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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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sich ein Passant durch einen verzweifelten Sprung vor dem toll gewordenen Blechungeheuer. Bill trat das Bremspedal durch, machte dabei sägende Bewegungen mit dem Steuer.
    Langsam bekam er den Wagen in seine Gewalt. Sekunden später brachte er ihn am Straßenrand zum Stehen.
    Aufatmend fuhr sich Bill mit der Hand über die Stirn, Schweißnass zog er sie zurück. Sein Atem ging schwer.
    Verdammt, das war knapp gewesen.
    Dann beugte er sich über Zamorra, der zusammengekrümmt und bewusstlos auf dem Fahrersitz hockte, und knöpfte sein Hemd auf.
    Die Frage, welche der beiden Amulettfiguren nun die widerwärtigere war, ließ sich beim besten Willen nicht beantworten.
    ***
    »Rekapitulieren wir«, sagte Bill Fleming.
    Er saß im Büro Kommissar de Witters, der ihn inzwischen voll in sein Vertrauen geschlossen hatte. Zwei Tassen dampfenden Kaffees, von einer aufmerksamen Sekretärin serviert, standen vor den beiden Männern.
    »Nach all dem, was wir bisher wissen«, fuhr der Amerikaner fort, »gibt es zwei Gruppen von Amulettträgern, die sich gegenseitig mit tödlichem Hass verfolgen. Die Tiger: Montpellier, Zamorra, Mouslin. Dann die Vögel: Martin, Nicole Duval und… Wie ich schon sagte, es muss noch jemanden geben. Nicole hat mir irgend etwas von einem Seelenbruder erzählt, der im Begriff sei, ihr zu Hilfe zu eilen.«
    De Witter lächelte. »Der fehlende Mann heißt Jacques Giraudoux, Monsieur Fleming. Wir sind nicht untätig gewesen. Georges Mouslin kam, auf dem Umweg über Paris, direkt aus Teheran. Die von uns alarmierte französische Botschaft hat Recherchen angestellt. Mouslin hat sich in Teheran mit einem anderen Diplomaten, eben besagtem Giraudoux wüste Schimpfduelle geliefert und ist dann Hals über Kopf abgereist. Und dieser Giraudoux ist inzwischen auch auf dem Weg nach hier. In einer Maschine, die Brüssel anfliegt.«
    »Oh!«
    »Es ist alles vorbereitet, Monsieur Fleming. Wir werden Giraudoux am Flughafen sofort einkassieren, wie Zamorra und seine Sekretärin betäuben und dann zusammen mit Ihren Freunden in getrennten, absolut ausbruchssicheren Zellen unterbringen. Schutzhaft sozusagen. Schutzhaft, um sich vor sich selbst zu schützen. Auf den ersten Blick scheint damit alles geregelt zu sein, nur…«
    »Nur?«
    Der Kommissar legte die Stirn in ärgerliche Falten. »Das Amulett, das der von Ihnen erschossene Mouslin auf der Brust trug, ist verschwunden. Irgend jemand, ich weiß nicht wer, muss es an sich genommen haben.«
    Bill sah ihn mit großen Augen an. »Verschwunden? Wie dies? Ich habe doch versucht, das Amulett von Nicole Duval zu lösen. Es ging nicht!«
    »Schon, schon«, sagte de Witter. »Der Unterschied liegt darin, dass Ihre Freundin lebt, Georges Mouslin jedoch tot ist. Die organische Verbindung zwischen Amulett und Träger scheint sich nach dem Tode aufzulösen.«
    Bill nahm einen Schluck Kaffee zu sich und dachte nach.
    »Was Sie da sagen, gefällt mir gar nicht, Monsieur de Witter«, meinte er. »Wir können also davon ausgehen, dass sich ein Unbekannter das Tigeramulett umgelegt hat und damit ebenfalls…«
    »… jederzeit zu einer blutgierigen Bestie werden kann. So ist es, Monsieur Fleming. Aber wir werden auf der Hut sein. Die Zellen Zamorras, Nicole Duvals und dieses Giraudoux werden unter ständiger Bewachung gehalten. Wenn der Unbekannte auftaucht, bekommt er sofort seine Betäubungsspritze. Hoffentlich!«
    Der Historiker holte seine Zigarettenpackung hervor und schob sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen.
    »Alles schön und gut«, sagte er nachdenklich. »Aber alle diese Maßnahmen bringen uns im Grunde genommen keinen Schritt weiter. Was soll mit Zamorra, Nicole und Giraudoux passieren? Zeit ihres Lebens narkotisiert in einer Zelle? Das ist wohl keine Lösung. Wir müssen an die Wurzel dieses Übels heran. Dieser Marcellin…«
    »Die bisherige Fahndung ist ergebnislos verlaufen. Einen Raymond Marcellin aus Lüttich gibt es nicht.«
    »Das dachte ich mir schon«, entgegnete Bill. »Wie es aussieht führen in diesem Fall also alle Wege nicht nach Rom, sondern nach Persien. Montpellier und Martin waren da. Mouslin und Giraudoux auch. Und die Amulette könnten von den alten Medern stammen. Schon wieder Mittlerer Osten. Es muss doch drin sein, über die französische Botschaft im Iran Näheres über mögliche Hintergründe zu erfahren.«
    De Witter lehnte sich gestenreich zurück. »Sie wissen, wie es ist, Monsieur Fleming. Diplomaten sind etwas… äh … umständlich.

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