0067 - Die Teufelssekte
Trotzdem müssen Sie noch ein Protokoll unterschreiben.«
»Gut, Sir. Aber kein Wort zu meiner Frau…«
»Nein, nein, da können Sie ganz beruhigt sein.« Tanner wandte sich dann an mich. »Da steht der Selbstmord wohl fest, Kollege, oder was meinen Sie?«
Ich nickte. »Natürlich, Selbstmord.« Der Chiefinspektor verzog das Gesicht. »So ganz glaube ich Ihnen nicht.«
»Wieso?«
»Reine Gefühlssache.«
Ich lächelte und schlug dem Kollegen auf die Schulter. »Trotzdem möchte ich mir mal die Wohnung der Frau ansehen. Okay?«
»Er wittert was«, brummte Tanner, »er wittert was. Aber meinetwegen. Ich bin dabei.«
»Danke. Es geht doch nichts über kollegiale Zusammenarbeit.«
»Oh, mir wird gleich übel vor Rührung.«
Wir betraten das Apartmenthaus. Einen Portier gab es nicht. Die Lifts lagen der Tür genau gegenüber.
Anhand der Schilder lasen wir ab, daß die Tote ihre Wohnung im vierten Stock gehabt hatte.
Der Lift schoß uns hoch.
Danach tat sich der übliche Apartmenthaus-Gang auf. Weiße Wände, kahl und zum Teil verkratzt. Die Türen aus grün lackiertem Kunststoff. Eine Beleidigung fürs Auge.
Aber ich wollte ja nicht hier wohnen.
Nummer achtzehn, da waren wir richtig.
Der Chiefinspektor besaß ein Besteck, mit dem gewisse Polizeibeamte ausgerüstet sind. Er nahm einen blitzenden Schlüssel heraus, werkte ein paar Sekunden am Schloß her, nickte dann und stieß die Tür auf.
»Bitte einzutreten, Kollege!«
»Danke, Herr Einbrecher.«
Ich betrat die Wohnung, und mir fiel zuerst der seltsame Geruch auf. Es war eine Mischung zwischen Parfümausdünstung und Räucherstäbchen-Flair.
Irgendwie widerlich süß…
Auch Tanner beschwerte sich über den Gestank. »Hier riecht’s wie im siebenstöckigen Freudenhaus bei Schichtwechsel«, knurrte er, was mich zu der Antwort verleitete: »Sie kennen sich ja gut aus, mein Lieber.«
»Nur dienstlich, werter Kollege, nur dienstlich.«
Ich grinste. »Wer’s glaubt.«
Der Geruch wurde intensiver, als wir den Livingroom betraten. Hier mußte die Quelle zu finden sein.
Der Raum besaß eine normale Einrichtung. Allerdings hatte Miriam Gray den Schlafbereich durch einen Vorhang getrennt.
Ich schob den Vorhang zur Seite. Die Ringe an der Stange klirrten leise.
Ich schaute auf ein Bett.
Die Decke war zurückgeschlagen. Ein weißes Leinentuch, ein Kopfkissen – und…
Scharf saugte ich die Luft ein.
Auf dem Kissen war eine stilisierte Teufelsfratze abgebildet!
***
Chiefinspektor Tanner hatte mir über die rechte Schulter geblickt. »Oh verdammt«, sagte er nur. »Mir scheint, das wird doch Ihr Fall, Kollege.«
Ich gab keine Antwort, sondern kniete mich nieder. Vor der Bettkante blieb ich hocken, knöpfte mein Hemd auf und holte das Silberkreuz hervor.
Dann ließ ich es mitten in die Teufelsfratze hineinfallen!
Zuerst geschah nichts. Dann aber zeichnete ein schwarzer Ring die Konturen des Gesichts nach. Es stank eklig nach Schwefel und verbranntem Stoff.
Im nächsten Augenblick war die Fratze verschwunden.
Nur ein großer Brandfleck zeugte davon, daß es diese Teufelsfratze gegeben hatte.
Ich richtete mich wieder auf.
Tanner schaute mich an. Er schüttelte den Kopf und hob die Schultern. »Sorry, Sinclair, aber mir scheint, Sie haben die Gabe, immer in Ihre eigenen Fälle hineinzustolpern.«
»Ja, das sieht mir auch so aus.«
»Meinen Sie – meinen Sie, daß diese Miriam Gray Verbindung mit den anderen hatte?«
»Möglich.«
Ich war einsilbig, denn etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit gefesselt. Es waren die Kritzeleien an der Wand neben dem Bett. Beim ersten Hinsehen konnte man es wirklich nur für Kritzeleien halten, doch schaute man genauer hin, so kristallisierten sich magische Beschwörungsformeln hervor.
Ich sah verschiedene Pentagramme, die sich im Grundriß alle ähnelten.
Zwei ineinanderverschachtelte Dreiecke.
Einige jedoch waren an den Seiten mit Schriftzeichen versehen. Ich kannte sie nicht. Sie mußten einer mir unverständlichen Geheimsprache entstammen.
Doch eins hatten die Pentagramme gemeinsam.
Sie zeigten in der Mitte ein Abbild des Teufelskopfs. Satan war immer vertreten.
Ich wandte mich ab.
Der Chiefinspektor war wieder in den Livingroom hineingetreten und hatte die Tür einer Kommode geöffnet.
Mit einer Verwünschung fuhr er zurück.
»Was ist los?« fragte ich.
»Teufel, jetzt weiß ich, woher dieser verdammte Geruch stammt. Schauen Sie selbst.«
Ich blickte in die Kommode hinein.
Zahlreiche
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