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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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in dem Motorboot ermöglichte, das am Anlegesteg schaukelte.
    Die feisten Wangen des Mannes waren in den letzten Tagen schlaff geworden, aber er bemühte sich, seine Sorgen nicht zu zeigen. Mit ihm befanden sich Gronco und die vier Leute aus seiner Leibgarde bei ihm, die er für die Zuverlässigsten hielt.
    Der Hinker kannte die Stadt Neapel und ihre Bewohner gut genug, um zu wissen, dass seine Schwierigkeiten nicht verborgen bleiben konnten und dass es vielleicht nur Tage dauerte, bis sein Imperium des Verbrechens endgültig zusammenbrach. Schon begannen die beiden anderen Großen der neapolitanischen Unterwelt vorsichtig ihre Leute in sein Gebiet zu schicken, und Maruzzo verfügte im Augenblick über keine Möglichkeiten, sie wieder zu vertreiben.
    Seine größte Sorge war, dass die vier Leibwächter nichts von dem Umfang der Schwierigkeiten erfuhren, in denen er sich befand. Zwar hatte jeder von ihnen in seinem Auftrag einen Mord ausgeführt, und dieses Verbrechen band sie enger an ihren Chef als der gute Lohn, den er ihnen zahlte. Gleichzeitig aber machte diese Bindung sie für Maruzzo besonders gefährlich.
    Wenn sie ahnten, dass die Polizei ihn fassen und dass das Gericht ihn verurteilen konnte, dann mussten sie auch befürchten, dass er sie durch seine Aussagen in den Strudel des Untergangs mitreißen würde. Die Lösung, die sich dann für die Männer anbot, war so einfach, dass selbst ihre nicht sonderlich regen Gehirne darauf kommen mussten. Ein paar Schüsse aus den Pistolen, die der Hinker ihnen beschafft hatte, würde sie von dem Zeugen befreien, dem einzigen, der auch sie an den Galgen bringen konnte.
    Was Gronco anging, so wollte Maruzzo auf ihn nicht verzichten. Er brauchte ihn, wenn er anderswo sich eine neue Organisation und ein neues Reich schaffen wollte. So weihte er ihn in seine Pläne ein, versprach ihm die volle Teilhaberschaft und sagte ihm sogar einen großen Anteil an der Beute vieler Jahre zu, die der Hinker immer noch in Sicherheit zu bringen hoffte.
    Antonio Maruzzo hatte einen Mann zu Alec Gregg geschickt und um einen Anruf gebeten. Gregg war diesem Wunsch sofort gefolgt, aber Maruzzo hatte sich beim ersten Telefongespräch noch zurückhaltend gezeigt. Er wollte Geld von dem Amerikaner, aber er wollte noch mehr. Der Amerikaner spielte eine wichtige Rolle in den Plänen des Hinkers.
    Jetzt wartete er auf das zweite, vereinbarte Telefongespräch. Er, Gronco und die vier Leibwächter waren im Raum. Die Wächter spielten Karten, Gronco stand am Fenster, während Maruzzo unruhig auf und ab ging.
    Als das Telefon schrillte, blieb er mitten im Zimmer stehen. Gronco ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. Er meldete sich und nickte dann dem Hinker zu.
    Maruzzo atmete auf und befahl seinen Leuten: »Geht mal raus, Jungs!«
    Noch waren sie an das Gehorchen gewöhnt. Sie schoben die Karten zusammen und gingen zum Flur.
    »Spielen wir im Garten weiter«, schlug einer vor. Die anderen waren einverstanden. Nur einer von ihnen, Paolo Rocca, schlug die Richtung zur Küche ein.
    »Machst du nicht mit, Paolo?«, riefen seine Kumpane.
    »Doch«, antwortete er. »Ich will nur sehen, ob in der Küche noch etwas Kühles zu trinken ist. Geht vor, ich komme sofort nach.«
    Er ging bis zur Küchentür, fasste die Klinke an, drehte sich aber sofort um, als seine Kumpane die Treppe zum Garten hinuntergestiegen waren, und schlich auf Zehenspitzen zurück. Er presste das Ohr an das Schlüsselloch der Tür zum Wohnzimmer. Er konnte Groncos Stimme hören, aber er verstand ihn nicht, denn Gronco sprach Englisch.
    Nach einem Augenblick Stille, sagte Gronco: »Er will nicht mehr zahlen als…«
    »Si, si, ich habe verstanden«, sagte der Hinket ungeduldig, der offenbar mithörte. »Jetzt sag ihm, dass wir mit der Summe zufrieden sind, aber dafür verlangen, dass er uns an Bord nimmt. Sag ihm die Einzelheiten, wie wir sie vereinbart haben, und sage ihm, dass er ohne die Erfüllung dieser Bedingung Mario Cavari niemals zu sehen bekommt. Sag ihm, dass wir ihm dafür als Gegenleistung Cavari so liefern, dass er keinerlei Schwierigkeiten hat.«
    Wieder sprach Gronco Englisch. Er sprach lange, schwieg zwischendurch und sprach dann weiter. Paolo Rocca verstand kein Wort. Dann hörte er, wie Gronco »okay«, sagte, hörte, dass der Hinker ein befriedigtes Grunzen ausstieß, und beeilte sich, seinen Lauscherposten an der Tür zu verlassen und zu den anderen zu gehen, die ihn mit Vorwürfen wegen seines langen Ausbleibens

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