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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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durchaus verstehen, Mrs. Collak, daß Sie sich auf die Seite Mr. Bells schlagen. Ich nehme an, daß er sich Ihnen gegenüber sehr großzügig gezeigt hat, wie?«
    Der beleidigende Unterton war nicht zu überhören.
    Mrs. Granger Collak holte ein goldenes Etui aus ihrer Handtasche, öffnete es, zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich ein wenig zurück und sah Helder mit halbgeschlossenen Augen an.
    »Ich habe Mr. Comstock Bell als einen vornehmen, ehrenhaften Charakter kennengelernt.«
    »Nun, auf dem Gebiet der Ehre«, gab Helder bösartig zurück, »sind Sie ja eine unbestrittene Autorität, Mrs. Collak!«
    »Allerdings. Und deshalb bin ich mir im klaren darüber, daß dieser Begriff für Sie überhaupt nicht existiert. Doch zur Sache - ich bin hierhergekommen, um Mr. Gold etwas zu bringen …« Sie entnahm ihrer Handtasche einen Zeitungsausschnitt und reichte ihn Gold. »Haben Sie dies in die Zeitung gesetzt?« fragte sie.
    Gold nickte verwundert.
    »Ein Zufall, daß ich es gesehen habe - es stand in einer italienischen Zeitung. Ich muß schon sagen, eine seltsame Annonce - aber am allermerkwürdigsten wird die Geschichte, wenn man tatsächlich eine solche Tausendfrancnote mit sich herumträgt…«
    Helder blickte mißtrauisch von einem zum andern. Was für eine Bewandtnis hatte es mit diesem Inserat? Auch Gold war es unbehaglich zumute, wenn auch aus einem ganz anderen Grund.
    »Kann ich den Zeitungsausschnitt einmal sehen?« fragte Helder schnell.
    Gold streckte ihm widerwillig das Blatt hin. Das Inserat war in italienischer, englischer und französischer Sprache abgefaßt. Alle Personen, die in den Besitz von Tausendfrancscheinen mit den Nummern 687642 bis 687653 gelangten, wurden ersucht, sich mit der französischen Polizei oder über das amerikanische Konsulat in London mit Wentworth Gold in Verbindung zu setzen.
    Helder las mit steigender Bestürzung. Wenn er auch die Zusammenhänge noch nicht durchschaute, war ihm doch klar, daß diese Annonce nichts Gutes bedeuten konnte.
    Inzwischen hatte Mrs. Granger Collak eine zusammengefaltete Banknote aus ihrer Tasche gezogen.
    »Wie ich Ihnen bereits sagte, ist mir zufällig eine der Nummern in die Hände gekommen - hier!«
    Gold nahm den Schein, hielt ihn gegen das Licht, drehte ihn hin und her und untersuchte besonders gründlich die Rückseite.
    »Es tut mir leid, Mrs. Collak, aber ich muß Ihnen mitteilen, daß diese Banknote gefälscht ist. Ich muß sie leider behalten, werde Ihnen aber selbstverständlich den Gegenwert ersetzen.«
    Er gab sich Mühe, ruhig zu sprechen, aber man hörte seiner Stimme dennoch an, wie erregt er war.
    Helder, der ihn genau beobachtete, erschrak. Natürlich war dies eine der gefälschten Banknoten, die er in Umlauf gebracht hatte - unklar war nur, wodurch sich gerade dieser Schein von den anderen unterscheiden sollte. Was überhaupt war mit den im Inserat aufgeführten zwölf Nummern los? Zweitausend solcher Banknoten waren gedruckt worden! Auf alle Fälle war Gefahr im Verzug, und er mußte der Sache sofort nachgehen. Hastig stand er auf und ging zur Tür.
    »Wir unterhalten uns später, Mr. Gold!« rief er, sich umdrehend. Gold nickte und sah ihn dabei mit einem so triumphierenden Blick an, daß Helder noch unruhiger wurde.
    Als Gold mit Mrs. Granger Collak allein war, verlor er keine Zeit. Er erklärte ihr kurz, worum es ging. Daß Comstock Bell verschwunden war, hatte sie natürlich in den Zeitungen gelesen, aber sie hatte nicht gewußt, daß man ihn mit Fälschungen in Verbindung bringen wollte.
    Gold besaß genug Menschenkenntnis, um zu wissen, daß er dieser Frau, die zudem Bell viel verdankte, unbedingt vertrauen durfte.
    Er ließ sich vom Zimmerkellner ein kleines Rechaud und ein Kännchen Milch bringen. Dann nahm er ein Vergrößerungsglas und zeigte Mrs. Collak die feinen Schriftzüge auf der Rückseite der Banknote.
    »Milch anwenden?« fragte sie verblüfft. »Was hat denn Milch damit zu tun?«
    »Das werden wir gleich sehen.«
    Gold nahm die Banknote, legte sie auf einen Teller und goß die Milch darüber. Nach einigen Minuten zog er sie wieder heraus, ließ sie abtropfen und hielt sie dann zum Trocknen vorsichtig über das Rechaud.
    Schweigend beobachtete sie ihn, bis er aufstand und ihr den Geldschein auf der flachen Hand hinhielt. »Nun«, fragte sie.
    Auf der Rückseite waren wie durch Zauberei einige Schriftzeilen erschienen. Sie lasen sie gemeinsam, und Gold griff gleich darauf nach dem

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