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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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ist der Bus nicht zurückgekommen.«
    »Wieso wollen Sie das so genau wissen!«
    Der Vorarbeiter zündete sich eine Zigarette an. »An der bewußten Stelle war Freitagmorgen ein Teil der Kaimauer zusammengebrochen. Mußte sofort ausgebessert werden; war eine schwierige und häßliche Arbeit. Ich bin meiner Gruppe nicht eine Sekunde von der Seite gewichen.«
    Der Mann konnte uns weiter nichts nützen. Wir schickten ihn schlafen. Körperliche Arbeit im Tropenklima ist für einen Weißen eine ziemlich harte Sache.
    ***
    »Auf nach Pueblo«, sagte Phil, als wir wieder im Wagen saßen. Er sah auf die Karte, und ich beugte mich zu ihm vor. Der Weg von Pueblo verlief nach Nordosten längs eines Zuflusses zum Gatun-See, in dem sich der Boqueron, Pequem und Chágres vereinigten; um nur die wichtigsten Gebirgsflüsse zu nennen.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, warf Kommissar Lewis ein. »Die zehn Jungen sind bei der Ankunft des Busses in South Gamboa schon nicht mehr in dem Wagen gesessen, sondern an irgendeiner Stelle der Route samt ihren Lehrern zum Aussteigten gewungen worden. Der Gesang, den die Leute hörten, stammt von einem Bandgerät. Also steckt Miguel Lopez mit den Kidnappern unter einer Decke.«
    »… und Direktor Roberts«, warf Mantelli erregt ein. »In seiner Schule muß schließlich die Bandaufnahme gemacht worden sein.«
    »Nicht unbedingt«, warnte ihn Phil vor eiligen Schlüssen. »Die Aufnahme kann auch erst während der Reise durch Panama entstanden sein. Wenn meine Überlegungen stimmen, kam Lopez allein — oder in Begleitung eines Komplicen, wobei ich dahingestellt sein lasse, ob es sich vielleicht um einen der beiden Lehrer handelte — in South Gamboa an. Er fuhr, wie wir jetzt wissen, nach Pueblo weiter. Dort endet der Weg für ein normales Kraftfahrzeug. Der Bus muß also entweder in der Umgebung von Pueblo versteckt sein, oder er wurde in dem Zufluß zum Stausee versenkt. Diese letztere Annahme ist wahrscheinlicher. Wir müssen also ein Straßenstück suchen, von dem aus der Bus ohne große Umstände in den See gerollt sein kann, und das an einer Stelle liegt, an der der See sehr tief ist. Vielleicht finden wir bei Tage sogar Spuren. Wenn nicht, muß der Zufluß mit Hilfe eines Flugzeuges abgesucht werden. Merken Sie sich außerdem für morgen vor, sofort eine eingehende Auskunft über Enrico Olivarez Zu beschaffen.«
    »Heute ist schon morgen«, versetzte der Panamese etwas gereizt. »Wann, glauben Sie, darf ich endlich schlafen?«
    »Wenn wir die zehn Jungens herausgepaukt haben«, gab ich in gleichem Tonfall zur Antwort.
    Der Weg nach Pueblo-Chilibre war keine Straße, sondern eine Zumutung. Stellen Sie sich eine ziemlich gleichmäßige Aneinanderreihung tiefer Schlaglöcher vor, die in Schlangenlinien ins Gebirge führt, eingesäumt rechts von mit Urwald bedeckten Hügeln, links vom Mangrove-Ufersumpf, dann haben Sie eine Vorstellung davon, die der Wirklichkeit recht nahekommt.
    Unser Jeep, an dessen Steuer Mantelli saß, arbeitete sich hüpfend und schlingernd etwa zehn Meilen vor. Mir taten dabei sämtliche Knochen weh.
    Der Weg neigte sich einer kleinen Senke entgegen. Der Scheinwerferstrahl erfaßte eine Gruppe breitwipfeliger Encina-Bäume, die mit den dazwischenstehenden Cedrelen prächtig kontrastierten.
    Darüber, was Glück ist, gehen die Auffassungen der Philosophen und Dichter auseinander. Unser Glück jedenfalls war es, daß Mantelli plötzlich den Motor abwürgte und der Wagen stehenblieb. Lewis, der neben dem Capitano saß, wandte sich um, um eine mokante Bemerkung zu machen, aber sie blieb ihm im Hals stecken. Ich sah bei der Baumsruppe plötzlich Mündungsfeuer und hörte das rasende Stakkato einer MP-Salve. Zugleich flogen die Trümmer der Frontscheibe mir um die Ohren. Ich duckte mich, wartete ab, bis unser so plötzlich aufgetauchter Feind sein Magazin verschossen hatte, und hechtete nach rechts aus dem Wagen. Lewis zögerte sekundenlang. Das wurde ihm zum Verhängnis. Mitten im Spruns stieß er einen Wehlaut aus und brach zusammen. Ich kroch blitzschnell zu ihm, packte ihn unter den Achseln und brachte ihn im Kugelhagel hinter dem Jeep in Sicherheit, wo Phil und Mantelli es sich bereits bequem gemacht hatten.
    »Verletzt?« fragte ich den Kommissar.
    »Schulterdurchschuß«, erwiderte er stöhnend.
    Inzwischen ging das Feuerwerk weiter. Ich erinnerte mich an Mantellis MP. Ich wartete wieder eine Feuerpause ab, kroch neben dem rechten Hinterrad vor',’ federte auf und riß

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