007 - Das Grauen von Blackwood Castle

das
gleiche, als würde er gegen einen Riesen anrennen. Er prallte von der
widerstandsfähigen Haut ab und verlor fast das Gleichgewicht, als er auf die
schäumenden Bläschen trat.
    Geistesgegenwärtig rollte er sich auf die Seite und kam wieder keuchend
hoch.
    Das Ungeheuer war vor ihm.
    Wo befand sich das Vorderteil, wo das Hinterteil der Riesenraupe?
    Larry tastete sich an dem Körper entlang und kam der schreienden Sheila
näher. Täuschte er sich? Kamen ihre Schreie nicht von der anderen Seite?.
    Da stieß sein Fuß gegen etwas Weiches, Schreiendes ... sich Windendes.
    Sheila!
    Entsetzen ergriff ihn, als er merkte, dass der untere Teil ihres Körpers
unter dem Riesenleib der Raupe lag. Ihre Beine waren eingeklemmt. Larry fasste
die schreiende Journalistin unter die Achseln und versuchte, sie dem sich
windenden Riesenleib zu entreißen, bevor sich die Raupe so weit gedreht hatte,
dass sie das Opfer mit ihren knirschenden Fresswerkzeugen erreichte.
    Sheila Martens schlug um sich – halb wahnsinnig vor Angst.
    Larry forderte das Letzte von sich, um das Leben der Frau zu retten. Aber
wie lange würde er es können? Es war nur ein Hinausschieben des
Unabänderlichen!
    Sie waren beide verloren! Beide! Daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
    Millimeter für Millimeter zog er die junge Frau heraus. Nur ihre Waden
waren noch unter dem Riesenleib, der sich von links näherschob und die beiden
Opfer witterte. Das schmatzende, knirschende Geräusch war ganz dicht neben dem
PSA-Agenten.
    Da wurde Sheilas Körper schlaff. Ihre Stimme erstarb. Eine wohltuende
Ohnmacht nahm ihren Geist gefangen.
    Larry zerrte die Journalistin zur Seite. Ihre mit Schleimfäden überzogenen
Beine rutschten über den glitschigen Boden. Keuchend versuchte er, das andere
Ende des Gewölbes zu erreichen – den Käfig, in dem Laura eingeschlossen war.
Wenn es ihm gelänge, das Gitter herabzulassen, eine Trennwand zwischen sie und
das Ungeheuer zu bringen, dann war schon etwas gewonnen. Aber für wie lange?
Bei der nächsten Gelegenheit würde der Earl das Gitter wieder in die Höhe
ziehen – sie konnten zwei oder drei Tage ausharren – aber dann waren sie
entkräftet und verloren, ein leichtes Opfer für das zum Leben erwachte Grauen.
    Larry kam nur schrittweise voran – und blieb wie angewurzelt stehen.
    Draußen auf dem Gang – Stimmen, Geräusche, Unruhe!
    Ein Schuss war zu hören, dann wurde die Tür aufgeschlossen, die sie von der
Außenwelt trennte. Drei, vier Taschenlampen blitzten auf. Ein mehrfacher
Aufschrei hallte durch die Kellerräume.
    »Mister Brent! Miss Martens!«
    Das war Chiefinspektor Cumming von Scotland Yard! Oder war dies alles nur
ein Traum, eine Halluzination – ein Trugbild, das ebenso schnell wieder
verflog, wie es gekommen war?
    »Hier!«, schrie Larry.
    Schüsse fielen.
    Aus mehreren Polizeiwaffen gleichzeitig getroffen, wirbelte die Riesenraupe
herum. Mit dem Schwanzende traf sie noch den zur Seite ausweichenden
Amerikaner.
    X-RAY-3 wurde wie von einer Faust herumgewirbelt. Doch er ließ Sheila
Martens nicht los, als er über den Boden schlitterte.
    Eine dicke, rotgrüne Brühe quoll aus den Schürfwunden. Der Körper zuckte
und wand sich unter Schmerzen. Dann lag er still. Das Ungeheuer war vernichtet.
    Hände griffen nach Larry Brent.
    »Cumming?«, fragte er, als er das rundliche Gesicht des Beamten von
Scotland Yard vor sich auftauchen sah. Er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht
wahr sein. Sie kamen gerade in der richtigen Minute. Es wäre zu Ende gewesen
...«
    Der Chiefinspektor versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine verzerrte
Grimasse daraus. Offenbar konnte auch er die Szene nicht begreifen, die sich
ihm eben noch geboten hatten.
    »Wir erhielten eine schriftliche Nachricht von einem Mädchen namens Joan«,
erklärte er. »Sie hatte einen Brief von Sheila Martens abzugeben. Darin stand,
dass wir auf alle Fälle in Blackwood Castle nach dem Rechten sehen sollten,
wenn sie sich bis vier Uhr nicht telefonisch gemeldet hätte. Das haben wir
getan.«
    Larry Brent schloss die Augen.
    Einem Zufall – oder der Vorsicht der jungen Journalistin hatte er sein
Leben zu verdanken!
    Sie wurde in diesem Augenblick wach und blickte in seine Augen. Er hielt
ihren Kopf so, dass sie das getötete Ungeheuer im Hintergrund des Gewölbes
nicht erkennen konnte.
    »Alles okay«, sagte Larry, drückte sie an sich und küsste sie herzhaft.
    Chiefinspektor Cumming hatte Dave Wellington befreien können, der