007 - Die Nacht mit dem Teufel
durch Ihre Einmischung den Hass dieser Leute zuziehen. Die Sippschaft ist über Ihre früheren Beziehungen zu Andrew im Bilde und wittert in Ihnen eine Gefahr.“
Line lächelte dankbar. „Ich werde bestimmt nicht vergessen, die Kette morgen vor dem Lunch umzuhängen.“
„Tun Sie es lieber gleich“, riet der Professor ernst. „Und legen Sie sie erst ab, wenn alles gut überstanden ist. Leider habe ich kein zweites Kreuz“, sagte er zu Dan. „Aber ich rate Ihnen, sich sofort eins zu besorgen.“
„Und was ist mit Ihnen?“ fragte Dan. „Miss Devlon weiß bestimmt, weshalb wir Sie mitgenommen haben und dass nur Sie ihr gefährlich werden können.“
Der Professor lächelte. „Natürlich. Aber ich habe mich schon früher mit Okkultismus befasst und bin vorbereitet. Freiwillig setzt Miss Devlon ganz bestimmt keinen Fuß in mein Haus.“
Am nächsten Morgen erwachte Andrew wieder einmal mit heftigen Kopfschmerzen. Es war ganz sonderbar, wie häufig er jetzt darunter litt, aber schließlich hatte sich sein ganzes Leben ja auch grundlegend verändert.
Wie gravierend die Veränderungen waren, war ihm erst durch seine Begegnung mit Line so richtig zu Bewusstsein gekommen. Die Konfrontation mit der Vergangenheit hatte die Schleier zerrissen, die seinen Blick, getrübt hatten, aber immer noch gab es vieles, was ihm unverständlich blieb.
In den letzten Monaten hatte er beinahe vergessen, wieviel Line ihm bedeutete. Daran war vermutlich Bonita schuld.
Er legte die Stirn in Falten und betrachtete nachdenklich die Zimmerdecke. Bonita. Eigentlich merkwürdig, welchen entscheidenden Einfluss sie auf sein Leben ausübte.
Er hatte sich sogar eingebildet, sie zu lieben. Lines Besuch jedoch hatte ihm vor Augen geführt, dass das nicht stimmte.
Andy wusste nicht, was er für Bonita empfand. Er konnte nicht mal mit Bestimmtheit sagen, ob er sie mochte. Zeitweise hasste er sie richtiggehend, dann wieder fürchtete er sie.
Er war hypnotisiert von ihr. Sie beherrschte ihn vollkommen, und das war ihm unbegreiflich. Unterwürfigkeit passte nicht zu ihm. Nicht mal bei Line war er ein Ja-Sager gewesen.
Aber Bonita war nur eine der vielen einschneidenden Neuerungen. Am meisten entsetzte es ihn, dass er selbst viele Veränderungen getroffen oder zumindest zugelassen hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Das bewies zum Beispiel die Tätowierung. Sosehr er auch darüber nachgrübelte, er konnte sich nicht entsinnen, wann er sie hatte ändern lassen. Der Vorfall war in Nebel gehüllt und seinem Gedächtnis entglitten. Dabei fand er die neue Tätowierung selbst einfach lächerlich.
Seine Kirchenbesuche hatte er schon vor längerer Zeit eingestellt, und wenn er jetzt nur daran dachte, eine Kirche aufzusuchen, wurde er bereits nervös, und manchmal wurde ihm bei dem Gedanken sogar übel.
Er hatte auch alle seine alten Freunde vernachlässigt und seine einstigen Zerstreuungen aufgegeben. Früher war er zweimal wöchentlich turnen gegangen und hatte mindestens einmal in der Woche Tennis gespielt. Das tat er nun schon seit Monaten nicht mehr. Vielleicht fühlte er sich deshalb nicht wohl. Früher war er keinen einzigen Tag krank gewesen. Krankheit hatte er gar nicht gekannt. Jetzt aber war er richtig angeschlagen. Die meiste Zeit fühlte er sich müde und kraftlos.
Vorsichtig rieb er sich die Schläfen. Die Kopfschmerzen setzten ebenso plötzlich ein, wie sie wieder verschwanden. Was sie verursachte, wusste er nicht. Jedenfalls machten diese Schmerzen ihn dauernd von Bonita abhängig. Sie überfielen ihn, sobald er etwas ohne Bonita unternehmen oder tun wollte, womit sie höchstwahrscheinlich nicht einverstanden gewesen wäre.
Nachdenklich runzelte er die Stirn. Er hatte ihr nichts von seiner Verabredung mit Line gesagt. Dass sie Line nicht mochte und auch gegen ein Treffen mit ihm gewesen wäre, wusste er. Er staunte selbst, dass er ihr die ganze Sache mit Line haarklein erzählt hatte. Sie hatte ihn danach gefragt, und er hatte sich verpflichtet gefühlt, ihr Rede und Antwort zu stehen. Und als Line mit Dan und dem älteren Herrn erschienen war, hatte sie sich sehr geärgert.
Er lächelte bei der Vorstellung, Bonita könnte eifersüchtig sein. Dass sie es war, stand fest, nur verbarg sich seiner Meinung nach alles andere als ein romantisches Gefühl hinter ihrer Eifersucht. Nie gelang es ihm, an Bonitas Liebe zu glauben. Unter Liebe stellte er sich etwas anderes vor.
Allerdings hatte er sich bisher nie darüber
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