0076 - Wir verlernten das Lachen
MP und Magazintasche aus der Halterung. Das hätte mich beinahe meinen Kopf gekostet, denn unser Gegner ließ eine neue Salve aus der Kugelspritze rauschen. Mit einem gewaltigen Satz sprang ich zurück und brachte mich wieder in Sicherheit.
Feuerpause.
Drei Schritt trennten mich von dem mächtigen Stamm einer Mostpalme. Ich sprang auf und lief zu der Palme hinüber, wo ich sofort Deckung nahm und die Waffe durchlud.
Wieder gab der Feind Feuer. Eine ganze Salve prasselte in den Kühler des Jeep Dieser begann plötzlich zu brennen. Die Absicht des Gegners war nur zu klar: man wollte uns zwingen, die Deckung hinter dem Wagen aufzugeben, um uns dann wie die Hasen abzuschießen.
Inzwischen hatte ich aber genau die Stelle ausgemacht, wo das Mündungsfeuer aufleuchtete Ich zog die MP fest in die Schulter, zielte und krümmte den Zeigefinger. Ratatatatatatat. Die Schulterstütze massierte rhythmisch meine rechte Achsel. Aus.
Ich schob blitzschnell das zweite Magazin ein und gab letzt Streufeuer ab. Ein gellender Aufschrei bewies mir, daß ich jemanden getroffen hatte.
Plötzlich . erschütterte eine gewaltige Detonation die Luft. Das Feuer hatte den Tank des Jeep erfaßt, und das Benzin war explodiert.
Wummm! Ein dunkler, massiver Gegenstand klatschte vor meiner Nase auf den Boden: der Motor. Einige Zentimeter mehr — und er hätte mich erwischt.
Stille. Nichts rührte sich. Ich lud meine Waffe mit dem vorletzten Magazin.
»Die Bande ist abgehäuen!« hörte ich Phil hinter mir. Ich blickte mich um. Die drei anderen hatten sich, von mir unbemerkt, ebenfalls gerade noch rechtzeitig abgesetzt.
Ich fragte Lewis, wie es ihm gehe.
»Ich habe Schmerzen«, erwiderte der Kommissar. »Aber es ist nicht so schlimm!«
Ich wollte mich erheben, würde aber von Phil kräftig zurückgerissen. »Du bist lebensmüde! — Wir müssen abwarten! — Well, die Kidnapper sind bestens informiert. Wir brauchen gar nicht mehr getarnt vorzugehen. Verdammter Mist!«
Wir warteten eine ganze Weile, ehe wir es wagten, nachsehen zu gehen. Lewis verbiß sich den Schmerz und meinte, er könne ganz gut laufen, er habe vermutlich nur eine Fleisch wunde abbekommen, und wir sollten doch wegen der Kleinigkeit kein Theater machen.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir uns unter Anwendung aller erdenklichen Vorsicht an die Stellung des Gegners herangepirscht hatten. Die Gangster waren natürlich längst verschwunden und hatten nur die Leiche eines hageren, sehnigen Mulatten zurückgelassen, die wir unter einem Stechapfelbusch fanden. Sie war mit Blueieans und einem unsagbar schmutzigen Buschhemd bekleidet.
Mantelli leuchtete das pockennarbige, unrasierte Gesicht des Toten sekundenlang mit der Taschenlampe an.
»Ein alter Bekannter«, sagte er zu meiner Überraschung. »Antonio Pirelli. E wurde vor vier Monaten nach Verbüßung einer siebenjährigen Zuchthausstrafe entlassen und war. seitdem verschwunden. Ich hatte damals mit dem Fall zu tun, deswegen erkenne ich das Gesicht wieder.«
Der Tote trug weder Papiere noch Geld bei sich.
»Auf welchem Gebiet hat er sich betätigt?« erkundigte sich Phil.
»Straßenraub«, erwiderte Mantelli kurz. »Jedenfalls ist jetzt bewiesen, daß wir es mit einer Bande von Berufsverbrechern zu tun haben.«
»…deren Kopf«, warf ich ein, »durchaus Amateur sein kann. Vergessen Sie das nicht. — Nun gut, hier haben wir nichts mehr zu tun. Wollen aufbrechen.«
»Hallo, Taxi!« witzelte Phil schwach. In der Tat, wir hätten einen Wagen dringend nötig gehabt. Aber es gab keinen: nirgends war ein Mensch oder eine Siedlung. Es blieb uns gar nichts anderes übrig, als uns zu Fuß auf den Rückweg nach South Gamboa zu machen.
Der Jeep war nur mehr eine verglimmende Autoleiche. Wir mußten das Wrack liegenlassen, ebenso den toten Pirelli, und machten uns auf den Weg.
An diesen Marsch werde ich mein ganzes Leben lang denken! Als wir sechs Meilen zurückgelegt hatten, machte Lewis endgültig sehlanp. Mit den Armen umfaßten wir ihn links und rechts und schleppten ihn weiter. Ge Pen Morgen war South Gamboa erreicht. Dort gab es eine US-Sanitätsstation. Dorthin brachten wir den Kommissar und übergaben ihn dem Arzt. Es war Zeit, daß er endlich behandelt wurde. Obwohl seine Verwundung relativ harmlos war, fieberte er und war halb bewußtlos. Unter Tropenverhältnissen reagiert eben der menschliche Körper auf Krankheiten und Wunden ganz anders als in der gemäßigten Zone. Wir drei anderen gingen zur Kanalpolizei, um
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