewohnte ein Haus am Cadogan Square. Die Einrichtung seiner Wohnung zeugte von künstlerischem

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