0077 - In den Fesseln der Ewigkeit
linkes Handgelenk und die Fesseln seiner Füße. Eine Haube umhüllte seinen Kopf. Dicht vor seinem Mund schwebte eine Art Spiegel, der mit Selenzellen gekuppelt war. Der geringste Hauch aus dem Mund würde genügen, um die gesamte Alarmanlage auszulösen.
Perry Rhodan hatte 1972 für Ernst Ellert ein Mausoleum errichtet, wie es noch niemals ein Sterblicher erhalten hatte. Aber, so hatte Rhodan damals auch schon geahnt, Ellert war kein Sterblicher im eigentlichen Sinne des Wortes. Tief in seinem Innern hatte er die Überzeugung gehegt, daß er eines Tages, in naher oder fernster Zukunft, dem Teletemporarier noch einmal begegnen würde.
Der Schacht hatte sich mit flüssigem Beton gefüllt, der sofort erstarrte. Es gab nichts auf dieser Welt, das jemals die Ruhe des „Toten" stören würde. Und doch gab es einen Zutritt zu der Grabkammer, den aber nur Rhodan kannte. Und wenn Ellert jemals erwachte, so konnte er sich innerhalb einer halben Stunde aus seinem Gefängnis befreien.
Was aber würde er dann vorfinden?
Eine Erde, die nahe um eine rote Sonne kreiste und in sie zu stürzen drohte? Einen Planeten, den eine Invasion aus dem Raum jedes Lebens beraubt hatte?
Sinnend hatte Rhodan zugesehen, wie die Roboter den pyramidenförmigen Kegel an der Stelle errichteten, unter der sich das Grab befand.
Dann hatte er sich umgedreht und war in die Ansiedlung zurückgekehrt, aus der einmal die gewaltigste Stadt der Erde - Terrania entstehen sollte.
*
Siebzig Jahre lang war nichts geschehen. Inzwischen entstand das Solare Imperium, und Terra wurde zum galaktischen Machtfaktor. Aber immer noch gab es unter der Energiekuppel von Terrania einen Raum, in dem alle Fäden sämtlicher Alarmanlagen zusammenliefen. Und ein winziges Lämpchen auf einer hohen Schalttafel war bisher dunkel geblieben.
Unter dem Lämpchen stand ein Name: Ernst Ellert -1972.
*
An diesem Tag, am 14. September 2043, hatte ein Sergeant namens Stootz Dienst in der Alarm-Kammer, wie die Zentrale für Überwachung allgemein genannt wurde.
Stootz kannte Ellert natürlich nicht, aber er kannte seine Pflichten. Sie waren nicht sonderlich aufregend oder schwer. Er hatte nichts anderes zu tun, als darauf zu achten, ob eine der Lampen vor ihm aufleuchtete.
Damit soll nicht gesagt werden, daß Sergeant Stootz in jeder Beziehung ein unwissender Laie war. Im Gegenteil! Es war reiner Zufall, daß er heute in der Alarm-Kammer Dienst hatte. Jeder kam da einmal dran.
Stootz war nebenbei einer der fähigsten Funk- und Elektronikfachleute des Funkpersonals. Er wußte nicht nur, daß eine der Alarmlampen aufleuchten konnte, er wußte auch, warum sie aufleuchtete. Denn hinter der so einfach aussehenden Schalttafel lag ein kompliziertes System positronischer und elektronischer Anlagen verborgen. Die Leitungen führten in alle erdenklichen Richtungen und endeten zumeist vor den Hyperfunkempfängern. Denn auch dann, wenn es im Sonnensystem XX, Tausende von Lichtjahren entfernt, Alarm geben sollte, würde hier vor seinen Augen, die entsprechende Lampe aufleuchten.
Und dann wußte er, was es zu tun gab.
Sergeant Stootz schaltete mit einem Griff die zusätzliche Summeranlage ein. So war er sicher, einen eventuellen Alarm nicht zu übersehen, falls seine Aufmerksamkeit nachlassen sollte. Beruhigt nahm er sein Buch und begann zu lesen.
Um ihn herum war die Stille der beginnenden Nacht. Nur nebenan in der Funkzentrale ertönte hin und wieder das Rattern der Hypergrammschreiber und Bildübermittler. Das Nervenzentrum des Solaren Imperiums schlief niemals.
Es durfte niemals schlafen, wenn es nicht für immer in den Schlummer des Todes fallen wollte.
*
Keine zwei Kilometer von der Funkzentrale entfernt bewohnte Allan D. Mercant sein gemütliches Heim.
Mercant sah immer noch so jung - oder alt - aus wie vor sieben Jahrzehnten. Er hatte zusammen mit Rhodans fähigsten Mitarbeitern die lebensverlängernde Zelldusche auf dem Kunstplaneten Wanderer erhalten. Sein schütterer Haarkranz war blond geblieben, und immer noch lebte in seinen Augen die ständige Wachsamkeit, die ihn für den Posten des Solaren Abwehrchefs geradezu prädestiniert hatte.
Auf dem Bildschirm seines Stereo-Televisors tanzte eine Ballett-Gruppe der russischen Oper. Mercant saß in einem bequemen Sessel davor, weit genug, um seine Augen zu schonen. Er liebte es nicht, so früh ins Bett zu gehen. Erst gegen zwölf Uhr erreichte sein Körper die notwendige Müdigkeit. Dann schaltete er
Weitere Kostenlose Bücher