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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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vorgeschobenen Stellungen aus die Stadt durch Sturmangriffe, durch Kanonaden und durch Minen, die sie in Stollen unterhalb der Festungswerke auffliegen lassen, zu erobern. Aber die Stadt wird ihnen trotzen. Ich weiß es. Ich ließ mich beim Großwesir anmelden, aber der ließ mir sagen, er hätte keine Zeit für mich.« Namsi schlug sich mit der Faust wütend auf die Brust. »Für mich hat er keine Zeit. Nun gut. Dann soll er in sein Unglück rennen. Ich bin es müde, meine Warnungen in den Wind zu schreien, wo sie doch keiner hört. Ich werde meinen eigenen Sieg über Wien erringen! Nicht in dieser, sondern in einer anderen Zeit! In einer Zeit, wo dies hier alles vergessen sein wird! Und ich werde einen heroischen Sieg über diese verdammte Stadt erringen, Selima, dessen kannst du gewiß sein!«
    ***
    Schon für den nächsten Tag war von Bill Fleming eine Stadtrundfahrt arrangiert worden. Das Wetter war nach wie vor kühl – schließlich schrieb man Oktober –, aber es spannte sich ein wolkenloser Himmel über die Stadt.
    Der Bus fuhr von der Staatsoper ab. Nicole Duval und Professor Zamorra saßen unmittelbar hinter dem Fahrer. Bill Fleming saß in der Reihe dahinter. Eine dicke Schwedin hockte neben ihm. Sie hatte Proviant mitgebracht, der für eine Fahrt von zwei Tagen gereicht hätte. Sobald sich der Bus in Bewegung gesetzt hatte, fing die feiste Blondine mit schmatzenden Geräuschen an zu essen. Fleming begann Zamorra um seinen Platz zu beneiden. Der Bus fuhr über den Ring. Sie sahen das Kunst- und das Naturhistorische Museum, die Burg, das Parlament, Rathaus, Burgtheater, Universität… Kurz darauf mußte der Buslenker fluchend auf die Bremse treten. Es ging nicht mehr weiter. Rechterhand wuchsen die Blocks des neuen Allgemeinen Krankenhauses wuchtig empor. Superbauten für Wiens Kranke. Und die Straße war von einer neugierigen Menschenmenge total verstopft.
    »Was ist denn da vorn los?« fragte Zamorra auf deutsch.
    »Keine Ahnung«, knurrte der Fahrer ärgerlich. Er blickte, auf seine Uhr. Es gab einen Zeitplan, an den er sich halten mußte.
    »Vielleicht eine Demonstration«, sagte Nicole Duval.
    »Danach sieht es nicht aus«, gab der Busfahrer zurück. Die Mitfahrenden, begannen unruhig zu werden. Bill Fleming erhob sich. Er sah die Blaulichter, der Funkstreife. Und dann entdeckte er den Grund für den Menschenauflauf: zwei Verrückte.
    Männer in weiten Pluderhosen und mit einem Turban auf dem Kopf. Zwei Polizisten drängten diese spaßigen Gestalten in Richtung Funkstreifenwagen durch die gaffende Menge.
    Der Busfahrer hupte ungeduldig. Doch die Leute machten keine Anstalten, die Straße zu räumen.
    »Die beiden Männer sehen aus, als kämen sie von einem Maskenball«, lachte Nicole Duval. Sie stieß Zamorra mit dem Ellenbogen an.
    »Sieh nur, wie grimmig sie dreinsehen. Ich würde sie mir zu gern aus der Nähe ansehen.« Nicole bat den Busfahrer, die pneumatische Tür aufzumachen. Er sagte nein. Aber es blieb nicht dabei. Nicole überredete ihn mit einer Banknote dazu, ihr diesen Gefallen zu tun.
    Achselzuckend drückte er auf den Knopf. Nun stiegen auch Professor Zamorra und Bill Fleming aus. Sie schafften es, sich näher an die ulkigen Gestalten heranzudrängeln.
    Plötzlich stutzte Professor Zamorra.
    Das Amulett, das er am Hals unter dem Hemd trug, warnte ihn mit einemmal vor dämonischen Kräften.
    Er wußte sogleich, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging, und das beunruhigte ihn…
    ***
    Ahmet und Mehmet waren in jener Nacht, als sie aus dem Jenseits über die Brücke gekommen waren, unbemerkt in die Stadt gelangt.
    Sie hätten sich in Wien nicht zurechtgefunden, wenn sie nicht von einem bösen Geist geführt worden wären. Mehmet blieb im Schatten eines Parks kurz stehen. Er strich sich langsam über die rote Säbelhiebnarbe.
    »Namsi hatte recht«, flüsterte der Türke. »Es ist kaum noch etwas so, wie es war.«
    »Dreihundert Jahre haben die Welt verändert«, sagte Ahmet. Er zog die buschigen Brauen zusammen. »Ich fühle mich in dieser Zeit nicht wohl.«
    »Ich auch nicht«, sagte Mehmet.
    »Wir werden zu Namsi, unserem Herrn und Meister, zurückkehren, sobald wir ausgeführt haben, was er uns auftrug.«
    Mehmet nickte. »Ich kann die Nacht unserer Rückkehr kaum erwarten.«
    »Komm!« zischte der Türke mit dem dichten schwarzen Bart. »Laß uns weitergehen.«
    Sie versteckten sich im Keller eines Bürohaus-Rohbaues. Hier setzten sie sich auf den kalten Boden, schlossen die

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