0072 - Die Gesandten von Aurigel
Die Gesandten von Aurigel
FAIR LADY verrät ihre Herkunft - das vierte Kolonisten-Abenteuer!
von Kurt Mahr
Auf Gray Beast, dem siebten Planeten des weit abseits von den Routen des interstellaren Raumverkehrs gelegenen Myrtha-Systems, leben 8000 Verbannte von der Erde. Sie haben angefangen, sich auf ihrer neuen Welt einzurichten, und Fortschritte dabei erzielt. Sie haben festgestellt, daß die neue Heimat ihnen nicht allein gehört. In den Bergen gibt es die halbintelligente Affenart der Mungos, im Tiefland-Dschungel hausen die fremdartigen, mit erstaunlichen paramechanischen und parapsychischen Kräften ausgestatteten Blauen Zwerge. Aber auch der zwölfte Planet des Systems trägt intelligentes Leben: die sogenannten Peepsies, deren kürzlich erfolgte Invasion beinahe die weitere Existenz der terranischen Kolonie in Frage gestellt hätte.
Mit Hilfe des instandgesetzten Raumbootes FAIR LADY beschließen die verantwortlichen Männer der Kolonie nun, den Peepsies einen Gegenbesuch abzustatten, um alle weiteren Invasionspläne der Bewohner des 12. Planeten im Keim zu ersticken. Die Terraner erscheinen als DIE GESANDTEN VON AURIGEL - doch ihr Vorhaben nimmt einen völlig überraschenden Ausgang ...
1.
„Ich habe Sorge", versicherte Wee-Nii mit seiner hohen, quietschenden Stimme. „Warum meldet sich das Schiff nicht mehr?"
Wee-Nii war fast zweieinhalb Meter groß und sehr dünn. Schon seine äußere Erscheinung wies darauf hin, daß er zur bevorzugten Klasse des Adels gehörte. Nur Adelige, die zeit ihres Lebens nicht kennenlernten, was körperliche Arbeit war, hatten die Möglichkeit, so groß und so schlank zu werden. Den andern, die sich plagen mußten, erlaubte die Natur kaum, größer als zwei Meter zu werden und den Körperumfang unter sechzig Zentimetern zu halten.
Von derselben Statur wie Wee-Nii war der Mann, zu dem er eben gesprochen hatte: Fij-Gül, Offizier der Luftflotte seiner Exzellenz, des Präsident-Königs, verhältnismäßig jung und offenbar wenig geneigt, Wee-Niis Sorgen zu teilen.
„Was soll schon passiert sein?" fragte Fij-Gül ein wenig spöttisch. „Der Sender wird entzweigegangen sein ... oder etwas Ähnliches. Ich glaube nicht, daß wir Angst zu haben brauchen."
Wee-Nii machte eine unsichere Geste mit den spinnenfingrigen Händen.
„Das Glauben wird uns wenig nützen", gab er zu bedenken. „Wir müssen wissen! Und daran gerade fehlts uns: Kapitän Sey-Wüün hat nur knappe Andeutungen über die Bewohner dieses Planeten gemacht.
Er hielt sie für absolut ungefährlich. Ja, er sagte sogar, es sei ziemlich leicht, unter ihnen Verräter zu finden, die um ihres eigenen Vorteils willen bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten. Aber sonst wissen wir nicht viel."
„Außer, daß wir auf die Getreidelieferung angewiesen sind", ergänzte Fij-Gül.
Mit einer heftigen Geste stimmte der Admiral zu.
„Ja, das sind wir! Seine Exzellenz muß triftige Gründe dafür haben, die Haushaltsmittel der Luftflotte so drastisch zu kürzen. Wenn Sey-Wüün nicht innerhalb von zehn Tagen zurückkehrt, werden wir Seine Exzellenz um Vorschuß bitten müssen, denn unsere Soldaten haben nichts mehr zu essen."
Fij-Gül trat zum Fenster und sah hinaus auf die Stadt mit den hohen, spitzen Türmen und den tiefen Straßenschluchten.
„Sey-Wüün wird zurückkommen, dessen dürfen Sie sicher sein", versuchte er, seinen Vorgesetzten zu beruhigen. „Was sollen ihm die Primitiven angetan haben?"
Wee-Nii spreizte ein zweites Mal seine Finger.
„Wir wissen nicht einmal, ob sie wirklich primitiv sind", gab er zu bedenken. „Sey-Wüün hat das Wrack eines großen Fahrzeuges gesehen, das in der Nähe ihrer Stadt liegt. Der Agent, den er angestellt hat, versicherte ihm, es sei früher ein Raumschiff gewesen, mit dem die Fremden nach Weelie-Wee gekommen waren. Sey-Wüün ließ es untersuchen, aber seine Leute konnten anscheinend nicht viel damit anfangen. Sie demolierten ein paar Sachen, damit die Fremden auch wirklich nichts mehr damit ausrichten könnten. Aber... na ja, ich weiß nicht. Auf jeden Fall wäre ich sehr froh, wenn Sey-Wüün sich wieder meldete." Fij-Gül war ein Gedanke gekommen. „Wenn er nun aber nichts mehr von sich hören läßt", fragte er, „was unternehmen wir dann?" Wee-Nii sah ihn unglücklich an.
„Das frage ich mich auch. Der Teil unserer Luftflotte, der der Raumschiffahrt dient, besteht aus insgesamt drei Fahrzeugen, die so leistungsfähig sind wie
Weitere Kostenlose Bücher