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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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Cotton?«
    Ich nickte.
    »Ich rate ab«, fuhr er fort. »Wir bekommen einen Wetterumschlag. Es könnte gefährlich sein.«
    »Unsinn! Der Himmel ist strahlend blau!«
    Erst als ich im Boot stand, sah ich, dass der Himmel durchaus nicht blau war. Er hatte am Horizont eine schwach gelbliche Färbung angenommen, aber noch waren keine Wolken zu sehen.
    Die Jeanne schwamm bereits weit voraus, aber das war nicht wichtig. Ich legte ohnedies keinen Wert darauf, dass sie die Verfolgung merkten. Bevor es nicht dunkel wurde, wollte ich mich nicht näher heranpirschen. Ganz gemütlich schipperte ich hinter der Jacht her.
    Es war seltsam, dass alle Boote und auch die Touristenkähne dem Hafen zustrebten. Bis auf die Jeanne und meinen Kahn hatten alle Boote nur eine Richtung: zur Küste.
    Um achtzehn Uhr und zehn Minuten schnitt der erste Windstoß über das Wasser, ein Wind, der seltsamerweise so heiß war, als käme er direkt aus einem Backofen. Innerhalb einer knappen Viertelstunde war der Himmel schwarz bezogen. Ein paar Blitze zischten quer über den Horizont.
    Ich weiß nicht, wie hoch die Wellen gingen. Für einen Ozeanriesen waren sie sicherlich ohne Bedeutung, und auch die Jeanne mochte mit ihnen fertig werden; für mein kleines Motorboot jedenfalls waren es Wasserberge.
    Im Handumdrehen verlor ich die Jeanne aus den Augen. Noch einoder zweimal sah ich sie in der Ferne weiß auf blitzen, dann hatte ich genug zu tun, um selbst aus dieser wild gewordenen Suppe herauszukommen.
    Ich war vernünftig genug, die Verfolgungsjagd sofort aufzugeben. Je weiter ich aus dem Golf herauskam, desto härter musste der Seegang werden. Etwas später wünschte ich dann, ich wäre vernünftig genug gewesen, die Verfolgung überhaupt nicht aufzunehmen.
    Unter ständigen Blitzschlägen öffneten sich die Wolken, und ein Wasserfall brach herunter, dessen Tropfen hart wie Hagelkörner schienen. Ich musste mein Boot mit aller Kraft halten, damit es nicht quer schlug. Die Sicht wurde hundsmiserabel, und wenn nicht seltsamerweise über der Küste ein Streifen Himmel blau geblieben wäre, so hätte ich überhaupt jede Orientierung verloren.
    Der Motor hielt brav durch, und da der Wind von der See stand, kam ich der Küste rasch näher. Nach vielleicht zwanzig Minuten ließ der Wolkenbruch etwas nach. Ich sah die Blinklichter der Hafeneinfahrt und den Schaumstreifen der Brandung.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich das letzte Stück schaffen sollte. Überall brachen sich die Wellen an den Unterwasserfelsen.
    Wäre ich nicht ohnedies bereits vollkommen durchnässt gewesen, so hätte das jetzt der Angstschweiß besorgt. Es ist ein verteufeltes Gefühl, von einer Welle hochgehoben zu werden und dabei nicht zu wissen, ob das Boot nicht im nächsten Augenblick krachend gegen eine Klippe geworfen wird.
    Ich hatte eine Menge Glück, mogelte mich und mein Schiffchen durch die Brandungslücken, und als ich die Mole erreichte, die weit ins Meer hinausgebaut war und den Hafen schützte, war das Schlimmste überstanden. Den Anlegesteg meines Hotels konnte ich ohnedies nicht erreichen. Die Wellen gingen mindestens zehn Fuß über ihn hinweg.
    Ein paar nette Fischer halfen mir, meinen Kahn endgültig zu vertäuen. Ein Mann, der etwas Englisch konnte, erklärte mir, dass dieses die erste Welle sei. Ein Sturm dieser Sorte träte in drei Wellen auf, und ich wäre unweigerlich erledigt gewesen, wenn die zweite oder dritte Welle mich erwischt hätte.
    Der Regen prasselte noch immer. Da kein Taxi zu sehen war, trabte ich ins Hotel. Der Portier schlug bei meinem Anblick die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Ich glaubte Sie verloren. Ich habe bereits die Seerettungsstelle in Neapel alarmiert.«
    »Rufen Sie an und sagen Sie, es sei okay. Kein Anruf von Mr. Decker?«
    »Doch, Signor Cotton. Ich soll Ihnen ausrichten: Sie saufen wieder. Ich verstehe nicht, was er damit meint.«
    »Schon gut, ich verstehe es.«
    Ich ging auf mein Zimmer und sorgte dafür, dass ich wieder in einen trockenen Zustand gelangte.
    ***
    Der Sturm lief inzwischen zur zweiten Welle auf. Das Meer ging hoch, dass nach meiner Meinung sogar die Jeanne Schwierigkeiten habe würde. Jedenfalls war es vollkommen ausgeschlossen, dass sie bei diesem Seegang ein Boot an Land bringen konnte. Aus welchen Gründen immer die Jacht ausgelaufen war, das Wetter musste Gregg einen Strich durch die Rechnung machen. Weder konnte er seine Leute ausschicken, um Cavari zu fangen, noch konnte der Hinker bei diesem Sturm an Bord

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