0076 - Wir verlernten das Lachen
um. Wie immer in solch entscheidenden Momenten war ich kalt und ruhig. Ein Rippenstoß genügte, um Phil zu alarmieren. Wie ein Mann sprangen wir aus der Deckung. Ich bekam Roberts an der Kehle zu fassen, drückte mit aller Kraft zusammen und fühlte, wie er kraftlos wurde. In der Eile hatte ich nicht auf Phil geachtet. Ich hörte nur einen Fall und gleich darauf Olivarez etwas auf Spanisch brüllen.
Der Verbrecher floh in langen Sätzen.
Ratatatatat! — Ich weiß nicht, wer geschossen hatte. Olivarez stolperte jedenfalls, fiel zusammen und blieb liegen. Das Haus war plötzlich in strahlende Helle getaucht. Wir sprangen in den Gang und stießen auf Geronimo und zwei weitere Männer, die sich später als Sal und Alvarez entpuppten.
Geronimo Heß die Pistole fallen. Die beiden anderen taten es ihm nach. Ich sprang Geronimo an und schüttelte ihn. »Wo sind die Kinder?«
»Im Keller!« murmelte er schreckensbleich.
»Phil, mit sieben Mann in den Keller!« schrie ich, »Geronimo führt!«
Phil stürmte los. Drei Mann legten Hal, Alvarez und dem eben wieder zu sich kommenden Roberts Handschellen an.
Mit den restlichen zwei Beamten stürmte ich das Obergeschoß. Nichts. Plötzlich erlosch das Licht. Eine neuerliche MP-Salve peitschte auf. Wir warfen uns hinter den spärlichen Möbeln in Deckung. Sekunden später hörte ich Phils Stimme. »Jerry, wir haben sie alle. Wo steckst du?«
»Obergeschoß!« brüllte ich zurück. »Vorsicht, der Flur ist besetzt. Licht. Zum Teufel, macht Licht!«
Gleich darauf begann die Schwachstrombeleuchtung wieder zu funktionieren. Die Gangster mußten irgendwo ein Aggregat haben.
Ich suchte mit meinen Leuten in aller Eile der Oberstock durch, fand aber keine Seele. Also eilte ich wieder ins Erdgeschoß. Dort versammelte sich Phil mit seinen Leuten und zehn Jungen. Sie waren alle gleich gekleidet: schwarze Breeches, Wickelgamaschen, kurzes, weißes Jackett. Einer von ihnen, ein großer, hübscher, schlaksiger Bengel von vielleicht 16 Jahren baute sich vor mir auf. »Ich bin Benson de Witt, G-man. Dank, tausend Dank. Doch davon später. James Leader und zwei Dagos fehlen. Wir müssen das Haus verlassen. Leader hat Sprengladung und Zeitzünder angebracht. Wir können jeden Augenblick in die Luft gehen!«
Einige der jüngeren Boys begannen zu weinen und zu wimmern.
»Raus!« brüllte ich. »Schirmt die Jungen ab! Licht aus! Wo stecken die anderen?«
Jemand fand die Hauptsicherung. Schlagartig erlosch das Licht. Inzwischen hatten sich die drei Mann, die die Gefangenen bewachen sollten, mit Roberts, Hal und Alvarez ebenfalls in den Bau zurückgezogen. Geronimo stand gefesselt zwischen mir und Phil.
»Raus!« heulte er auf. »De Witt hat recht. Leader jagt uns alle in die Luft!«
Ich stürzte mit entsicherter MP aus dem Haus und taumelte geradewegs in eine MP-Salve, die mir den Garaus gemacht hätte, wäre ich nicht Sekundenbruchteile zuvor gestolpert und gefallen.
»Vorderausgang nehmen!« hörte ich Phil rufen.
Ich hatte mir die Stelle gemerkt, an der das Mündungsfeuer aufgeflammt war. Ich jagte ein Magazin gegen die Stelle, wälzte mich blitzschnell zur Seite und wechselte das Magazin.
Ratatatatatat. Neben meinem Kopf bohrten sich die Geschosse in die Erde.
»Sind — in — Sicherheit!« hörte ich Phil schreien.
Ich gab einfach aufs Geratewohl einen zweiten Feuerstoß ab, dann schnellte ich auf und raste in riesigen Sprüngen zum Waldrand, Ich hörte einen markerschütternden Aufschrei, der aber in einer brüllenden Explosion unterging. Sekundenlang war die Nacht taghell erleuchtet, eine warme Woge warf mich zu Boden, mein Gesicht schrammte schmerzhaft auf Stein.
Als ich wieder auftaumelte und mich umwandte, sah ich nur mehr rauchende, glimmende Trümmer des Steinhauses.
»Hierher, Jerry!« rief Phil.
Ich rannte einfach der Stimme nach und kam dazu, wie die Beamten zwei Mestizien und einen schlanken Nordamerikaner fesselten. James Leader hatte einen glatten Schulterdurchschuß. Er fluchte wie ein verkommener Hafenarbeiter.
Jetzt endlich konnten wir Bestandsaufnahme machen. Olivarez war tot, James Leader schwer, wenn auch nicht lebensgefährlich verletzt. Roberts, Geronimo, Hal, Alvarez und die beiden Mestizen, die Filipo und José hießen, hatten wir unversehrt festgenommen.
Die College-Boys waren mit ihren Nerven fertig. Die älteren versuchten sich zu beherrschen, die jüngeren begannen zu weinen.
»Alle herhören!« rief ich. »Wir haben ein Funkgerät mit. In
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