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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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kalt. »Warum erzählst du mir einen solchen Unsinn, Bill?«
    »Woher willst du wissen, dass ich Unsinn erzähle?«
    »Ich weiß es«, sagte Zamorra. »Ich weiß ganz sicher, dass sie in der Stadt ist.«
    »Okay, Zamorra. War ja auch nur ein kleiner Scherz. Natürlich ist sie hier. Und sie ist auch bereit, dir dein Amulett zurückzugeben.«
    »Amulett? Ach ja, ach ja.« Zamorra sagte dies so, als habe er soeben vernommen, dass Hans Schmidt internationaler Meister im Sackhüpfen geworden war. Es schien ihn nur am Rande zu interessieren. Dann aber wurde er engagierter. »Was stehen wir eigentlich hier herum? Willst du mich etwa absichtlich aufhalten? Ich warne dich, Bill!«
    »Von aufhalten kann keine Rede sein«, beschwichtigte Fleming.
    »Ganz das Gegenteil ist der Fall. Komm, ich habe den Citroën mit. Fahren wir zu Nicole.«
    Einen Augenblick zögerte Zamorra. »Bon« , sagte er dann. »Gehen wir.«
    Bill hatte den Wagen auf einem unweiten Parkplatz abgestellt. Als sie das Fahrzeug erreicht hatten, sagte er: »Macht es dir etwas aus, wenn du fährst, Zamorra? Ich habe mir heute morgen die Hand verletzt.« Er deutete mit seiner Linken auf die rechte Hosentasche, in der er die andere Hand nebst Spritze verborgen hielt.
    Zamorra nickte und ließ sich die Autoschlüssel aushändigen. Er ging um den Wagen herum, öffnete die Tür und schwang sich auf den Fahrersitz.
    Seine Bewegungen waren geschmeidig – wie die eines Raubtiers, das sich an eine Herde ahnungsloser Opfer heranschleicht. Fand Bill.
    Nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr der Professor los. Während der Fahrt sah Bill scheinbar geradeaus, verlor Zamorra aber durch ständige Seitenblicke aus den Augenwinkeln niemals aus dem Gesichtskreis.
    Obgleich Bill bisher das Hotel, in dem er und Nicole abgestiegen waren, mit keiner einzigen Silbe erwähnt hatte, schlug Zamorra mit traumwandlerischer Sicherheit den richtigen Weg ein. Anscheinend wusste er wirklich ganz genau, wo er Nicole finden konnte.
    Der Professor schien völlig arglos. Dies war umso erstaunlicher, als er doch eigentlich längst gemerkt haben müsste, dass einiges nicht stimmte. Aber offenbar arbeitete sein Verstand nicht wie gewohnt. Er ließ sich wohl weniger von logischen Gesichtspunkten als vielmehr von Emotionen und Gefühlen leiten.
    Hassgefühlen?
    Es sah ganz danach aus.
    Je näher sie dem Hotel kamen, desto unruhiger wurde Zamorra.
    Hektik bestimmte sein ganzes Wesen.
    »Fühlst du dich nicht wohl, Zamorra?«, fragte Bill.
    »Wieso?« Die Antwort kam in einem Tonfall, der einem heiseren Knurren nicht unähnlich war.
    Und dann wurde Bill Zeuge der plötzlich beginnenden Metamorphose.
    Zamorras Finger, die das Steuerrad umklammert hielten, strafften sich. Die Nägel wurden länger, verkrümmten sich zu Krallen. Der Kopf nahm eine rundlichere Form an. Fellstreifen lösten die Haut ab. Nase, Mund, Ohren… Bill Fleming wartete nicht länger ab.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung riss er die rechte Hand aus der Hosentasche. Die Spritze blitzte im Sonnenlicht, das durch die Windschutzscheibe ins Innere des Wagens fiel. Die Nadel zuckte vor und bohrte sich, durch den Anzugstoff hindurch, in Zamorras Arm.
    Würde sich der Impfstoff gegen das Fremde, das in des Professors Körperhaushalt wütete, durchsetzen können?
    Zuerst sah es nicht danach aus. Der Schrei einer waidwunden Bestie brach sich Bahn. Brodelnder Aashauch ließ die Windschutzscheibe beschlagen. Die Hände am Steuerrad, kaum noch als menschliche Gliedmaßen zu erkennen, zuckten in ungestümer Wildheit. Die asymmetrische, schon halb zum Durchbruch gekommene Gesichtsfratze verzerrte sich zum grotesken Spiegelbild eines pervertierten Alptraums.
    Dann jedoch… Ein rückläufiger Prozess setzte ein. Die krankhaft grellen Farben des Fellbesatzes wurden wieder zu gebräunter, menschlicher Haut. Die Augen verloren den Ausdruck dämonischer Mordlust. Die tierhaften, submenschlichen Gesichtszüge entspannten sich.
    Professor Zamorra, dem Äußeren nach wieder ganz er selbst, sackte zusammen.
    Bill griff nach dem Steuerrad, das sich wie ein führungsloser Brummkreisel drehte. Hart riss er es nach rechts, weg von der drohend näher kommenden Häuserwand, die in dunklen Umrissen hinter der beschlagenen Scheibe sichtbar wurde. Er steuerte gegen. Der Wagen schleuderte wie eine Nussschale in einem Strudel.
    Zamorras Fuß ruhte schwer auf dem Gaspedal. Bill stieß ihn zur Seite, tastete suchend nach der Bremse. Draußen rettete

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