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0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Ein paar Röhren und Spulen flogen umher. Der Fernseher gab seinen Geist auf.
    Thor betrachtete ihn und wunderte sich sehr, daß auf dem Bildschirm nichts mehr zu sehen war. Zamorra sah Bill Fleming an und zuckte mit den Schultern. Thor wußte seinen Blick richtig zu deuten.
    »Ich konnte nicht anders handeln«, sagte er. »Wie kann ich als ein Ase Zusehen, wie ein feiger und heimtückischer Mord begangen wird?«
    Thor hatte den Unterschied zwischen einem Film und dem realen Leben nicht begriffen. Er war aber keineswegs geknickt, weil er den Fernseher zerschlagen hatte. Im Gegenteil, er verlangte, nicht nur immer im Hotelapartment herumzusitzen.
    Thor wollte seinen Sieg feiern, den Triumph über die Hexe Edwiga Blutzahn. Zamorra ermahnte den Asen, sich ja manierlich zu benehmen. Thor sagte es lächelnd zu, aber damit beruhigte er weder Zamorra noch Bill Fleming.
    ***
    Zamorra hatte Smithers, den Sekretär des Gouverneurs, vorsichtshalber gleich mitgenommen. Sie suchten ein feudales Speiserestaurant auf. Thor aß, wie es bei den Asen Sitte war. Das heißt, er rülpste und schmatzte und warf vom Teller in die Ecke, was ihm nicht schmeckte.
    Seinen Hammer Mjöllnir führte er in einem Koffer mit sich.
    Im Nu hatte Thor die mißbilligenden Blicke aller Gäste des Lokals auf sich gezogen. Smithers wäre beinahe im Boden versunken vor Scham.
    »Kann er sich denn nicht benehmen?« flüsterte er Bill Fleming zu.
    »Er benimmt sich ja«, antwortete der junge Historiker. »Und zwar so, wie er es gewöhnt ist. Bei den Asen sind seine Tischsitten der letzte Schrei.«
    Obwohl das Restaurant vollklimatisiert war, wischte Smithers sich den Schweiß von der Stirn. Ein Kellner trat an den Tisch, die Rechnung in der Hand. Das war ein deutlicher Wink, das Lokal zu verlassen.
    Zamorra wollte keine unnötigen Komplikationen und bezahlte. Die vier Männer verließen das Restaurant. Thor war es überhaupt nicht aufgefallen, daß sie hinauskomplimentiert worden waren. Zamorra ließ es sich nicht verdrießen und steuerte das nächste First-Class-Speiserestaurant an.
    Durch Erfahrung klüger geworden, bestand er diesmal auf einem Raum für geschlossene Gesellschaften. Hier konnte Thor essen, wie er wollte. Nach sieben oder acht Steaks und etlichen Bourbons wollte der Ase Unterhaltung haben.
    »Wo gibt es hier ein Gelage oder eine Festlichkeit?« fragte er. »Ich habe keine Lust, nur herumzusitzen und Trübsal zu blasen. Ich will Spielleute hören, will schöne Frauen sehen und mit Männern zechen und lustig sein!«
    Bill Fleming begleitete den Asen zur Toilette. Zamorra und der Politsekretär Smithers überlegten, wo sie Thor hinführen sollten oder konnten. Sie mußten dem Donnergott etwas bieten, denn wenn er ungehalten wurde, konnte das in eine Katastrophe ausarten.
    »Ein Nachtlokal dürfte wohl kaum das Richtige sein«, überlegte Smithers laut. »Ein Tanzlokal schon gar nicht. Thor fällt überall auf.«
    »Sie haben doch Verbindungen, Smithers«, sagte Zamorra. »Wie wäre es mit einer Hollywoodparty? Da passieren die verrücktesten Sachen, und keiner regt sich darüber auf.«
    Smithers war einverstanden. Er hatte ein paar Bekannte in Los Angeles, die er gleich vom Restaurant aus anrief. Als er, nachdem er eine Viertelstunde telefoniert hatte, zu Zamorra, Bill Fleming und Thor zurückkehrte, hatte er einen Vorschlag.
    »Gail Anderson, ein Filmstar, feiert eine Fete in ihrer Villa in Beverley Hills. Etwa hundert Gäste aus Film, Wirtschaft, Politik und Presse sind geladen. Eine zwanglose Angelegenheit. Bei Gails Festen geht es immer hoch her, da ist was los.«
    Thor hatte interessiert zugehört. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, der zusammenkrachte.
    »Zu diesem Gelage will ich!« röhrte Thor.
    Bill Fleming betrachtete den zusammengebrochenen Tisch und schüttelte nur mit dem Kopf. Thors Verschleiß an Tischen war enorm. Der Donnergott bemerkte Bill Felemings Blick.
    »Die heutige Tischlerware taugt nichts«, sagte er. »Was kann schon mit einer Welt los sein, auf der man nicht einmal richtig auf den Tisch hauen kann?«
    ***
    Gail Andersons Villa stand auf einem Hanggrundstück im westlichen Teil von Beverly Hills. Eine Mauer schirmte das Zweitausend - Quadratmeter - Grundstück ab, ein blühender Garten, der ins Haus hineinreichte, umgab das Villengebäude mit seinen dreißig Zimmern.
    Die Villa war supermodern eingerichtet. Das nierenförmige Swimming-pool befand sich halb im Freien, halb im Haus und konnte bei schlechtem Wetter

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