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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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zu.
    »Nicole!«
    Noch einmal drehte sie sich um. In ihren Augen lag jetzt ein fast feuriger Glanz. Ihre Haare begannen sich zu verändern. Federn, rot, grün, gelb…
    Bill schlug ansatzlos zu, traf sie genau an der Kinnspitze. Sein Schlag war hart genug, einen mittleren Ochsen zu fällen. Und wenn Nicole vielleicht auch kein normaler Mensch mehr war, es hatte dennoch gereicht. Sie fiel um, wie vom Blitz getroffen. Und ihre Haare waren nicht mehr grün oder rot, sondern blond wie reifes Korn.
    Die mehr als seltsamen Blicke nicht beachtend, die ihm der Mann am Empfang und einige Hotelgäste zuwarfen, nahm Bill die bewusstlose Frau auf seine Arme.
    Am Empfang, wo die Angestellte gerade zögernd nach dem Telefon tastete, blieb er kurz stehen. »Wenn Sie die Polizei anrufen wollen, verlangen Sie Kommissar de Witter«, sagte er. Dann marschierte er mit seiner Last auf die nächste Aufzugskabine zu.
    In seinem Zimmer angekommen, legte er Nicole aufs Bett. Sie wirkte ungemein hilflos, wie sie so vor ihm lag. Aber er gab sich keinen Illusionen hin. Da war etwas Fremdes in ihr, das sie zu einem brandgefährlichen Geschöpf machte.
    Er untersuchte die Frau, die noch immer – Gott sei dank – in tiefer Bewusstlosigkeit lag. Nicole war eine schöne, prächtig gebaute Frau, Bill musste sich ein bisschen anstrengen, um sich vor Augen zu führen, dass er hier nicht in seiner Eigenschaft als Mann, sondern als treuer Freund vorging. Das Privileg, sich ihr mit männlichen Wunschgedanken zu nähern, blieb allein Professor Zamorra vorbehalten. Bisher jedenfalls. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch…
    Er sah das Amulett sofort!
    Diese gleichzeitig widerwärtig und beängstigend anzuschauende Horrorgestalt… Ja, die Ähnlichkeit mit den spukartig aufgetretenen Veränderungen in Nicoles Äußerem waren unverkennbar. Ihn schauderte, aber er unterdrückte den instinktiven Ekel und betrachtete die Figur näher.
    Als Historiker, der in Archäologie bestens bewandert war, drängten sich ihm sofort gewisse Assoziationen auf. Das Ding konnte aus Westasien stammen, von den Medern vielleicht, einem vorchristlichen Volk, das von den Persern unterworfen wurde. Die Kultur der Meder war fast spurlos untergegangen. Nach dem wenigen, was man von diesem alten Volk wusste, würde er darauf tippen, dass solche Figuren in ihren heidnischen Kulten eine Rolle gespielt hatten.
    Bill machte sich daran, Nicole die Kette abzustreifen, an der die Höllenstatuette befestigt war.
    Er runzelte die Stirn. Ja, gab es denn so etwas? Das dreimal verfluchte Ding gab keinen Millimeter nach. Genauso gut hätte er versuchen können, Nicoles Nase mit zwei Fingern zu packen und einfach abzunehmen. Es bestand kein Zweifel – das Amulett war zu einem festen Bestandteil von Nicoles Körper geworden, zu einem neuen Organ, dessen Funktion allerdings zu größtem Bedenken Anlass gab. Nieren reinigten das Blut – das Herz versorgte den Körper mit Lebenskraft, dieses Ding hingegen… Wie es schien, versorgte es den Körper mit Höllenkraft.
    Bill brachte ihre Kleidung wieder in Ordnung und legte eine Decke über sie. Jetzt wirkte sie wie eine Schlafende.
    Jederzeit ein waches Auge auf sie haltend, griff er wieder nach dem Telefon. Wenig später hatte er Kommissar de Witter an der Strippe.
    Ohne Umschweife erzählte er dem Beamten, dass er das Amulett an Nicole entdeckt und sie vorübergehend ins Land der Träume geschickt hatte, als sie sich gerade wieder in ein Vogelungeheuer verwandeln wollte.
    De Witter lobte ihn. »Sehr umsichtig gehandelt, Monsieur Fleming. Ich komme gleich zu Ihnen ins Hotel. Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihre Freundin in der Zwischenzeit nach Möglichkeit im Reich der Träume verbleibt.«
    Bill wollte noch Fragen stellen, aber der Kommissar hatte bereits aufgelegt. Das war vielleicht ganz gut, denn in diesem Augenblick fing Nicole an, sich wieder zu regen.
    Ein Blick auf ihre Haare versetzte Bill in sofortigen Alarmzustand.
    Im Nu war er bei ihr. Sie tat ihm in der Seele leid, aber er hatte keine andere Wahl. Erneut schlug er hart zu. Ihr Kopf flog zurück in die Kissen. Die unheimliche Verwandlung war im Ansatz gestoppt.
    Überraschend schnell war de Witter mit zwei anderen Zivilbeamten zur Stelle. Einer von ihnen eilte sofort zu Nicole. Ehe Bill überhaupt wusste, was los war, hatte der Mann Nicoles rechten Ärmel hochgestreift und ihr eine Spritze in den Ann gejagt.
    »Keine Angst, Monsieur Fleming«, ging der Kommissar auf den sorgenvollen Blick des

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