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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Amerikaners ein. »Das war nur eine Betäubungsspritze. Mademoiselle Duval wird ein paar Stunden schlafen, das ist alles.«
    Bill trat vom Bett zurück und nahm den Beamten scharf ins Visier.
    »Monsieur Kommissar«, sagte er. »Ich habe Ihnen gegenüber mit völlig offenen Karten gespielt. Meinen Sie nicht, dass es vielleicht angebracht wäre, mich ein wenig einzuweihen? Ich bin ein Freund von Mademoiselle Duval und Professor Zamorra, und ich glaube, ich habe das Recht…«
    De Witter sah ihn an, wie etwa ein Zirkusdirektor einen neuen Kunstschützen ansehen mochte, der sich gerade bei ihm vorgestellt hatte. Dann gab er sich einen Ruck.
    » Bon , Monsieur Fleming…«
    Und dann weihte er Bill ein. Was ihn überhaupt bewogen hatte, Bills Aussage im Polizeiverhör für halbwegs bare Münze zu nehmen, war ein ihm vorliegender Interpolbericht gewesen. In diesem Bericht ging es um einen flüchtigen Mörder namens Henry Montpellier, der dem Vernehmen nach ebenfalls die Gabe besaß, sich in eine blutgierige Tigerbestie zu verwandeln. Nach Bills und Nicoles Entlassung aus dem Polizeigewahrsam hatte er sich mit seinen französischen Kollegen in Marseille in Verbindung gesetzt und einige Dinge erfahren, unter anderem auch, wie Professor Zamorra in die Angelegenheit verwickelt war.
    »Wie es aussieht, Monsieur Fleming«, sagte er, »sind Ihre Freunde Zamorra und Nicole Duval unwissentlich in den Strudel hineingezogen worden. Es scheint, dass diejenigen, die die Amulette anlegen, in den Bann der Dinger geraten – mit all den Folgeerscheinungen, die wir ja nun kennen. Ich habe weitere Recherchen angestellt – in Bezug auf Georges Mouslin. Es gibt zwei Arten von Amuletten, Tiger und Vogel, und die jeweiligen Träger entwickeln einen mörderischen Hass aufeinander, der unweigerlich mit einem Blutbad endet. Hoffen wir, dass die Bewusstlosigkeit Mademoiselle Duvals ihre Aktivitäten wirksam eindämmt.«
    Bill Fleming besaß eine schnelle Auffassungsgabe. Und er schaltete sofort. Nicole war im Moment außer Gefecht. Aber Zamorra? Wie es aussah, war er wirklich auf dem Weg nach Brüssel. Und wenn er, wie die Polizei glaubte, ebenfalls ein solches Amulett trug…
    De Witter war ganz seiner Meinung. »Wir müssen ihn abpassen, ehe er Unheil anrichten kann.«
    Er wollte sofort ein Polizeiaufgebot zum Flughafen schicken, aber Bill widersetzte sich dieser Absicht.
    »Sie kennen Zamorra nicht, Monsieur Kommissar. Der Professor ist, wenn er will, eine Kampfmaschine. Wenn er sich umzingelt sieht… Wissen wir, wie er in seinem jetzigen Zustand reagiert? Lassen Sie mich das allein machen. Ich bin sein Freund! Ich werde schon mit ihm fertig.«
    Kommissar de Witter überlegte lange, erklärte sich dann aber einverstanden.
    ***
    »Hallo, Zamorra!«
    Bill Fleming sah, dass der Freund regelrecht zusammenzuckte, als er so plötzlich von hinten angesprochen wurde.
    Er blieb stehen und drehte sich langsam um. »Hallo, Bill! Wie kommst du denn hierher?«
    Das war vielleicht eine Begrüßung! Kein bisschen Freude in Stimme oder Miene. Wenn er an sonst dachte…
    Bill musterte den Professor genau. Auf den ersten Blick wirkte er nicht anders als sonst. Aber Bill hatte ein Argusauge für Nuancen.
    Einmal ganz abgesehen von der kühlen Begrüßung – da war eine unterschwellige Nervosität in Zamorra. Das leichte Zucken der Augen, der nicht ganz regelmäßig gehende Atem, das leichte Wippen des Fußes. Verräterische Anzeichen. Genau wie bei Nicole.
    »Nicole hat mich wissen lassen, dass du hier mit einem Privatflugzeug ankommst«, fabulierte Bill.
    Die Augenbrauen Zamorras verdichteten sich. »Wirklich?«
    »Sie lässt dich auch schön grüßen. Glaubst du mir etwa nicht, alter Freund?«
    Keine Miene zuckte im Gesicht des Professors. Nur seine Augen veränderten sich. Und wie sie sich veränderten.
    Sie wurden plötzlich groß, riesengroß. Katzenaugen! Grausam, wild und teuflisch.
    Bill wusste jetzt hundertprozentig Bescheid. Auch Zamorra war nicht mehr mit normalen menschlichen Maßstäben zu messen. Seine Hand, die er in die Hosentasche steckte, umklammerte die Betäubungsspritze fester, die ihm de Witter zur Verfügung gestellt hatte.
    Äußerlich ließ er sich jedoch nichts anmerken.
    »Natürlich glaube ich dir«, antwortete Zamorra. »Wie geht es meiner besten Freundin denn?«
    »Gut geht’s ihr«, sagte Bill. »Sie bedauert, dass sie dich nicht mit abholen konnte. Leider musste sie überraschend zurück nach Paris.«
    Der Professor lächelte

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