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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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auf die strengste Geheimhaltung aufmerksam, die bei dem übertragenen Fall zu beachten war, weihte die Leute mit wenigen präzisen Worten in die Sache ein und führte dann ein längeres Gespräch mit dem Leiter des Allgemeinen Krankenhauses.
    Danach warf er den Hörer in die Gabel.
    Er erhob sich. »So. Und nun sehen wir uns die Sache einmal aus der Nähe an«, sagte er mit einem kleinen Lächeln, das Nicole Duval galt.
    Fleming rechnete es dem Kommissar hoch an, daß er nicht die Absicht hatte, sie abzuschieben. Für Haydn gehörten Nicole und Bill mit zu dem Fall. Sie wußten über die Sache am meisten, und der fuchsschlaue Kommissar wollte auf dieses Wissen zu gegebener Zeit nicht verzichten.
    In zwei Polizeifahrzeugen ging’s zum Allgemeinen Krankenhaus.
    ***
    Er irrte eine Weile durch die schmalen Gassen. Links und rechts ragten die zerstörten Gebäude auf. Es roch, beißend nach Rauch. Ein Hund nahm Reißaus, als Zamorra um die Ecke bog. Hinter dem nächsten Gebäude erblickte Professor Zamorra dann die ersten türkischen Zelte. Ein Karrenwagen, vor den ein knöcherner Klepper gespannt war, kam über die Straße gerumpelt. Zamorra zog sich in die Dunkelheit zurück. Er wartete, bis der Karren vorbei war. Verwundete Türken lagen auf dem Holzwagen. Sie stöhnten und ächzten, versuchten mit ihren heftigen Schmerzen fertigzuwerden.
    Die Zelte waren in weiten Abständen voneinander aufgestellt. Neben manchen stand ein Pferd. Hundert Meter weiter erblickte Zamorra ein rot züngelndes Lagerfeuer.
    Er suchte Namsis Zelt.
    Dunkel konnte er sich daran erinnern, wo es gestanden hatte. Er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, welche Richtung sie eingeschlagen hatten, als sie ihn zur zerstörten Kirche brachten.
    Ein Reiter kam angesprengt.
    Zamorra warf sich flach auf den Boden. Das schabrackenbedeckte Pferd stampfte in drei Metern Entfernung an ihm vorbei. Der Reiter bemerkte ihn nicht.
    Erleichtert erhob sich Zamorra wieder.
    Mit schnellen Schritten, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, das ihn verriet, huschte er hinter einem Zelt vorbei, erreichte das nächste, wartete, lauschte, vergewisserte sich, daß sich niemand um ihn kümmerte, hastete weiter.
    Fünfzehn Minuten lief er so.
    Immer wieder blieb er stehen. Immer wieder versuchte er sich zu orientieren. Türken saßen vor einem riesigen Zelt beisammen. Sie unterhielten sich. Es hörte sich wie ein Knurren an, das aus zahlreichen Männerkehlen kam.
    Weiter, pochte es in Zamorra.
    Es war keine Zeit zu verlieren. Er dachte an die magische Pest.
    Wußte überhaupt schon jemand davon? Hatten Nicole und Bill den anderen Türken erwischt?
    Hatte Mehmet ihnen erzählt, mit welchem Auftrag er ins zwanzigste Jahrhundert gekommen war? Zamorra überlegte, wie Nicole und Bill sich daraufhin verhalten würden.
    Was konnten sie gegen die Pestperlen tun?
    Nichts. Sie waren dagegen machtlos. Man konnte die Höllensaat mit nichts vernichten, hatte Omar Namsi mit Hohngelächter gesagt.
    Vielleicht wäre Zamorras Amulett die einzig wirksame Waffe gegen die magische Pest gewesen.
    Aber das Amulett war bei ihm.
    Und er war dreihundert Jahre von der Pest entfernt. Eine teuflische Situation. Deshalb war keine Zeit zu verlieren. Er mußte zurück. Und zwar schnell. Er mußte das zwanzigste Jahrhundert erreichen, bevor die magische Pest in Wien ausbrach.
    Sonst war die Stadt nicht mehr zu retten.
    Einer aus der Türkenrunde war auf Zamorra aufmerksam geworden. Der Mann hatte das leise Knirschen von Schritten vernommen und warf nun den Kopf mißtrauisch hoch.
    Er dachte wohl an einen Feind, an einen mutigen Mann, der die belagerte Stadt verlassen hatte, um die Türken in ihrem Lager anzugreifen.
    Während die anderen weitersprachen, erhob sich der stutzig gewordene Bursche. Mit mißtrauischer Miene verließ er die Runde. Er kniff die Augen zusammen, trat vom Lagerfeuer weg in die Dunkelheit und lauschte angestrengt.
    Zamorra lag wie tot in einer flachen Bodenmulde.
    Er wagte kaum zu atmen. Der Türke stand reglos da. Seine Hand lag auf dem Krummsäbelgriff. Er schien auf alles gefaßt zu sein. Zamorra beobachtete ihn mit flatternden Augen.
    Zamorras Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
    Fast wäre es dem Professor lieber gewesen, aufzuspringen und den Türken anzufallen, ihm die Faust ans Kinn zu setzen und ihn zu Boden zu schlagen.
    Aber die Gefahr, daß der Bursche seine Freunde mit einem Warnschrei alarmieren könnte, war zu groß. Was dann? Dann wäre die ganze

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