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007 - Das Grauen von Blackwood Castle

007 - Das Grauen von Blackwood Castle

Titel: 007 - Das Grauen von Blackwood Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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meinte Peggy. Sie war die hübschere von
beiden – schlank, grazil und mit dunklen Augen. »Unsere Abrechnungen erledigen
wir mit dem Sekretär.«
    Sheila Martens fand mit beiden Mädchen, die nur zwei Jahre jünger waren als
sie, schnell Kontakt. »Ich bin gekommen, um eine Freundin zu besuchen«, sagte
sie. Sie griff nach der Teetasse und nahm einen kleinen Schluck. Draußen
prasselte der Gewitterregen, tobte der Sturm und zerrte an den verketteten
Tischen und Stühlen. Der Wind pfiff durch die Ritzen der einfachen Hütte, die
nur für den Sommer gedacht war und im Winter nicht benutzt wurde. »Vor zwei
Tagen habe ich eine Ansichtskarte von Blackwood Castle bekommen. Eileen Evans
schrieb mir, dass sie wahrscheinlich auch die kommende Woche noch hier sei. Wir
kennen uns vom College her und haben beide Anglistik studiert. Ich wurde
schließlich Journalistin, Eileen schrieb hier und da ein paar Artikel für
verschiedene Zeitungen. Sie lebt von der Hand in den Mund, ihr kam es mehr
darauf an, frei zu sein und ihre Zeit so einzuteilen, wie sie es mochte. Ich
bin gewissermaßen mit einem halboffiziellen Auftrag unterwegs. Ich grase im
Augenblick ganz England ab, besuche bedeutende Bauwerke, interviewe
interessante und absonderliche Menschen. Auf diese Weise soll ein größerer
Bericht zustande kommen.« Sie zuckte die Achseln, während sie ihre feuchte
Kleidung abtastete.
    Peggy musterte die junge, gutaussehende Journalistin, die einen
selbstbewussten und intelligenten Eindruck machte. »Was Ihre Freundin angeht:
Soviel ich weiß, hält sich im Augenblick niemand drüben in den Bungalows auf.
Weißt du etwas davon, Joan?«
    Die etwas üppigere Joan zuckte die Achseln, während sie sich auszog und ein
anderes Kleid aus dem schmalen Schrank nahm. Draußen wurde der Regen etwas
schwächer. Auch der Sturm legte sich. Offenbar streifte das Unwetter diesen
Landstrich nur.
    »Soviel ich weiß, nein«, erwiderte Joan.
    »Aber das kann nicht sein. Wenn Eileen schreibt ...«
    Die flotte Peggy winkte ab. »Auf uns können Sie sich nicht verlassen. Etwas
Genaues wissen wir nicht, Miss Martens. Hier bekommt man bei dem Trubel, der
täglich herrscht, wenn schönes Wetter ist, verhältnismäßig wenig mit.
Andererseits jedoch sind Dauergäste in den Bungalows drüben so selten, dass sie
einem doch hin und wieder auffallen. Möglich, dass Ihre Freundin noch da ist.
Wir haben allerdings während der letzten zwei oder drei Tage niemanden mehr
herüberkommen sehen. Aber am besten ist es, wenn Sie sich im Schloss
erkundigen, da wird man Ihnen genaue Auskunft geben.«
    Sheila nickte. »Ich werde mich an den Earl wenden.«
    Während sie aus dem dunklen Kleid schlüpfte, nachdem sie die weiße Schürze
fein säuberlich zusammengelegt hatte, lachte Peggy. »Der Earl ist ein selten
kostbares Exemplar, er zeigt sich den gewöhnlichen Sterblichen nicht. Wir
führen den Laden hier seit gut einem Jahr. In dieser Zeit haben wir den Earl of
Wellington ein einziges Mal aus der Ferne gesehen – am Fenster seiner Bibliothek.
Wir wissen nicht einmal, ob er schwarzes oder blondes Haar oder überhaupt
keines mehr hat. Ich kann mich nur noch an die Farbe seines Hausmantels
erinnern. Er war tiefviolett. Darin sah er aus wie ein Kardinal. Am besten ist
es, wenn Sie zum Schloss vorgehen. Sobald Sie auf Sichtweite sind, wird sich
der Sekretär oder der Butler melden. Oder ... vielleicht treffen Sie auch auf
Dave.«
    »Dave? Wer ist das?«
    »Ein hübscher Junge«, geriet Joan sofort ins Schwärmen, noch ehe Peggy
etwas sagen konnte.
    »Leider ein bisschen scheu. Er hat Angst vor einem Weiberrock – so scheint
es jedenfalls«, warf Peggy dazwischen.
    »Dave ist der Neffe des Earl«, erklärte Joan. »Verträumt, nicht von dieser
Welt. Aber reich. Wer ihn zum Mann bekommt, der weiß das Vermögen der
Wellingtons hinter sich! Außerhalb des Schlosses munkelt man, dass der Earl
abgöttisch an seinem Neffen hängt und ihm jeden Wunsch erfüllt. Doch Dave soll
einmal sehr krank gewesen sein. Ich glaube, dass er fünf oder sechs Jahre
seines Lebens in einer Privatklinik verbracht hat. Das muss unmittelbar nach
dem Eintritt der Pubertät gewesen sein. Dave Wellington muss den Anschluss an
die Wirklichkeit und an die Menschen verloren haben. Wenn man es verstünde,
seine Gefühle zu wecken, ihm seine Furcht vor dem Weiblichen zu nehmen ...«,
sinnierte sie, setzte dann aber ihre Gedankengänge nicht fort.
    Die drei Frauen verließen die Hütte. Das Unwetter hatte sich

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