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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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eine weitere Zigarette und döste scheinbar vor sich hin. In Wirklichkeit beobachtete er unter gesenkten Lidern scharf nach allen Seiten. Der Vollmond spendete genügend Licht, um den Kuna-Kuna vor einer Überraschung zu bewahren.
    Wenige Minuten später hörte Lopez Schritte.
    Nicht einmal eine Horde Elefanten macht so viel Krach wie ein einziger Weißer, dachte der Indianer. Er kicherte lautlos. Der Gedanke belustigte ihn ungemein.
    Gleich darauf tauchte zwischen den Stämmen eine mittelgroße Gestalt auf. Lopez hörte den Mann fluchen. »Damned, jetzt hab‘ ich doch die verfluchte Pyramide richtig verpaßt.«
    Der Indianer rief den Ankömmling leise an. Dieser schrak zusammen, kam aber eilig näher. »Hallo, Lopez!«
    »Hallo, Bender! Haben Sie meinen Anteil mitgebracht?«
    »Aber sicher! Hier, in der Aktentasche.«
    »30 000 waren ausgemacht!«
    »Was denn sonst?«
    »Und ich habe in der rechten Hand eine entsicherte Pistole Nicht, daß Sie auf dumme Gedanken kommen.«
    »Wo werd‘ ich denn!«
    Die beiden Ehrenmänner standen dicht beieinander. Bender winkelte den rechten Oberschenkel an, legte die Mappe auf die so geschaffene Unterlage und öffnete sie.
    Er schlug blitzschnell die Tasche von unten gegen Lopez' rechten Arm. Der Schuß krachte, pfiff aber ungefährlich über Benders Kopf hinweg. Auf Lopez' Gesicht spiegelte sich der Ausdruck ungläubigen Erstaunens wider. Er spürte einen feinen Stich im Herzen — und dann nichts mehr.
    Bender stieß einen leisen Pfiff aus. Zwei Männer stürzten auf ihn zu. »Hast du ihn?«
    »Aber sicher! Los, wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Zu dritt trugen die Verbrecher die Leiche des Indianers etwa 500 Meter seitab zu einem kleinen, sumpfigen See. Gleich darauf war ein Aufklatschen zu hören, Schilf raschelte, ein Flamingo strich lautlos über die Wasserfläche, eine Horde Frösche begann empört zu quaken.
    »Dreißigtausend Dollar!« sagte Bender kopfschüttelnd. »Der Kerl war komplett verrückt!«
    »Wäre aber bei dem Geschäft herausgesprungen«, warf einer seiner beiden Begleiter ein. »Hast du vielleicht Lopez' Frau vergessen?«
    »Pah — ein dummes Indianerweib. Sie weiß von nichts!«
    ***
    Wir aßen in aller Eile zu Abend und fuhren dann mit Lewis und Mantelli nach South Gamboa. Wir verfolgten die Route, die der Bus genommen hatte und legten in Diablo Hights, einem gottverlassenen Nest in der Kanalzone, die erste Rast ein.
    Der Ort bestand aus wenigen Häusern, einigen Geschäften, in denen das Personal der Kanalgesellschaft Lebensmittel und die Dinge des täglichen Bedarfs kaufte, und der Chichita-Bar. Dort war Ghichita, die Besitzerin, die Hauptattraktion, eine fremdartig-schöne, bereits etwas füllige Mestizin von etwa 25 Jahren.
    Etwa 50 Gäste, alles harte Burschen, saßen in dem recht schäbigen Lokal und lauschten dem Lärm, den die Musik-Box verströmte. Dazu tranken sie einen fürchterlichen Schnaps, der Julepp oder so ähnlich heißt.
    Verfolgt von den argwöhnischen Blicken der Gäste pirschten wir uns an Chichita heran und nahmen sie in ein kurzes Verhör.
    Es kam leider nichts dabei heraus.
    In Red Tank, der nächsten Station, war es nicht anders, also fuhren wir gleich nach South Gamboa weiter.
    Unser Mann dort hieß Hal Davies, war Vorarbeiter eines Eautrupps und fluchte entsetzlich, weil wir ihn mitten im schönsten Schlaf störten. Als er hörte, was wir von ihm wollten, schaltete er als anständiger Mensch sofort um und war bereit, uns zu helfen.
    »Sie wissen ja, worum es sich handelt, Davies«, sagte Phil und hielt ihm auffordernd seine Packung Camel hin. »Sie haben den gelben Bus am Freitag gegen 9 Uhr 40 gesehen?«
    »Stimmt, Sir!«
    »Sind Sie ganz sicher, daß es sich auch wirklich um Lopez' Bus handelte?«
    »Ganz sicher!«
    »Haben Sie die Kinder gesehen; ihre Köpfe, meine ich.«
    Davies war nicht groß im Nachdenken, aber gründlich.
    Nach einer Weile meinte er zögernd: »Gesehen eigentlich nicht. Hab' nicht so aufgepaßt. Aber ich habe sie singen hören. Es klang wie eines der Dinger, das die Neger manchmal im Rundfunk singen.«
    »Wo haben Sie den Bus gesehen?«
    »Auf dem Küstenweg nach Chilibre.«
    »Dann müßte er eigentlich wieder zurückgekommen sein«, warf Mafttelli ein. »Mit normalen Kraftfahrzeugen ist der Weg bestenfalls bis Pueblo befahrbar.«
    Davies runzelte die Stirn. »Stimmt eigentlich, Capitano. Jetzt, wo Sie so direkt davon sprechen, fällt es mir auch auf. Aber im Verlauf der nächsten fünf Stunden

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