0070 - Die Teufelsbraut
wohlbehalten zurück«, versprach ich der zierlichen Chinesin mit dem lackschwarzen Haar.
Wenn man sie so ansah, konnte man verstehen, daß Suko ganz verrückt nach diesem Mädchen war. Ihre weiblichen Reize waren nicht zu übersehen. Und sie war so anschmiegsam wie ein schnurrendes Kätzchen.
Als wir im Bentley saßen, blickte mein Freund verträumt aus dem Fenster. Ich schlug ihm auf den Schenkel und rief lachend: »Junge, komm zu dir. Du bleibst ja nur ein paar Tage weg. Dann siehst du deine kleine Shao ja wieder.«
Mein Partner wandte mir sein breites Pfannkuchengesicht zu. Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich mag sie, John. Mir hat ein Mädchen noch nie so viel bedeutet wie Shao.«
»Wir wollen hoffen, daß sie dich nicht eines Tages enttäuscht«, sagte ich.
»Shao? Niemals!«
Ich ließ diese Behauptung unwidersprochen. Es hätte mich für Suko gefreut, wenn er damit recht behielt.
Zu Hause angekommen packten wir unsere Koffer. Natürlich machte auch mein Einsatzkoffer die Reise nach Rio mit. Seit kurzem bewahrte ich darin neben mehreren anderen Waffen auch eine Dämonenpeitsche auf, die einst Myxin, dem Magier, gehört hatte.
Dreißig Minuten später waren Suko und ich startklar.
Wir fuhren im Taxi zum Airport.
In der Flughafenhalle händigte uns ein Yardbeamter unserer Papiere aus. Sonderausweise, die uns frei und unabhängig in Rio agieren lassen würden. Dokumente, die uns Tür und Tor bis zu den höchsten Steilen hinauf öffnen würden, falls dies nötig sein sollte.
Mein Kollege machte mich darauf aufmerksam, daß bereits ein Telegramm nach Brasilien unterwegs sei, in dem meine und Sukos Ankunft avisiert würde.
Wir konnten sicher sein, daß man uns in Rio de Janeiro mit kleinem Bahnhof empfangen würde.
Unser Flug wurde aufgerufen. Mein Kollege wünschte uns viel Erfolg. Wir dankten ihm und passierten die Kontrollen.
Für unsere Waffen besaßen wir ebenfalls Papiere. Niemand verlangte von uns, daß wir uns von ihnen trennten.
Wir begaben uns mit den anderen Passagieren an Bord des Düsenclippers. Eine halbe Stunde später starteten wir.
Und dann flogen wir einer ungewissen Zukunft entgegen…
***
Alf Lechenberg war Deutscher. Ein großer, blonder, blauäugiger Bursche. Braungebrannt von Brasiliens Sonne. Ein Mann, der den Frauen gefiel, und der deshalb ständig in irgendwelche Amouren verwickelt war.
Alf Lechenberg war ein Mensch, der das Leben leicht nahm. Er hatte niemals eine besondere Bindung an seine Heimat verspürt, deshalb war es ihm auch nicht schwergefallen, Dortmund den Rücken zu kehren und anderswo das Glück zu suchen, das er zu Hause nicht finden konnte.
Auf seinem Trip durch die Welt hatte er Dutzende von Jobs angenommen. Er war Totengräber in Portugal gewesen, hatte auf einem Ozeandampfer als Matrose gearbeitet, hatte sich durch halb Südamerika geschlagen, ehe er in Rio gelandet war und seßhaft wurde.
Rio war die Stadt, in der er so leben konnte, wie er sich das vorstellte. Hier gab es keine Hektik. Die Menschen waren fröhlich. Die Gegend war traumhaft schön.
Ein Reisebüro hatte Alf Lechenberg als Busfahrer angestellt. Er kutschierte die Touristen aus aller Herren Ländern zur Copacabana, zum Corcovado, zum Zuckerhut.
Er fuhr mit ihnen in den Urwald oder was sie sonst wollten.
Ab und zu blieb eine von diesen liebeshungrigen Touristinnen die Nacht über bei ihm. Mehr verlangte er nicht vom Leben.
Er war zufrieden und zum erstenmal glücklich.
Viel glücklicher wäre er aber noch gewesen, wenn ihm sein Chef, der fette Reisebürobesitzer, nicht immer wieder die Hölle heißgemacht hätte.
Der Fettwanst neidete ihm seinen Erfolg bei den Frauen. Deshalb nahm der Dicke jede Gelegenheit wahr, um dem Deutschen eins auf den Hut zu geben.
»Weiber!« schrie der Schwamm mit hochrotem Gesicht. »Immer hast du nur die Weiber in deinem verdammten Schädel. Dafür wirst du von mir nicht bezahlt!«
»Mach mal Pause!« begehrte Alf Lechenberg ärgerlich auf. »Was ist denn schon Großartiges passiert? Ich habe vergessen, den Bus waschen zu lassen, das ist doch kein Verbrechen, Mann.«
Der Dicke sprang auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Das zerknitterte Hemd hing ihm weit über den Gürtel.
»Du kommst fast jeden Tag zu spät. Du kümmerst dich nicht um deinen Bus. Du vergißt, ihn zur Tankstelle zu fahren! Wofür kassierst du die vielen Cruzeiros eigentlich, he?«
»Daß ich nicht lache!« gab Alf Lechenberg wütend zurück. »Die paar Kröten wagen Sie
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