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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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jetzt ein ins Reich des Osiris? Dein Reden ist wie Fliegengesumm, Fremder.«
    Zamorra erzählte ihm vom Bann Sekeres, der den Kaa des Pharaos gebunden hatte.
    »Nichts weiß ich vom Schicksal des Neferptah«, antwortete der alte Mann.
    »Auch ist mein Interesse gering an seiner Sache. Wenn ihr zu sprechen ihn begehrt, ruft ihn. Und wenn es ihm beliebt, euch zu erhö- ren, wird er den Arm euch reichen.«
    Der Professor blickte verständnislos. »Rufen? Arm reichen?«
    Zum ersten Mal lächelte der Greis.
    »Offenkundig ist es, daß ihr fremd seid im Reiche des Osiris«, meinte er.
    »So ist es.«
    »Ihr werdet alles lernen, denn ihr habt unendlich viel Zeit. Alle Zeit der Ewigkeit.«
    Zamorra wollte ihm nicht auf die Nase binden, daß die Ewigkeit für sie bereits nach drei Tagen und Nächten aufhören würde.
    »Vorteilhafter ist es, manches bereits am Anfang der Ewigkeit zu wissen«, meinte er deshalb. »Sag’ uns, weiser Mann – wie ruft man jemanden, auf daß er einem den Arm reicht?«
    Der Alte kicherte. »Weiser Mann, weiser Mann! Plump sind sie, deine Schmeicheleien, Fremdling. Ich war Seifensieder in der alten Hafengasse von Theben, und niemals konnte ich weise mich nennen. Aber ich will freundlich zu euch sein, denn plumpe Schmeicheleien sind besser als keine. So seht zu und lernt!«
    Der Greis, auf seinem Stein sitzend, schloß die Augen und entspannte seine Gesichtszüge. Dann sagte er mit monotoner Stimme:
    »Snofretep, Snofretep, Snofretep, höre mich!«
    Einige Sekunden geschah nichts.
    Dann entstand unmittelbar vor dem Alten ein kreisförmiges nebliges Gebilde in der Luft. Die Schwaden im Zentrum lichteten sich, drängten zum Rand hin.
    Die Gestalt eines anderen alten Mannes wurde sichtbar. Sie sagte:
    »Du hast mich gerufen, Ramose?«
    Der Seifensieder nickte. »Gelüstet es dich nach einem Plauderstündchen über die alten Zeiten, mein Freund Snofretep?« erkundigte er sich.
    »Mein Herz lacht bei dem Gedanken«, antwortete der andere.
    »Komm!«
    Die Gestalt im Nebel streckte einen Arm aus. Der Seifensieder erhob sich.
    »Ich hoffe, ihr habt die Lektion gelernt«, sagte er zu Zamorra und Bill. Dann näherte er seine eigene Hand der des anderen und ließ sich in den Nebel hineinziehen. Sogleich löste sich das Gebilde auf und verschwand. Und der Seifensieder war ebenfalls verschwunden.
    Zamorra und Fleming tauschten einen verblüfften Blick.
    Bill sagte: »Wenn das alles ist… Das sollten wir auch noch bewerkstelligen können. Wie ist es? Versuchen wir es gleich mal mit unserem Freund Neferptah?«
    Der Professor machte ein bedenkliches Gesicht. »Ich bezweifele stark, daß der Pharao so freundlich reagieren würde. Vielleicht schickt er uns einen Tiger durch den Nebelring. Oder einen Korb mit Schlangen.«
    »Durchaus denkbar«, stimmte der Amerikaner zu.
    »Ich hätte eine andere Idee«, sagte Zamorra. »Warum versuchen wir nicht, uns mit Sekere in Verbindung zu setzen? Der Amon-Priester hat schließlich dafür gesorgt, daß wir in dieses Totenreich gelangen konnten.«
    Ihr Entschluß war schnell gefaßt. Zamorra setzte sich auf den Stein, den der alte Seifensieder geräumt hatte, machte eine kurze Meditationsübung und schloß, dem Beispiel des Alten folgend, die Augen.
    »Sekere, Sekere, Sekere, höre mich!«
    Im Stillen hatten sie eigentlich nicht damit gerechnet, daß es funktionieren würde. Und sie sahen sich in ihren pessimistischen Erwartungen auch nicht getäuscht. Keine Nebel wallten auf, keine Gestalt wurde sichtbar.
    »Vielleicht bist du nur nicht zwingend genug«, meinte Bill. »Laß mich es mal versuchen.«
    Sie tauschten den Platz, und der Historiker wiederholte das Rufzeremoniell. Mit dem gleichen negativen Erfolg.
    »Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß uns der Priester nicht hören will«, theoretisierte der Professor. »Vielleicht befürchtet er eine Falle seines Feindes Neferptah.«
    Abermals tauschten die beiden Freunde den Platz. Zamorra konzentrierte sich intensiv.
    »Sekere, Sekere, Sekere, höre mich! Ich bin es, der Magier mit dem Silberglanz!«
    Und tatsächlich – diesmal blieb sein Ruf nicht ungehört.
    Der schon bekannte Nebelkreis formte sich. Und dann sahen sie ihn. Klein von Gestalt, ausgesprochenes Dutzendgesicht. Nur die intelligenten Augen deuteten an, daß mehr in dem Mann steckte, als auf den ersten Blick zu vermuten war.
    »Sekere?« fragte der Professor.
    Ein schnelles Kopfnicken. »Bist du allein?«
    »Ein Freund ist bei mir«, sagte Zamorra. Er

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