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0062 - Die blauen Zwerge

Titel: 0062 - Die blauen Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schutz vor dem Helikopter, den Hollander jetzt wahrscheinlich benutzte, um nach Fraudy und Milligan Ausschau zu halten.
    Die blauen Zwerge verabschiedeten sich, als sie ihre Schützlinge sicher untergebracht sahen, das heißt: Sie tanzten einen bunten Reigen, sirrten und zirpten dazu und ließen ihre amorphen Körper in hellem Türkis leuchten.
    Seltsamerweise blieben zwei von ihnen zurück. Offenbar hatten sie die Aufgabe, die Verbindung zwischen den Menschen und dem Wohnhügel aufrechtzuerhalten. Mullon war darüber sehr befriedigt und beauftragte Fraudy, die inzwischen gelernt hatte, wie sie den Zwergen ihre Gedanken am ehesten verständlich machen konnte, damit, seinen Dank zu übermitteln.
    Der Rest des Tages verlief in untätigem, nervösem Warten. Sobald die Dunkelheit einbrach, sollte sich Milligan auf den Weg nach Greenwich machen und dort zu erfahren versuchen, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte. Milligan hatte demnach im ungünstigsten Falle nämlich dann, wenn Holländer Greenwich beherrschte und Milligan sich dort nicht sehen lassen durfte einen Marsch von sechzig Kilometern vor sich, dreißig hin und dreißig zurück. So verschlief er fast den ganzen Rest des Tages, um für die Nacht gerüstet zu sein.
     
    *
     
    Die Sonne war kaum untergegangen, da machte sich Milligan auf den Marsch. Einer der schwierigsten Teile seiner Aufgabe lag direkt vor ihm: die Überquerung des reißenden Flusses. Milligan verstaute Pistole und Kompaß, seine beiden wichtigsten Geräte, so, daß das Wasser ihnen nichts anhaben konnte.
    Dann ließ er sich ins Wasser gleiten und von der reißenden Strömung mitnehmen. Mit geschickten Schwimmzügen erreichte er es, daß er immer näher ans gegenüberliegende Ufer gerissen wurde, und erreichte dieses knapp einen halben Kilometer unterhalb der Stelle, an der Mullon und Fraudy lagerten.
    Von dort an richtete er sich nach seinem Kompaß und entwickelte die für Gray-Beast-Verhältnisse ungewöhnliche Marschgeschwindigkeit von nahezu sechs Kilometern pro Stunde. Das schloß er daraus, daß er schon nach fünf Stunden, in denen er kein einziges Mal geruht hatte, die dunkle, nur an wenigen Stellen beleuchtete Masse der kleinen Stadt vor sich aus der Finsternis auftauchen sah.
    Er warf sich ins Gras und ruhte sich ein paar Minuten aus. Dann versuchte er, kriechend näher an die Stadt heranzukommen. Er wußte, daß in einem der am weitesten nach Norden gelegenen Häuser O'Bannon wohnte. Wenn es ihm gelang, mit O'Bannon in Verbindung zu treten, dann hatte er mehr erreicht, als er eigentlich hoffen durfte. Das allerdings setzte voraus, daß sich O'Bannon noch in Freiheit befand.
    Milligan war von dem am weitesten vorgeschobenen Haus noch etwa dreißig Meter entfernt, als er vor sich aus der Finsternis unterdrücktes Räuspern hörte. Er preßte sich flach gegen den Boden und versuchte, von unten herauf gegen das matte Licht der Sterne zu erkennen, wer sich vor ihm befand.
    Nach kurzem Suchen entdeckte er den Umriß eines Mannes, der, ein Gewehr über dem Rücken, unbeweglich ein paar Meter vor der Hauswand stand.
    Milligan kroch noch ein Stück näher heran. Er wußte nicht, wer der Mann war. Es konnte ebenso gut einer von Mullons Leuten sein wie einer von Hollanders. Auf jeden Fall mußte Milligan aber an ihm vorüber, wenn er zu O'Bannons Haus wollte.
    Milligan hatte noch keinen Entschluß gefaßt, als sich von links her Schritte näherten.
    „Suttney, bist du das?" fragte der Posten vor dem Haus. „Ja, alles in Ordnung." Damit war das Rätsel gelöst. Milligan wußte, daß Suttney einer von Hollanders Leuten war, also gehörte auch der Posten dazu.
    „Verdammt kalt hier", brummte der Posten. „Möchte wissen, warum wir hier stehen müssen. Milligan und Mullons Frau können unmöglich aus dieser Richtung kommen."
    „Eben, weil du das glaubst, müssen wir hier stehen", erklärte Suttney. „So klug wie du sind die beiden nämlich schon lange."
    „Na, na, na ..."
    „Ja, schon gut. Hau ab und sieh zu, daß du ins Bett kommst!"
    Der Posten entfernte sich ohne Gruß, Suttney übernahm seinen Platz.
    Milligan wußte, was er zu tun hatte. Er schlug einen weiten Bogen und kam schräg von hinten an Suttney heran. Ein sanfter Wind hatte sich erhoben, der in den Gräsern raschelte und alle Geräusche verdeckte, die Milligan verursachte. Dicht hinter Suttney richtete sich Milligan auf, zog die Pistole und drückte sie Suttney hart zwischen die Rippen.
    „Kein Laut!" zischte Milligan.

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