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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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ertönten.
    Verstehen konnte der Förster aber nur, was der Baron rief. Er zitterte an allen Gliedern. Dann gellte das schaurige Gelächter, das sich anhörte, als käme es direkt aus der Hölle.
    Eine Stimme, getränkt mit Hohn und abgrundtiefem Haß, rief:
    »Baron Robert de Gascoyne, jetzt habe ich dich! Jetzt spürst du meine Rache.«
    Eine weitere Männerstimme schrie vor Schmerz und Angst. Sie klang unwirklich und verzerrt, so als stamme sie nicht von dieser Welt. Dem Förster lief der Schweiß am Körper herunter. Er ächzte.
    Sein Herz hämmerte, und er glaubte, jeden Moment vor Entsetzen zu sterben. Noch einmal rief der Baron, sein Herr und Arbeitgeber.
    »Dissot! Hol Hilfe herbei, Dissot. Ich…«
    Seine Stimme erstarb, endete mit einem Röcheln. Längst war das Gelächter erstorben. Das Krachen und Poltern, die unheimlichen Laute und Stimmen, alles verstummte. Still war es, totenstill.
    Der Förster fror, und seine Zähne klapperten, als habe er Schüttelfrost. Mit einem irren Schrei warf Dissot die Flinte weg und rannte davon, als wäre er endlich von einem grauenvollen Bann befreit.
    Äste schlugen dem Förster ins Gesicht, doch er spürte es nicht.
    Fort, nur fort von diesem gräßlichen Ort, etwas anderes konnte er nicht denken!
    Schon der bloße Anblick der unheimlichen Ruine hatte ihn zuvor so erschreckt, daß er fast dem Baron ins Pferd gelaufen war. Jetzt war er völlig erledigt; seine Nerven versagten. Der Schock und die tief in ihm sitzende Angst jagten ihn durch den Wald, so schnell ihn seine zittrigen alten Beine trugen.
    Als Dissot ins Schloß Gascoyne taumelte, am Ende seiner Kräfte, konnte er sich zuerst gar nicht verständlich machen. Ein paar Angestellte vom Schloßgut fuhren schließlich in den Wald, nahmen noch ein paar Holzfäller, die dort arbeiteten, mit zu der Lichtung. Dissot hätten keine zehn Pferde mehr hingebracht.
    Die Frau des Schloßherrn, sein Sohn Paul, der Verwalter, drei Bedienstete und vier Holzfäller kamen kurz vor Einbruch der Dämmerung zu der Lichtung. Die Ruine der schwarzen Kapelle war verschwunden. Es gab nicht einmal niedergedrücktes Gras, wo das schaurige Gemäuer laut Aussage des Försters Dissot gestanden haben sollte.
    Aber mitten auf der Lichtung lag der Baron Armand de Gascoyne, schrecklich zugerichtet, bedeckt mit geronnenem Blut. Fast alle seine Knochen waren zerschlagen, sein Gesicht zur Unkenntlichkeit verstümmelt, der Schädel zerschmettert.
    Immer noch mieden die Vögel die Lichtung, und keine Biene summte darüber hinweg.
    ***
    Zamorra hatte seine zwanzig Bahnen hinter sich und stieg aus dem Swimmingpool. Nicole Duval, mit einem Bikini, an dem selbst eine Liliputanermotte verhungert wäre, saß am Rand des Pools und ließ die wohlgeformten Beine ins Wasser baumeln.
    Sie betrachtete Zamorras durchtrainierten, muskulösen Körper.
    Der Professor schüttelte sich das Wasser aus dem Haar, trocknete sich ab. Zamorra war ein Mann Ende Dreißig und alles andere als ein Stubenhocker und blasser Gelehrtentyp.
    Die Sonne schien an diesem Maimorgen, aber sie hatte noch nicht die wärmende Kraft des Hochsommers. Nicole hatte sich nicht entschließen können, im Freien zu baden.
    Dem abgehärteten Zamorra machte das nichts aus. Der Pool befand sich im Park des Château de Montagne im Loire-Tal, dem Schloß von Zamorras Vätern. Er hatte es von seinem Onkel geerbt und mit ihm die Verpflichtung übernommen, gegen die Mächte des Bösen zu streiten. Mit seiner ganzen Kraft, unter Einsatz seines Lebens.
    Zamorras silbernes Amulett, das Erbe seines unglücklichen, fluchbeladenen Vorfahrs Leonardo de Montagne, war eines seiner wichtigsten Hilfsmittel. Zamorra hatte schon alle Höhen und Tiefen im Kampf gegen die Mächte der Finsternis durchmessen, war in andere, frühere Zeitalter geschleudert worden, in Dimensionen des Schreckens vorgestoßen und hatte selbst mit dem sagenhaften Zauberer Merlin auf der Feeninsel Avalon und dem Gralsritter Alban de Bayard Kontakt gehabt. [1]
    An diesem schönen Frühlingstag dachte er nicht an seine große Aufgabe und an all das Unheimliche und Böse in der Welt. Zamorra hatte gerade erst einen gefährlichen Fall hinter sich und wollte ein paar Tage ausspannen.
    Zu Hause auf seinem Schloß. Bill Fleming, sein Freund und Kampfgenosse, war in die Staaten geflogen, um sich um geschäftliche Dinge zu kümmern. Dem guten Bill flogen die gebratenen Tauben auch nicht in den Mund. Manchmal mußte er etwas tun, damit sein Vermögen sich

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