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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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empfingen.
    Zerstreut spielte Rocca mit. Er als Einziger von den Vieren wusste ziemlich genau, in welchen Schwierigkeiten der Hinker steckte, und er hatte auf seine Art versucht, für sich daraus einen Ausweg zu finden, als er von einem Bistro aus den Kommissar anrief.
    Jetzt zuckte ihm der Gedanke durch das Gehirn, seine Kumpane zu informieren und sie zum Aufstand gegen den Chef aufzuwiegeln, aber er war nicht sicher, wie sie reagieren würden. Vielleicht glaubten sie ihm nicht. Vielleicht lachten sie nur, oder aber sie hinterbrachten sein Gerede dem Chef, und dann konnte es leicht geschehen, dass Maruzzo ihn kurzerhand töten ließ. Die Angst vor dem Hinker steckte noch tief in dem Gangster.
    Während Rocca noch mit diesen Gedanken beschäftigt war, kamen der Hinker und Gronco vorbei. Beide trugen Koffer.
    Rocca verlor die Beherrschung. Er sprang auf.
    »Wollen Sie zum Boot, Chef?«, fragte er erregt und mit einem Unterton von Drohung in der Stimme.
    Die kleinen Augen des Hinkers musterten ihn flink.
    »Si«, antwortete er gemütlich.
    »Wollen Sie eine Fahrt unternehmen?«
    »Nein«, kam die Antwort immer noch im gleichen Ton, aber dann zischte es aus Maruzzo heraus wie der Dampf aus einem geplatzten Rohr: »Was geht es dich an, du Ratte? Was erlaubst du dir überhaupt solche Fragen zu stellen? Hast du dein Geld bekommen? Also schweig! Ich sorge dafür, dass so ein Nichts wie du überhaupt erst einmal ein Hemd zum Anziehen bekommt. Ich kaufe dir Anzüge, ich bringe dir etwas bei, und du erdreistest dich, mich zu fragen, was ich…«
    Er brüllte Rocca nieder. Seine Wutausbrüche waren unter seinen Leuten gefürchtet, und während die anderen schwiegen, nahm Rocca alles hin, selbst die klatschenden Schläge mit der flachen Hand ins Gesicht, mit denen der Hinker seine Schimpfkanonade abschloss.
    Rocca sank auf seinen Stuhl, während der Chef und Gronco weiter zum Bootssteg gingen.
    »Spielen wir weiter?«, fragte zögernd einer der Gangster.
    Rocca warf den Stuhl um. »Nein!«, schrie er und rannte wütend ins Haus.
    Seine Wut kochte hoch und raubte ihm fast die Besinnung. Er war entschlossen, den Hinker jetzt und sofort zu verraten. Fünf Minuten wenigstens würden sie sich am Boot auf halten und in diesen fünf Minuten konnte er es wagen, die Polizei zu benachrichtigen.
    Er drang in das Wohnzimmer ein und nahm das Telefon in die Hand. Er wählte die Nummer der Polizei, und als die Zentrale sich meldete, verlangte er: »Kommissar Tebaldi!«
    Er wartete ungeduldig, bis er die Stimme des Kommissars hörte, und sprudelte hervor: »Der Hinker will fliehen, Kommissar. Wenn Sie ihn jetzt nicht fassen, bekommen Sie ihn nie mehr. Nur ich kann Ihnen helfen. Versprechen Sie mir Straffreiheit!«
    Tebaldi antwortete bedächtig: »Woher wissen Sie das, und wie will er das anstellen? Sein Hinken ist so bekannt, dass er nicht weit kommt.«
    »Er hat mit dem Amerikaner gesprochen, Kommissar. Der Amerikaner soll ihn an Bord nehmen. Das ist der Preis, den sie für Cavari ausgehandelt haben. Sie…«
    »Paolo!«, sagte eine Stimme leise hinter dem Gangster. Rocca fuhr herum. Der Telefonhörer entfiel seiner Hand.
    Ganz nahe vor ihm stand der Hinker! Rocca ballte die Fäuste, um sich auf ihn zu stürzen, aber dann wurden seine Arme schlaff. Er wankte und stürzte zu Boden.
    Der Hinker war berühmt dafür, dass er mit einem Messer umzugehen wusste.
    Jetzt hob er den herunterhängenden Telefonhörer auf. Zirpend drang Tebaldis »Hallo! Hallo!«, an sein Ohr. Mit einer fast behutsamen Geste legte Maruzzo den Hörer auf die Gabel.
    Gronco betrat den Raum.
    »Hat er etwas Entscheidendes verraten?«
    »Ich hörte noch, wie er sagte, dass wir mit dem Amerikaner fliehen wollen. Ich weiß nicht, ob es entscheidend ist. Jedenfalls werden wir dem Amerikaner nichts davon sagen. Wenn die Polizei ihr Aufgebot verstärkt, müssen wir uns durchschmuggeln. Außerhalb der Dreimeilenzone sind sie machtlos. Du siehst, wie gut es war, dass ich ihm 54 gleich nachging. Ich sah es seinen Augen an, dass er etwas wusste.«
    »Was sagen wir ddn anderen?«
    »Hilf mir, ihn in den Keller zu schaffen, bevor sie kommen! Wir sagen, wir hätten ihn zur Strafe für einen Monat nach Hause geschickt. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden werden sie ihn nicht vermissen und auch nicht suchen, und in vierundzwanzig Stunden ist ohnedies alles erledigt. Nur wirst du jetzt selbst Cavari in die Falle lotsen müssen. Ich wage es nicht mehr, einem der Kerle diese

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