0081 - Die Hexe von Los Angeles
in Blumenbeeten angebrachte Lichtquellen illuminierten. Zamorra ging an Thors Seite. Der Ase hielt seine Gallonenflasche in der Hand, die er zu mehr als der Hälfte geleert hatte.
Er starrte Linda Loring an, sie ihn. Es war wie ein Blitzschlag. Sich in den Hüften wiegend, ging Linda Loring auf Thor zu. Ein sinnliches Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Hallo, großer Mann«, sagte sie.
Thor nickte nur. Seine stahlblauen Augen schienen zu flammen. Plötzlich packte er Linda Loring und warf sie sich über die linke Schulter. Ein Aufschrei ging durch die Zuschauer.
»Nimm Vernunft an, Thor!« rief Zamorra.
Die beiden Begleiter Linda Lorings sprangen hinzu. Es waren beides kräftige, durchtrainierte Männer. Aber Thor wischte sie einfach zur Seite. Linda Loring kreischte und trommelte mit den Fäusten gegen Thors Rücken.
Zamorra und ein paar entschlossene Männer bildeten eine Front vor dem rothaarigen Hünen.
»Geht mir aus dem Weg!« grollte Thor.
Einen Moment sah es aus, als würde es eine Saalschlacht geben. Aber dann schrie Linda Loring dazwischen.
»Hört ihr nicht, was er sagt? Macht Platz und kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten. Geh draußen im Foyer die Treppe hoch in den zweiten Stock, Thor, dort sind wir ungestört.«
»Aber Sie haben doch geschrien, Miß Loring«, sagte ein älterer Mann verwirrt.
»Na und? Ich kreische öfter. Gehen Sie ihm endlich aus dem Weg, sie Holzkopf!«
Die Männer bildeten eine Gasse, und Thor trug Linda Loring aus dem Salon. Zamorra und Bill Fleming wollten nicht eingreifen, um nicht den rasenden Zorn des Asen zu erwecken. Smithers schüttelte nur immer wieder den Kopf.
Wie ein Stoßgebet murmelte er: »Wenn das nur gutgeht! Wenn das nur gutgeht!«
***
Die Party dauerte bis zum frühen Morgen. Zamorra, Bill Fleming und Smithers blieben in den Gästezimmern Gail Andersons. Thor und Linda Loring hatten sich in einem Zimmer eingeschlossen und wollten nicht gestört werden. Am Morgen mußten Gail Andersons Hausangestellte gewaltige Nahrungsmengen für Thor herbeischaffen sowie Kaviar und Champagner für Linda Loring.
Die Mittagsstunde kam und verging. Reporter mußten abgewimmelt werden, denn Linda Lorings neueste Eskapade hatte sich herumgesprochen. Gail Anderson ließ das am Tor erledigen. Doch als zwei bekannte Klatschkolummnistinnen eintrafen, ehemalige Schönheiten, die jetzt wie Hefeklöße aussahen, mußte sie sich selbst um diese kümmern.
Um 14.00 Uhr nachmittags wurde Zamorra allmählich unruhig.
»So langsam könnte sich Thor von der Loring losreißen«, sagte er, im Atrium mit den blühenden Zierpflanzen auf seine Armbanduhr blickend. »Wir haben heute noch etwas zu erledigen. Wenn wir nicht zum zweiten Treffen mit Edwiga Blutzahn erscheinen, wird uns das als Niederlage ausgelegt,«
Nur Bill Fleming und Smithers waren bei Zamorra. Der Professor entschloß sich, nach oben zu gehen, bei Thor anzuklopfen und ihn an seine Pflichten zu erinnern. Der Cadillac mit dem Hammer Mjöllnir im Kofferraum stand in der Auffahrt vor Gail Andersons Haus.
Zamorra ließ Bill Fleming und den schon beinahe entnervten Smithers zurück. Den schriftlichen Vertrag über sein Honorar hatte Zamorra schon eine Weile in der Tasche. Aber das war seine allergeringste Sorge.
Zamorra klopfte an die Teakholztür. Er fühlte sich ein wenig mitgenommen, denn mit Thor umzugehen war nicht jedermanns Sache. Andererseits hatte es auch seine guten Seiten, daß der Ase den Kampf mit Edwiga Blutzahn austrug und Zamorra nur dabeizustehen und zuzusehen brauchte. Bis jetzt jedenfalls.
»Was ist denn los?« fragte Thors ungehaltene Stimme von drinnen.
»Hier ist Zamorra. Heute ist noch etwas zu erledigen, Thor. Ich will mit dir sprechen.«
»Hauen Sie ab!« keifte Linda Loring. »Sie sind hier höchst, überflüssig, verstanden?«
Zamorra klopfte energischer. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet. Thor stand da, nur mit einer Unterhose bekleidet. Die Wunden, die er beim Kampf gegen die Wilde Jagd von Niflheim empfangen hatte, waren tatsächlich schon verheilt. Aber Thor hatte neue Kratzer, die von Linda Loring stammen mußten.
Linda Loring stand neben dem Asen, nur mit einem fast durchsichtigen Negligé bekleidet. Ihr Blick war schwärmerisch.
»Sehen Sie nicht, daß sie hier eine junge Liebe stören, Mr. Zamorra?« fragte sie höchst ungnädig. »Von Ihnen als Europäer hätte ich wirklich mehr Takt erwartet. Was wollen Sie denn?«
»Mit Thor reden. Allein.«
»Wir haben keine
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