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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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abwimmeln konnte.
    »Also gut«, sagte er. »Ich führe Sie ins Empfangszimmer. Aber Sie müssen sich ein wenig gedulden.«
    Zamorra und Nicole folgten dem dunkelhaarigen jungen Mann, dem seit gestern der Baronstitel zugefallen war, in den rechten Teil des Hauses. Der Korridor war mit Teppichen ausgelegt. Es gab hohe Fenster mit kleinen Bleiglasscheiben und Gemälde an den Wänden.
    Paul de Gascoyne brachte Zamorra und Nicole in eine kleine Halle mit Parkettfußboden und zierlichen Sesseln. Durch zwei große Fenster an der Rückseite fiel Licht.
    »Mir kommt es vor, als sei dieses Schloß nur zur Ausstellung und Besichtigung gedacht«, sagte Nicole. »Ich kann es kaum glauben, daß Menschen hier wohnen sollen.«
    Zamorra zuckte die Achseln. Ihm kam es auch so vor, als ob die de Gascoynes einen Kult mit ihrer Vergangenheit und ihrem Namen betrieben. Das gab es noch. Alter Adel, der unter sich bleiben wollte.
    Zamorra hätte sich auch ein »de« vor den Namen schreiben können. Aber daran lag ihm nichts. Er überlegte sich, daß er mit seinem hellen Anzug und dem blauen Freizeithemd für Trauerfeierlichkeiten nicht richtig angezogen war.
    Auch Nicoles apfelgrünes Kostüm war nicht unbedingt das Rechte. Aber Zamorra und Nicole waren nicht als Trauergäste erschienen.
    Die beiden betrachteten die Gemälde an den Wänden, Vorfahren der de Gascoynes und Personen aus früheren Jahrhunderten, die heute keiner mehr kannte. Eine Dreiviertelstunde verging.
    Dann – endlich – kam eine schwarzgekleidete, große und stattliche Frau mit einem durchsichtigen schwarzen Schleier vor dem Gesicht.
    Eine alte Dame und eine Frau in ihrem Alter, beide ebenfalls in Schwarz, folgten ihr.
    »Professor Zamorra!« rief die große Frau. »Ich höre eben erst, daß Sie gekommen sind. Vielen Dank. Ich muß unbedingt mit Ihnen sprechen.«
    Zamorra reichte ihr die Rechte.
    »Mein herzliches Beileid, Baronesse. Ihr Gatte ist eines tragischen und unnatürlichen Todes gestorben. Ich kannte ihn zwar nicht nä- her, aber mein verstorbener Onkel sprach immer sehr gut von seinem Freund, dem Baron de Gascoyne.«
    Auch Nicole sprach ihr Beileid aus. Die Baronin stellte die alte Dame als ihre Mutter und die andere Frau als Schwester des toten Barons vor.
    »Alle hier wollen mir einreden, daß ich nicht bei klarem Verstand bin, weil ich die Geschichte des alten Dissot glaube«, sagte die Baronin de Gascoyne. »Dabei hätte der trottelige Alte nie meinen Mann so zurichten und sich eine solche Geschichte ausdenken können. Es gab für ihn auch keinen plausiblen Grund, meinen Mann zu ermorden. Nein, es ist wahr, Armand ist in der schwarzen Kapelle gestorben.«
    Die Mutter der Baronin und die Schwester des Barons wechselten einen Blick. Offenbar akzeptierten auch sie die Geschichte nicht ganz.
    »Die schwarze Kapelle«, sagte Zamorra. »Ist über ein Bauwerk dieses Namens etwas in der Gegend hier bekannt?«
    »Es könnte alles mit der Hinrichtung von Romain Rolland zusammenhängen«, sagte die Baronesse. »Er war ein Hexer, und er starb 1776 auf der Guillotine. Wenige Tage später kam Baron Robert de Gascoyne ums Leben, der ihn zum Tode verurteilt hatte, ein Vorfahr meines Mannes, damals der Herr auf Schloß Gascoyne. Und stellen Sie sich vor, Professor Zamorra. Dissot, der alte Förster, behauptet, er hätte eine Stimme gehört, die sagte: ›Baron Robert de Gascoyne, jetzt habe ich dich. Jetzt spürst du meine Rache!‹«
    Die Augen der Baronin blitzten unter dem Schleier. Paul de Gascoyne trat ein, der junge Baron. Er mußte neben der nur angelehnten Tür gestanden und alles belauscht haben.
    Er lächelte so überlegen und blasiert, daß Zamorra ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Der grüne Junge meinte, er hätte die Weisheit mit dem Schaufellader eingetrichtert bekommen und nur seine Meinung sei die Richtige. Er berührte den Arm seiner Mutter.
    »Mama, ereifere dich nicht. François Dissot ist der Mörder. Er muß auf seinen Geisteszustand untersucht werden. Dieser Mordi’all ist schon gräßlich genug. Bitte erzähle nicht Dinge, die alles noch mehr komplizieren.«
    Anne de Gascoyne machte ihren Arm mit einer heftigen Bewegung frei.
    »Ich habe die Familiengeschichte der Gascoynes und die Historie dieser Gegend studiert«, sagte sie. »Das ist mein Hobby, du weißt es. Außerdem schwärme ich für das Okkulte. Und meine weibliche Intuition sagt mir, hinter dem Mord an meinem Mann, deinem Vater, steckt Romain Rolland, der Hexer.«
    Paul schüttelte den

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