008 - Die Pest frass alle
Soldaten. Sie kontrollierten jeden Zufahrtsweg. Zelte standen am
Straßenrand außerhalb der Stadt, die den Armee-Einheiten als Unterkunft
dienten.
Larry wurde
angehalten.
»Tut mir
leid, Sir«, sagte der Soldat, der sich mit umgehängtem Karabiner dem Wagen
näherte. »In die Stadt darf niemand rein. Das liegt im übrigen in Ihrem eigenen
Interesse.« Die Blicke des Soldaten streiften den jungen Mann an Brents Seite
und dann die vier Mädchen, die wie die Heringe auf dem Rücksitz saßen. Ernst
und verschlossen. Angst zeichnete die Gesichter. »Ihr wollt wohl in Tuba eine
Party feiern, wie? Daraus wird wohl nichts.«
»Sehen wir so
aus?« warf Larry ein. »Wir platzen fast vor Freude, sieht man uns das nicht an?
Dürfte ‘ne ziemlich traurige Party werden. Die Pest ist in der Stadt.«
»Ja, wenn ihr
das wißt.« Der Soldat schob seinen Kaugummi auf die andere Seite des Mundes.
»Warum kommt ihr dann trotzdem hierher?«
»Wir wollen
zur Quarantänestation. Ansteckungsgefahr«, entgegnete Larry.
»Die gibt es
bis jetzt zum Glück nur innerhalb der Stadt.«
»Wo wir
herkommen, gibt es sie auch. Ich möchte gern den verantwortlichen Officer
sprechen«, verlangte der PSA-Agent.
Der Soldat
grinste. »Da könnte jeder kommen...«
»Ich bin
nicht jeder.« X-RAY-3 ließ das Fenster mit einem Knopfdruck lautlos
herabgleiten. Er reichte seine Lizenz nach draußen.
»FBI?«
wunderte sich der Bundessoldat.
Drei Minuten
später wurde Larry Brent dem verantwortlichen Offizier vorgestellt. Es wurde
ein Gespräch unter vier Augen. Larry Brent überreichte dem Offizier die
gefährlichen Steinkrümel, die er in seinem Taschentuch eingewickelt hatte. Das
Bündel wurde in einem Metallbehälter wenig später von einem Hubschrauber
weggebracht. Man behandelte die Fracht wie radioaktives Material. Und in
gewisser Hinsicht war es so etwas Ähnliches. Es zerstörte den menschlichen
Körper.
Der Offizier
begleitete den PSA-Agenten, der ihm einen tieferen Einblick in gewisse Dinge
gegeben hatte, bis zur Tür. Er wollte sich mit Handschlag verabschieden, aber
Larry schüttelte den Kopf.
»Sie müssen
umlernen, Sir. Hier gelten von nun an andere Gesetze. Es sind die Gesetze, die
uns die Pest aufoktroyiert.«
Ernst klemmte
sich X-RAY-3 hinter das Steuer. Die rotweiße Barriere über der Straße hob sich.
Der Sergeant
am Straßenrand grüßte militärisch.
Larry rief
ihm zu, daß der Reiseunternehmer Mike Haiverton noch nachkommen würde. Man
sollte ihn in die Stadt einlassen und ihn zur Vorsorge-Quarantänestation führen.
Dann fuhr der
Lotus Europa langsam durch die dunklen Gassen, durch die der Pesthauch wehte.
Man sah ihn
nicht, man roch ihn nicht. Aber er war vorhanden. Er zeigte sich in zahlreichen
Formen. Ein wie zufällig am Straßenrand dahingeworfenes Kleidungsstück, eine
Pfütze, die keine war, mitten auf dem Gehweg.
X-RAY-3
steuerte den Wagen an einem wie zufällig an der Straßenecke stehenden
Polizeifahrzeug vorbei, das verlassen schien. Die Türen waren geöffnet, aber
die Cops waren nicht zu sehen. Dafür erkannte man um so besser die aus dem
Wagen tropfende Flüssigkeit, die feuchten Sitze. Auch hier hatte die Pest zwei
Opfer gefordert. Es waren die Polizisten Smith und Short.
Nach einer
Fahrt von knapp zehn Minuten durch die menschenleeren Straßen erreichte Larry
Brent den großen Platz, wo die Zelte standen. Hier waren Ärzte und
Rote-Kreuz.-Schwestern tätig. Jeder Verdächtige wurde genau unter die Lupe
genommen. Veränderte sich etwas - dann schickte man ihn in die zentrale
Erfassungsstelle, die Captain French nach Larry Brents Vorschlägen in Dr.
Stowes Haus eingerichtet hatte.
Gerade als
Brent eintraf, verließ ein Krankenwagen diesen Bezirk. Man schaffte wieder
jemand weg, bei dem die Seuche sichtbar aufgetreten war. Und wenn sie sich erst
mal zeigte, dann gab es für den Betreffenden kaum noch Hoffnung, daß sich etwas
zu seinen Gunsten veränderte. Bis jetzt jedenfalls war von einem solchen Fall
nichts bekannt.
Der PSA-Agent
und seine Begleiter meldeten sich an. In den Zelten waren Notbetten
aufgestellt. Rotierende Ventilatoren sorgten für Luftbewegung. Die Menschen,
die hier versammelt waren, redeten nicht viel, fast gar nichts. Jeder hing
seinen Gedanken nach und wartete...
X-RAY-3
nutzte ein paar ruhige Minuten, in denen er am anderen Ende des Lagers
unbeobachtet war. Er setzte sich über den Miniatursender seines PSA-Ringes mit dem
Leiter der PSA, X-RAY-1, in Verbindung.
Dort, so
erfuhr
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